Shoko nahm mir die Bierflasche ab, bevor sie mich in das Büro von Direktor Yaga ließ. „Er ist kein Freund vom Trinken." klärte sie mich auf und stellte die Flaschen auf einem der Fensterbretter ab. „Und das Trinken dann wohl nicht von ihm." Meinte ich, was Shoko schmunzeln ließ. „Ich mag dich, Kira. Wir werden sicher gute Freunde werden." Mein Herz machte einen kleinen Sprung, als ich das hörte. Ich hatte noch nie eine echte Freundin gehabt. Klar, ich hatte meine Schwester. Aber das war irgendwie nicht das Gleiche. „Muss ich mich auf was Spezielles einstellen?" fragte ich Shoko noch. Ein dünnes Lächeln erschien auf ihrem schmalen Gesicht. „Wenn du den Vertrag unterschreibst, wird der Tod dein ständiger Begleiter sein. Das ist kein Opfer, dass man leichtfertig erbringen sollte." Ihr Lied wurde melancholisch, Trauer fraß sich hindurch und verzog das Lied zu einer sanften Melodie, die ans Herz ging.
„Habt ihr schon viele verloren?" Shoko zog eine Zigarette aus ihrem Kittel und starrte aus dem Fenster, ohne die Zigarette anzuzünden. „Ein paar. Leicht ist es nie." „Du hast ihn geliebt." Die Worte waren schneller gesagt als ich sie hatte denken können. „Es tut mir so leid. Ich hätte nichts sagen sollen." Ruderte ich auch gleich zurück. Doch Shoko lachte leise. „Hat dir mein Lied das verraten?" ich nickte. „Liebe ... man kann sie hören. Sie klingt wie eine wilde, rasende Melodie, die jeden Punkt deiner Seele berührt und dich mit sich mitreißt, einen langen, wunderschönen Strudel hinunter." Ich lächelte Shoko an. „Ähnlich wie ein Lied, dass man auf Dauerschleife hört, weil es einen so in seinen Bann zieht und nicht mehr loslässt." Shoko zündete endlich ihre Zigarette an. „Das ist ein schöner Vergleich." Sagte sie und klopfte an die Tür. „Dann geh." Bevor ich reinging, hielt ich nochmal inne. „Wie war sein Name?" Shokos Lied bekam eine sanfte Note, Trauer, aber auch Freude schwangen mit und verwoben sich zu einer angenehmen Melodie. „Haibara."
Hinter dem schweren Schreibtisch saß ein breiter Mann mit kurzen braunen Haaren und einer Sonnenbrille, vor dem Schreibtisch standen sowohl Satoru als auch Ijichi. Yaga stand auf, kam um den Schreibtisch herum und deutete eine Verbeugung an. „Wie schön, dass es endlich zur Unterzeichnung kommt. Unterstützung ist immer gern gesehen." Etwas irritiert nahm ich auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch Platz. „Aber ich habe mich doch eben erst dafür entschieden." Yaga ließ sich mir gegenüber nieder und deutete dann auf Satoru. „Er hat mich den Vertrag schon vor ein paar Tagen aufsetzen lassen." Ich warf Satoru einen Blick zu. „Du kannst es auch nicht lassen, in meinem Leben herumzuwerkeln, was?" Satoru lächelte bloß, sagte aber nichts. Vor ein paar Tagen war ich erst angekommen, dass hieß er muss bereits am Bahnhof eine Vorahnung gehabt haben. Yaga schob mir den Vertrag zu, zusammen mit einem Stift. „Die Beiden sind lediglich als Zeugen hier, also keine Sorge." Ich nahm das Papier in die Hand und überflog es. Faire Bedingungen, als ich das Gehalt sah, rieb ich mir über die Augen, aber die Zahl war nach wie vor so hoch.
Und als ich keine Unstimmigkeiten finden konnte, unterzeichnete ich den Vertrag. „Willkommen an der städtischen Fachoberschule für Magie in Tokyo, Frau Harukami." Sagte Yaga und schüttelte mir die Hand. Damit war es offiziell. Ich war eine echte Jujuzistin.
Als ich mit Satoru und Ijichi vor die Türe trat, verabschiedete sich Ijichi und ließ mich mit Satoru am Gang stehen. „Du hast es die ganze Zeit gewusst, oder?" fragte ich ihn. „Das ich Jujuzistin bin. Du wusstest es am Bahnhof schon." Satoru nickte und ging dann mit mir den Gang entlang. „So gut du es auch verstecken wolltest," er deutete auf seine verhüllten Augen, „ich habe es trotzdem gesehen." Er schien nachzudenken. „Wenn du möchtest, kannst du, bis du was Eigenes gefunden hast, bei mir bleiben. Die Unterkünfte der Akademie für Angestellte sind das Ende, an dem hier gespart wird." Er lachte. „Aber das ist deine freie Entscheidung." Ich ließ mir von ihm die Unterkünfte zeigen und nach einem Blick wusste ich, dass ich Satorus Wohnung vorzog. Allein schon, weil es dort warmes Wasser gab. „Warum wird hier gespart?" fragte ich, nachdem das Wasser eine geschlagene Viertelstunde gelaufen war und nach wie vor kein warmes Wasser kam. Satoru machte den Wasserhahn zu und schloss dann die Türe hinter mir. „Weil keiner der Angestellten hier wohnt. Wir alle haben was Eigenes, also macht es keinen Sinn, hier Geld reinzustecken."
Leuchtete ein, ich würde auch kein Geld in etwas stecken, dass eh keiner nutzte. Ich denke, dass würde generell niemand. „Unter einer Bedingung machen wir das." Sagte ich. Ich sah, wie er die Augenbrauen hob. „Angesichts der Situation eben bin ich zwar nicht davon ausgegangen, dass es welche gibt, aber bitte. Weih mich ein." Ich grinste ihn an. „Du kochst nicht mehr. Das war ein Fiasko und ich habe nicht vor, wegen ein paar Eiern an einer Rauchvergiftung zu sterben." Satoru legte den Kopf in den Nacken und lachte. „Abgemacht." Ich reichte ihm meine Hand, die er dann auch ergriff und schüttelte. Kurz hatte ich gehofft, sein Seelenlied hören zu können, aber nichts passierte. „Das ist die Unendlichkeit zwischen uns." Er musste meinen enttäuschten Blick gesehen haben. „Du kannst mich nicht berühren, ich dich aber schon." Tatsächlich, erneut konnte ich ihn nicht berühren, wenn er allerdings mich berührte, ging das ohne Probleme. „Damit du mein Lied hören oder gar meinen Faden aus mir herausholen könntest, müsste ich sie aufheben." Er ging entspannt weiter und ließ mich mit all den Infos stehen. „Und warum hebst du sie nicht auf?" ich joggte ihm nach und sah das Grinsen auf seinem Gesicht. „Weil es verdammt lustig ist, wenn du dich darüber aufregst, dass es nicht geht."
Schnell waren einige Tage ins Land gezogen, die ich entweder mit kleineren Aufträgen oder allein in der Wohnung verbrachte. Ich war auch über die ganze Sukuna-Yuji-Sache aufgeklärt worden, die doch glatt einem Film entsprungen sein konnte. Yuji tat mir leid, die Vorstellung, meinen Körper und Geist mit einem grausamen Fluchgeist teilen zu müssen löste bei mir Gänsehaut aus. Jetzt wusste ich auch, mit welchem Faden Sukunas Faden damals so verworren gewesen war. Es war Yujis gewesen. Keiner Wunder, dass ich nichts hatte erkennen können. Das ich in der Wohnung allein war verdankte ich der Geschäftsreise, auf der Satoru für eine Woche war. Ich stellte fest, dass ich seine Anwesenheit vermisste, schob es aber darauf, dass ich sicher bloß schlecht im Allein sein war. Was eine glatte Lüge war. Aber da ich nicht nur gut darin war, andere, sondern auch mich selbst anzulügen, kam ich gut damit zurecht und brachte die Woche hinter mich.
Satoru sah ich das erste Mal an der Akademie wieder, an der ich mich mit Shoko und den Kids zum Mittagessen verabredet hatte. Er kam in Begleitung von Yaga in den Speisesaal, der mir einen Brief reichte. „Der ist vom Rat." Satoru nahm mir den Brief aus der Hand und öffnete ihn. Er wirkte müde und ausgelaugt. „Was wollen die hohen Tiere von ihr?" Yaga schüttelte den Kopf und deutete auf den Brief. „Erleuchte du uns doch. Im Gegensatz zu dir öffne ich keine fremde Post." Als Satoru das Papier aus dem Umschlag zog, nahm ich es ihm mit meinem Faden ab, kniff die Augen zusammen und hob einen Finger. „Finger weg von meinen Sachen. Das habe ich dir schon so oft gesagt."
„Was steht da?" Yuji war an mich herangerutscht und linste von der Seite in den Brief. „Prüfung." Nobara sah über meine Schulter. „Der Rat will Kira testen lassen, um zu wissen, welchen Rang sie hat. Da sie vorher an keiner Akademie war, hat sie natürlich auch keinen Rang." Fasste Megumi von meiner anderen Seite aus den Brief zusammen. „Und eine Jujuzistin ohne Rang kann es nicht geben." „Hat hier denn noch niemand was von Privatsphäre gehört?" fragte ich empört, schob alle drei von mir weg und deutete mit dem Faden anklagend auf Satoru. Ich wusste ja jetzt, dass er sie sehen konnte, auch wenn ich sie nicht sichtbar machte. „Das haben die drei doch von dir!" er schmunzelte. „Du meinst meinen guten Einfluss?" Shoko spuckte sich vor Lachen Kaffee auf den Schoß, Yaga massierte sich den Nasenrücken und verzog sich ins Büro, um Ort und Zeit meiner Prüfung zu klären.
„Mach dir mal keine Gedanken, Kira." Sagte Shoko und nahm meinem Faden, den ich jetzt für alle sichtbar gemacht hatte, dankbar die Servietten ab, ehe er neue holte und sie ihren Schoß abtrocknete. „Du bist gut, du wirst die Flüche alle austreiben." „Wie genau wird das denn aussehen?" Satoru setzte sich mir gegenüber.
„Man wird dich mit einem Haufen Flüchen auf einer kleinen Insel aussetzen und sehen, wie weit du kommst."
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Und noch ein Kapitel für euch!
Bin heute in Schreiblaune xD
Eure Erin xx
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Strings of Fate (Satoru Gojo X MC)/FanFiction
Fanfiction18+ Die 23-jährige Kira wollte ihr Leben lang nichts, außer frei zu sein. Und auch, wenn ihr keine physischen Fesseln angelegt sind, wiegen die geistigen Fesseln wesentlich schwerer und drohen, sie mit sich in die Verdammnis zu ziehen. Doch als si...