Eine halbe Stunde später saßen wir mit Ijichi im Wagen, der uns zur Akademie fuhr. Zero hatte ja angekündigt, dass er vorbeischauen wollte und ich ging stark davon aus, dass es mit diesem ominösen Auftrag zusammenhing, den Kyoto bis heute nicht geschaukelt bekam. Wurde also wohl doch langsam Zeit, dass sich Tokyo einmischte, und das wohl zurecht. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass es in Kyoto fähigere Jujuzisten gab als in Tokyo. Allein schon Nanami und Mei Mei, von Satoru wollte ich gar nicht erst anfangen. Jedes Mal, wenn ich aus dem Fenster sah, sah ich am Straßenrand die beiden Toten stehen, die mir hinterhersahen. Bis sie schließlich links und rechts neben mir im Auto auf der Rückbank saßen und stumm auf die Straße starrten. Ich wagte es kaum, laut zu atmen und war froh, als wir endlich auf das Gelände einbogen und die beiden wieder verschwunden waren.
Unser Weg führte uns direkt in Yagas Büro, indem uns bereits Nanami und Yaga, zusammen mit den zwei wachen Welpen erwarteten. „Kyoto ist zu spät." Begrüßte Nanami uns, Satoru lachte. „Aber Kento, du musst ihnen Zeit lassen. Der Opa ist eben nicht mehr der Schnellste." Nanami ließ Satorus Provokation unkommentiert und schaute auf seine Armbanduhr. Wie auf Bestellung öffnete sich die Türe erneut, der Geruch von Rauch verriet, dass Shoko den Raum betrat. „Wie kann es sein, dass wir uns jedes Mal hier versammeln?" meinte sie und zwinkerte mir zu. „Hier drin ist es so bedrückend." „Weil ich Kyoto ungern in den Wohnräumen, geschweige denn sonst wo auf dem Gelände haben möchte." Warf Yaga ein und warf einen Blick aus dem Fenster, vor dem leise die Schneeflocken zu Boden rieselten und den Innenhof weiter weiß färbten. „Wenn das so weiter geht können wir noch einen Schneemann bauen." Meinte Yuji und deutete auf das Fenster. „Oder einen Schneepanda. Und Panda steht Modell." Kicherte Nobara.
Erneut schwang die Türe auf, diesmal waren es Zero und Gakuganji in Begleitung zweier ihrer Schüler, einem Jungen und einem Mädchen. Das Mädchen sah Maki zum Verwechseln ähnlich, der Junge dagegen wirkte sehr ruhig und bedacht. „Wir dachten, es würde unseren Schülern nicht schaden, mal was anderes zu sehen." Begann Zero das Gespräch, nachdem er mir ein warmes Lächeln geschenkt hatte und stellte die beiden jungen Leute als Mai Zenin und Noritoshi Kamo vor. Kamo. Da klingelte es bei mir. Ich meinte mich zu erinnern, dass in der Familie die Blutmanipulation vorherrschte. „Wo ist meine Schwester?" wand sich Mai grinsend an meine Welpen und rückte die Pistole an ihrem Gürtel zurecht. „Ich hab sie schon so lange nicht mehr gesehen. Wie schade." Ich musste das Seelenlied dieses Mädchens nicht hören, um zu wissen, dass sie Maki wohl nicht mochte, ganz zu schweigen von ihrem Sarkasmus, der jetzt dick in der Luft lag und die Nerven aller anspannte. Zudem war sie rotzfrech. Yaga ließ sich hinter seinem Schreibtisch nieder. „Kommen wir am besten gleich zum Punkt, die Zeit von uns allen ist zu kostbar, um sie mit belanglosem Geplänkel zu vergeuden."
Gakuganji ließ sich langsam in einem der Sessel vor Yagas Schreibtisch nieder und sah dann misstrauisch zu Yuji. „Nicht, solange Sukunas Gefäß hier ist." Innerlich seufzte ich und wollte gerade den Mund aufmachen, doch Satoru kam mir zuvor. „Vergiss es. Ihr habt ungebeten eure Schüler mitgebracht, da werden unsere Schüler selbstverständlich auch anwesend sein." Mai spannte ihren Kiefer an, Frust loderte in ihren braunen Augen, gepaart mit Übermut. „Der Direktor hat gesagt, dass der Bengel verschwinden soll." Sie wollte gerade nach Yujis Ärmel greifen, da hatte ich schon meinen Faden um ihr Handgelenk geschlungen und zog ihn so fest zu, dass ihr binnen zwei Minuten die Hand abfallen würde. Mit einem Ruck zog ich sie an mich heran, was sie vor meine Füße stolpern ließ. Unsanft packte ich sie am Kinn und zwang sie, mich anzusehen. „Wenn du nochmal auch nur den Gedanken hast, dich an einem meiner Schützlinge zu vergreifen oder einen von ihnen nur anzufassen, dann wirst du keine Finger mehr haben, um dein süßes kleines Fluchwerkzeug zu nutzen, klar?" ich zog den Faden fester und strich ihr sanft lächelnd die Haare aus der Stirn, während ich mit einem anderen Faden ihren Revolver aus dem Gürtel zog. „Und da du ja so schön hörig gegenüber Erwachsenen bist," ich deutete auf Gakuganji und dann wieder auf Mai, „stellst du dich jetzt zu deinem Schulkameraden da drüben und hältst verdammt nochmal deine vorlaute Klappe." Ich ließ sie aufstehen, wenn Blicke töten könnten, wäre ich jetzt sicher nicht mehr unter den Lebenden. Der restliche Faden flog mittlerweile bedrohlich summend durch den Raum und ließ Noritoshi verunsichert einige Schritte zurückmachen, doch Zero nickte ihm ermutigend zu.
