Kapitel 50

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„Ich ... ich möchte nicht, dass du mitkommst." Flehend sah ich zu Satoru auf, dessen blauer Blick mir dank der weißen Augenbinde verborgen blieb. „Tu mir das nicht an. Nicht schon wieder. Bitte." Mein Griff an seiner Hand wurde fester, genau wie der Klammergriff, der mein Herz umschloss. „Wenn dir wieder was zustößt ..." doch Satoru ließ mich nicht ausreden. „Ich komme mit, Kira. Ob dir das passt oder nicht." Seine Finger hoben mein Kinn an. „Das ist dein Kampf. Das war es wohl irgendwie schon immer, hmm?" er deutete in die Richtung, in der er Kaya vermutete, was leider katastrophal falsch war. Doch Kaya tat ihm den Gefallen und stellte sich grinsend an eben jene Stelle, auf die Satoru zeigte. „Sonst wären ja wohl kaum die Toten hier." Kaya nickte und reckte beide Daumen in die Höhe, als er Satorus Worte hörte. Dann nahm er erneut den Stift und schrieb etwas Neues unter seine vorherige Botschaft.

„Es ist Schicksal. Das war es schon immer. Einst war es meines, dann war es Yukiris. Auch war es einst das von Kiko. Und mit dir, Kira, schließt sich endlich der Kreis." Er hob den Kopf und lächelte mich warm an.

Stumm trat ich an den Tisch heran und blickte auf Kayas Worte, die vor meinen Augen langsam verschwammen. „Was, wenn ich es nicht schaffe, Kaya?" Kayas Blick wurde unergründlich, als er erneut den Stift in die durchsichtige Hand nahm und wieder auf die Karte schrieb. „Die Karte wollten wir eigentlich nochmal benutzen." Warf Kyan ein, wurde von Toshi aber schnell zum Schweigen gebracht. Kaya ließ sich von Kyans Einwand nicht beirren und beschrieb weiter munter die Karte.

„Du wirst dein Bestes geben. Das weiß ich. Du bist eine Kämpferin, Kira. Das warst du schon immer. Und egal, wie die heutige Nacht ausgehen wird, wir werden vereint an deiner Seite stehen, im Sieg und in der Niederlage." Er hob den Kopf und sah mich an, der unvollständige Kreis in seinen grünen Augen schimmerte. „Und solltest du heute eine Niederlage einstecken müssen, werden wir dich mit offenen Armen hier bei uns empfangen." Neben Kaya erschienen Kiko und Yukiri, die mich beide anlächelten. Yukiri nahm Kaya den Stift ab, eine neue Handschrift gesellte sich auf die Karte. „Wir sind sehr stolz auf dich."

Schniefend drehte ich mich zu Satoru um. „Verstehst du jetzt, warum ich nicht will, dass du mitkommst?" ich konnte keine einzige Regung in Satorus Gesicht ausmachen. „Vielleicht sterbe ich, einer von uns wird es. Sukuna oder ich. Und ich ... ich ... ICH WILL NICHT DAS DU DAS SIEHST!" schluchzend brach ich auf dem Boden zusammen, wusste nicht, ob ich aus Angst oder Überforderung zitterte. Oder auch einfach nur aus Trauer. Vielleicht erlebte ich gerade die letzten Momente mit meinen Freunden, die zu meiner neuen Familie geworden waren. Meiner echten Familie. Sie waren alles, was ich hatte und ich konnte und wollte nicht zulassen, einen von ihnen zu verlieren. Dieses Mal vielleicht sogar für immer. An Yuji wollte ich gar nicht erst denken. Was ihn anging hatte ich versagt. Und das auf ganzer Linie.

