Schnell hatte ich erfahren, was alles passiert war. Man hatte in Kyoto wohl relativ fix herausgefunden, was hier vor sich ging und als Zero dann verschwunden war und mit ihm die Finger war es jedem klar gewesen. Also hatte sich die Akademie mit der Schutzeinheit kurzgeschlossen, die wohl auf meine Freunde zugekommen war, nachdem auch ihre Finger gestohlen worden waren in jener Nacht. So hatte sich der Irrtum mit dem falschen Kult aufgeklärt und man hatte beschlossen, mich zurückzuholen und hatte Kyan als falschen Sukuna eingeschleust. Ich fand es schrecklich beeindruckend, dass dieser Plan in so kurzer Zeit entstanden war.
Schweigen füllte den Besprechungsraum, bis ich aufstand und auf Kyan deutete. „Bitte. Bitte sag mir, wie du das gemacht hast." Kyan verschränkte die tätowierten Arme vor der Brust, die Piercings in seinem Ohr funkelten, als er aufstand und mit einem Mal wieder Sukuna vor uns stand, bis ins Detail stimmte alles über ein. Die Augen, die Stimme. Die Zeichen. „Das ist seine Fluchtechnik." Toshi legte die Füße auf den Tisch, sein rotes Haar wippte. „Er kann sich in jede Person verwandeln." „Aber nur optisch." Warf Sukuna alias Kyan ein. „Ich kann keine Fluchtechniken kopieren. Lediglich das Aussehen." „Und darf man anmerken, dass uns das alle schrecklich freut." Lia rollte mit den Augen, Toshis gelbe Augen glitzerten. „Sagen wir einfach, Kyan ist der Meister der Streiche." Fügte er hinzu, was Nobara kichern ließ. „Auch wenn ich ihm das schon so oft verboten habe." Sukuna zog einen Schmollmund und ließ sich als Toshikopie wieder in den Stuhl plumpsen. „Du bist ein schrecklich humorloser Anführer, Toshi." Der echte Toshi grinste bloß und schüttelte den Kopf. „Das heißt ja aber, dass der echte Sukuna inklusive der 20 Finger immer noch da draußen ist." Stellte ich fest, was alle Anwesenden nickten ließ. „Wir suchen schon überall, aber bis jetzt haben weder wir noch die Akademie etwas gefunden." Toshi deutete auf Yaga, der zustimmend nickte. Das hieß das auch niemand wusste, wie es um Yuji stand. Ob es noch Hoffnung für den Jungen gab.
„Dann können wir ja jetzt ...!" Shoko unterbrach Panda mit einem scharfen Blick, der den Panda zum Schweigen brachte. „Kira ist sicher müde, das war alles etwas viel heute. Wir sollten sie erstmal ausruhen lassen." Toshi nickte und deutete dann auf seine Kopie am anderen Ende des Tisches. „Kyan, sei doch so lieb und zeig ihr ihr Zimmer. Gott weiß es sind ja reichlich frei hier bei uns." Kyan, der mittlerweile wieder aussah wie er selbst stand auf und führte mich aus dem Zimmer.
Kyan leitete mich über einige Stockwerke, zeigte mir die Aufenthaltsräume, die Küche und die Zimmer meiner Freunde damit ich wusste, wo sie untergebracht waren. Schließlich blieben wir vor einer Türe stehen, die er öffnete und mich sanft hineinschob. „Das Bad ist die Türe hier links. Du solltest etwas schlafen." Mir fiel Kyans Akzent erst jetzt auf. „Danke, Kyan. Wo bist du her? Du bist kein Japaner." Er schüttelte lachend den Kopf. „Ich bin aus Amerika." Meine Augen wurden groß, als ich das hörte. „Wirklich?" „Ja, wirklich." Er schmunzelte und deutete erneut auf die Badezimmertüre. „Mach dich frisch und schlaf etwas." Ich merkte, wie all die Anspannung langsam von mir abfiel und die Müdigkeit zuschlug. „Danke, Kyan. Für alles." Ich sah Kyan dankbar an und schenkte ihm ein Lächeln. „Ohne dich und Lia würde ich jetzt nicht mehr leben." Kyans Blick wurde sanft. „Nichts zu danken, Kira."
Als Kyan weg war und ich allein in der Stille des Zimmers stand, meldete sich der dumpfe Schmerz in meiner Brust zurück. Ich hatte in all der Aufregung gar nicht nach Satoru gefragt.
Zum ersten Mal seit langen schlief ich etwas ruhiger, keine Alpträume quälten mich. Wahrscheinlich lag das an dem Drogenmix, den Zero mir da zusammengerührt hatte. Ich konnte nach wie vor nicht fassen, dass er sich für diesen Kult entschieden, sich gegen mich und unsere Freundschaft entschieden hatte. Ich ließ all die Jahre Revue passieren, aber ich konnte bei bestem Willen keinen Zeitpunkt festmachen, an dem Zero sich für diesen Weg entschieden haben könnte. Er war immer normal gewesen, immer offen, lustig und hilfsbereit. Ich gab auch mir die Schuld. Hatte ich womöglich etwas falsch gemacht, dass ihn zu dieser Entscheidung gedrängt hatte? Aber ich wusste es nicht. Irgendwie war alles ein riesengroßes Fragezeichen und der Fakt, das Sukuna nach wie vor durch die Weltgeschichte tanzte machte die Situation in keinster Weise besser.
Ein Klopfen an der Türe unterbrach mein Gedankenkarussell und als ich öffnete, sah ich dort Toshi, Lia und Kyan stehen. „Wir wollen dir gern etwas zeigen." Meinte Toshi und trat einen Schritt zurück, damit ich die Türe hinter mir schließen konnte. „Deine Kameraden sind zwar der Meinung, dass das jetzt zu viel wäre, aber wir bei der Schutzeinheit sind keine Freunde von Geheimnissen." Fuhr Kyan fort. Neugierig folgte ich den Dreien in eines der höheren Stockwerke und lief neben Lia her. „Lia?" sie hob den Blick. „Ja?" ich räusperte mich und blickte verlegen auf meine Hände. „Es tut mir sehr leid. Also alles. Ich hätte dich fast getötet. Jemand von euch ist sogar gestorben auf dem Friedhof." Toshi vor uns seufzte. „Tadaro war ein guter Mann. Er wird schmerzlich vermisst." Lia nahm meine Hand und drückte sanft zu. „Mach dir keine Vorwürfe, ja? Keiner von euch ist schuld daran. Und mach dir bitte auch keine Gedanken wegen dem Rest." Sie schenkte mir ein Lächeln. „Immerhin lebe ich ja noch."
Vor einer Türe im fünften Stockwerk blieben wir schließlich stehen. „Wir lassen dich jetzt hier allein. Geh rein, wann immer du dich bereit fühlst." Kyan schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln und wand sich mit den anderen wieder zum Gehen. „Viel Glück." Er zwinkerte mir zu und war dann mit Toshi und Lia wieder verschwunden. Etwas ratlos stand ich jetzt vor der Türe herum und wusste nicht so recht, was ich jetzt tun sollte.
Also wagte ich die Flucht nach vorn und öffnete vorsichtig die Türe. Das Zimmer dahinter war eine Art Aufenthaltsraum. Viele Pflanzen schmückten das Zimmer, an der Wand hing ein Fernseher. Ich sah einige Sitzgelegenheiten und ein großes Bücherregal. Vor einem der großen Panoramafenster stand eine Bank, auf der jemand saß und in einem Buch blätterte. Neben demjenigen stand ein Ständer, an dem allerlei Infusionsflaschen hingen. Meine Knie schlugen am Boden auf, ungehemmt rollten mir die Tränen über das Gesicht, mir entwich ein heiserer Schrei, als die Person den Kopf hob.
„Satoru!"
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Leute, packt die Taschentücher aus. Denn ihr werdet beim nächsten Kapitel (so wie ich übrigens xD) Rotz und Wasser heulen :D
Eure Erin xx
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Strings of Fate (Satoru Gojo X MC)/FanFiction
Fanfiction18+ Die 23-jährige Kira wollte ihr Leben lang nichts, außer frei zu sein. Und auch, wenn ihr keine physischen Fesseln angelegt sind, wiegen die geistigen Fesseln wesentlich schwerer und drohen, sie mit sich in die Verdammnis zu ziehen. Doch als si...