„Hab ich mich unklar ausgedrückt?" fragte ich auf ihren trotzigen Blick hin, indem sich die hell lodernden weißen Ringe meiner Augen spiegelten. Doch Mai blieb mir eine Antwort schuldig. Stattdessen stellte sie sich wie von mir verlangt neben Noritoshi, hielt den Mund und nahm dem Faden ungehalten die Waffe ab, bevor ich ihn wieder in mich zurückzog und meine Nägel begutachtete. Gakuganji hatte sich das ganze ungerührt angesehen und wand sich jetzt wieder Yaga zu. „Das Gewaltpotential ist hier ja sehr hoch." Pah, sagte der der es befürwortete, einen Jungen hinzurichten. Satoru schien meine aufkeimende Wut zu spüren und strich beruhigend über meine Hand. Er hatte ja Recht. Es hatte keinen Sinn, sich aufzuregen. „Darf ich das dann so verstehen, dass der Junge bleibt?" fragte Gakuganji. Ich ging durch den Raum rüber zu Nobara und Yuji und legte jedem eine Hand auf die Schulter. „So und nicht anders."
Der alte Mann nickte bloß und sah dann wieder Yaga an. „Wir sind schon länger einem Kult auf den Fersen, die es sich wohl zum Ziel gesetzt haben, alle Finger Sukunas zu sammeln, ihn zu befreien und so wieder seiner ursprünglichen Form zugänglich zu machen." Zero machte nickend einen Schritt nach vorn und sah mich an. „Die Diebe, die die Finger aus Osaka, Kyoto und Tokyo haben gehören ohne Zweifel dazu. So wissen wir, dass sie jetzt zumindest drei Finger haben." Sorge stand in seinen braunen Augen. „Es könnten aber auch schon mehr sein." Sein Blick wanderte zu Yaga. „Solange wir also die Finger der Akademien weiterhin unter Verschluss halten, sollte nichts passieren. Diese Zeit müssen wir nutzen, um diesen Kult ausfindig zu machen." „Sie verehren Sukuna wie einen Gott, haben es sich zum Ziel gesetzt, ihn zurück in diese Welt zu holen." Fuhr Gakuganji fort. „Wohl als Herrscher. Das wäre zumindest die logischste Erklärung."
Ein tiefes Lachen ertönte an meinem rechten Ohr. „Ich kann nicht behaupten, dass mir das nicht gefällt." Sukunas Präsenz rauschte durch das Zimmer, als ich ihn auf Yujis Wange sitzen sah. Sein rotglühender Blick fraß sich tief in meinen, ich bekam Gänsehaut, hatte das Gefühl, dass der Fluch bis in meine Seele sehen konnte. Kurz wollte ich Kyoto den Punkt einräumen, dass es wohl wirklich sinnvoller gewesen wäre, Yuji nicht bei dem Gespräch dabeizuhaben. Aber sahen wir den Tatsachen ins Auge, er, und damit Sukuna, hätten es früher oder später sowieso erfahren. Wozu also überhaupt erst mit dem Versteckspiel beginnen. Yuji schlug sich schon fast wie bei einem Reflex auf die Wange, was Sukuna auf seinen Handrücken überspringen ließ. Der Fluchkönig ließ seinen Blick über alle Anwesenden wandern, ich sah die Kyotowelpen zittern, als sein Blick sie flüchtig streifte. „Halt deine Klappe!" fuhr Yuji seinen Handrücken an, der wieder das Lachen begann. „Ihr stolpert alle geradewegs auf das Ende zu und seid so sehr von euch selbst geblendet, dass ihr den Abgrund nicht kommen seht." Sukuna lachte laut. „Und glaubt mir, wenn ich sage das er näher ist als ihr es alle wahrhaben wollt."
Stille füllte den Raum, mir wurde gewahr, dass alle nur sehr flach atmeten bis auf Satoru, der sich das Spektakel amüsiert anschaute. „Man soll ja bekanntlich mit dem schwächsten Glied in der Kette beginnen, wenn es um das Niederreißen von Widerstand geht." Fuhr Sukuna im Plauderton fort. „Und ich hatte gedacht, wo anderes beginnen zu müssen, sobald der Bengel hier nicht mehr ist." Sukunas Blick wanderte wieder zu mir, sein Mund verzog sich zu einem gehässigen Grinsen. „Aber wie es scheint ist unsere Kira hier am besten Weg, das schwächste Glied in der Kette zu werden." Ein breites Grinsen von Yujis Handrücken folgte.
„Oder warum sonst spricht sie mit den Toten und wirft Scheiben ein frage ich mich."
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Etwas mehr Sukuna für euch!
Ich wünsche euch allen ein Guten Rutsch uns neue Jahr und freue mich, wenn wir uns da alle in alter Frische wiedersehen :D
Viel Liebe für euch von
Eurer Erin xx
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Strings of Fate (Satoru Gojo X MC)/FanFiction
Fanfic18+ Die 23-jährige Kira wollte ihr Leben lang nichts, außer frei zu sein. Und auch, wenn ihr keine physischen Fesseln angelegt sind, wiegen die geistigen Fesseln wesentlich schwerer und drohen, sie mit sich in die Verdammnis zu ziehen. Doch als si...