Satoru zog mich vorsichtig wieder auf die Füße und schloss mich in eine warme Umarmung. „Womöglich sind die Versuche deiner toten Freunde immer an ein und derselben Sache gescheitert. Das sie allein waren." Satoru lächelte mich an. „Aber du musst nicht allein sein, Kira. Wir alle hier, wir sind für dich da. Und wir werden dich begleiten. Das ist kein Kampf, den du allein führen musst." Als ich mich in dem Zimmer umsah, jedem meiner Freunde in die Augen sah wusste ich, dass Satoru recht hatte. Ich hatte es vorher schon gewusst. Sie alle waren aus einem bestimmten Grund hier versammelt. Weil sie die Welt zu einem besseren Ort machen wollten. Zu einem sichereren Ort. Nur aus diesem Grund waren sie Jujuzisten geworden. Sie wollten den Menschen helfen und einander. Wie man das nun Mal tut in einer Familie. Also schenkte ich den Anwesenden ein Lächeln und drückte Satorus Hand. „Das werde ich euch allen nie vergessen. Das ihr so weit für mich geht." Kyan zwinkerte mir zu. „Das wird laufen, Kira. Mach dir da mal keine Sorgen." Toshi grinste breit. Sie waren wertvoll, jeder einzelne von ihnen. Ohne sie würde die Welt nicht mehr so existieren können, wie sie es tat.

Und in dem Moment wusste ich, was ich zu tun hatte.

Entschlossenheit durchströmte mich, als ich das Zimmer verließ, um meine Jacke zu holen. Danach sollte es losgehen, alle warteten nur darauf, dass ich zurückkam. Ich war dankbar, dass Rika aufgrund der vielen Anwesenden das Meeting früher verlassen hatte und dank ihres zarten Seelenliedes hatte ich sie in dem großen Gebäude schnell in der hauseigenen Bibliothek aufgestöbert. „Du musst mir helfen." War das Erste, was ich zu ihr sagte, kaum dass ich die Türe geöffnet hatte. Erschrocken zuckte sie zusammen und ließ das Buch fallen, dass sie bis eben noch in den Händen gehalten hatte. Errötet drehte sie sich zu mir um. „Du kannst Pflanzen manipulieren?" ein schüchternes Nicken. „Wie sehr?" „So sehr wie ich es will." Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. So viel sie wollte? Dass sollte reichen. „Hilfst du mir nun?" sie sah mich prüfend an. „Bei was?"

Kaum, dass ich das Gebäude schnellen Schrittes verlassen hatte, brach die Erde rund um das Gebäude herum auf. Meterlange, dicke Wurzeln krochen aus ihm heraus und schraubten sich in den dunkler werdenden Himmel. Unter lautem Ächzen und Knacken schlossen sie das Gebäude der Schutzeinheit samt all meiner Freunde in sich ein und kamen zum Stillstand. Lange würde Rika Satoru nicht aufhalten können. Aber ich wusste auch, dass er nicht blind drauflos stürmen würde. Das er mir vertraute und meine Entscheidung respektierte. Darauf hatte ich alles gesetzt. Schnell zückte ich den Autoschlüssel, den ich Kyan abgeluchst hatte und setzte mich hinter das Steuer des Mercedes. Mit quietschenden Reifen schoss ich vom Parkplatz auf die Landstraße, die mich geradewegs nach Tokyo führen würde.

Ich würde nicht zulassen, dass mich einer von ihnen begleiten würde. Das war etwas, dass ich allein tun musste. So war es mir bestimmt. Ich hoffte, dass sie es einsehen würden, wenn sie Rika nur anhörten und sie ihnen erzählte, was ich ihr gesagt hatte.

Das ich schwach war.

Es tut mir leid, Satoru. Doch das muss ich allein tun. Du hast schon so viel für mich getan und ich weiß, dass du mit mir bis ans Ende gegangen wärst. Aber das kann ich nicht zulassen. Die Welt wird dich brauchen. Die Zukunft wird dich brauchen. Dich und alle anderen.

Verzeih mir.

Im Rückspiegel sah ich auf der Rückbank Yukiri, Kiko und Kaya sitzen. Ihre Gesichter waren entschlossen, die Blicke in ihren Augen mutig. Yukiri, die in der Mitte saß, nahm die Hände von Kiko und Kaya in ihre, bevor sie mir durch den Spiegel hindurch zunickte.

Es hatte begonnen.

Der Anfang vom Ende.

Verzeih mir, Satoru. Ich liebe dich.

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Unsere sture Kira :D

Aber was will man machen?

xx

Eure Erin

Strings of Fate (Satoru Gojo X MC)/FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt