Kapitel 53

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Zero und mein Vater kamen auf uns zu, fielen vor Sukuna auf die Knie und betteten ihre Häupter auf den Boden. Verdammte Arschkriecher! Hustend versuchte ich, das Blut aus der Lunge zu bekommen, um sprechen zu können. „Die Flitterwochen hatte ich mir anders vorgestellt." Meine Stimme war kaum mehr als ein Röcheln. Doch niemand ging auf meinen bissigen Kommentar ein. Stattdessen begann mein Vater zu sprechen. „Wir hoffen, dass es dieses Mal klappt. Eigentlich hätte der Ritus schon vor Wochen durchgeführt sollen." Ich unterbrach meinen Vater mit einem hasserfüllten Lachen. „Ja, da hat Kyan euch richtig eins reingewürgt und ihr konntet euch euer Vorhaben schön in die Haare schmieren." Die Ader an der Schläfe meines Vaters schwoll an, so wie immer, wenn er seine Wut kaum noch im Griff hatte. „Wenn Ihr euch noch etwas in Geduld üben würdet, dann würden wir sie richtig vorbereiten." mein Vater streckte die Hand nach mir aus, kurz darauf fiel sie zu Boden, dicht gefolgt von seinem Kopf.

Zero keuchte erschrocken auf, ich dagegen rollte bloß mit den Augen. Wie konnte mein Vater nur so dumm sein? Sukuna gab dem abgetrennten einen Kopf und zu dritt sahen wir dabei zu, wie er von Dannen rollte. „Mir Vorschriften erteilen wird ausnahmslos mit dem Tod bestraft." Ein Chor an Todesschreien ertönte, als jeder Einzelne des Kultes unter Sukunas stummen Befehl tot zu Boden sank. Mit einer Ausnahme. „Du darfst vorerst bleiben." Grob packte er Zero am Kragen und zog ihn an sich heran. „Bleib schön in der Nähe. Entfernst du dich zu weit weißt du ja, was passiert." Ein breites Grinsen trat auf das Gesicht des Fluchkönigs, als er Zero fallen ließ. Schon hatte er sich wieder mir zugewand. „Die kleine Unterbrechung tut mir leid." „Mir auch." Erwiderte ich mit einem blutigen Grinsen. Sukuna schmunzelte. Mit viel Schwung warf er mich in Richtung der Ruinen. „Du bist wirklich eine Schande für all jene, die vor dir durch meine Hand gestorben sind." Alles, was ich als nächstes hörte, war, wie die Wand unter meinem Aufprall nachgab und ich unter all den Trümmern verschüttet wurde. Hustend atmete ich den Staub ein, verschluckte mich an meinem Blut und trieb mit jedem Atemzug die gebrochenen Rippen tiefer in meine malträtierte Lunge, bis mich endlich die Dunkelheit zu sich holte.

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„Kira?"

Jemand schüttelte mich sanft an den Schultern. „Mach die Augen auf, na komm schon." Blinzelnd öffnete ich die Augen, gewöhnte sie an den strahlenden Sonnenschein über meinem Kopf. Verwundert sah ich mich um. Ich lag auf einer weitläufigen Blumenwiese, in der Nähe konnte ich einen Bach plätschern hören. Und als ich mich aufsetzte, sah ich vor mir die alte Mühle stehen, in ihrem Dach hörte ich die Schwalben nisten. „Lange hab ich gewartet, Schwesterlein." Ungläubige Gänsehaut rieselte mir den Rücken herunter, als ich mich vorsichtig umdrehte. Dort, inmitten der Blumen, stand Hana. Sie war es wirklich. Ihre blauen Augen funkelten mit der Sonne um die Wette, als sie den Kopf schief legte und mich anlächelte. Ich machte einige Schritte auf sie zu, streckte meine Hand nach ihr aus. Und als sie ihre Finger mit meinen verschränkte, konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten. Weinend warf ich mich meiner großen Schwester in die Arme, die mir beruhigend über den Rücken strich.

„Es tut mir so leid, Hana! Wegen mir bist du jetzt hier ... wäre das nicht passiert wäre vielleicht alles anders gekommen." Weinend vergrub ich mein Gesicht in meinen Händen. „Aber nein, Kira. Es musste alles genau so kommen, wie es eben gekommen ist. Entschuldige dich nicht für Dinge, die keiner von uns in der Hand hat." Sie strich mir das Haar hinter die Ohren. „So wie es dein Schicksal ist, die Welt zu retten, so war es mein Schicksal, dafür zu sterben." Der Himmel über uns wurde rapide dunkler, die leuchtenden Sterne tauchten über uns auf. „Wusstest du, dass immer dann ein Stern am Himmel erscheint, wenn ein Mensch sein Schicksal erfüllt hat?" sie setzte sich mit mir in das weiche Gras. „Jeder Stern erzählt eine Geschichte, Schwesterlein. Eine Geschichte voller Schmerz, Angst und Verlust. Aber auch voller Hoffnung und Liebe. Es gibt nichts Mutigeres, als seine Bestimmung zu finden und ihrem Ruf zu folgen. Nichts erfordert mehr Opfer als das Schicksal eines jeden von uns und jeder zahlt den höchsten Preis dafür, auch wenn der für jeden eine andere Gestalt annimmt."

„Aber ich habe verloren, Hana. Nur darum bin ich hier." Hana schüttelte den Kopf, sie lächelte. „Du bist hier, weil ich das so wollte und weil es einen bestimmten Zweck erfüllt." Irritiert sah ich sie an. Sie lachte. „Schon als du klein warst, wusste ich, was auf dich zukommen würde." Hana nahm meine Hand. „Und was auf mich zukommen würde. Die Toten hatten es mir erzählt." Meine Augen wurden groß. Hana nickte bloß. „Ja, dass war meine Fluchtechnik. Mit den Toten sprechen. Und bevor ich gestorben bin, haben sie mir versprochen, mich in die Zwischenwelt zu holen, wenn der richtige Moment gekommen ist." Tränen schimmerten in den Augen meiner Schwester, als sie weitersprach. „Damit ich dir sagen kann, dass noch nichts verloren ist. Und das nichts hiervon deine Schuld ist, Schwesterlein." Hana stand langsam auf und zog mich auf die Füße, einige der Sterne über uns wurden heller und heller, begannen, sich zu bewegen und schließlich in einem leuchtenden Strudel aus Sternenlicht zu Boden fielen. Aus jedem gefallenen Stern trat eine der Seelen, die ich bereits besucht hatte. Vorneweg Kaya, Yukiri und Kiko. Sie alle hielten einen Stern in den Händen, als sie auf uns zukamen.

„Schau, Kira! Das ist meiner!" zum ersten Mal hörte ich Kikos Stimme, als er mir aufgeregt seinen Stern zeigte, in dessen leuchtender Mitte das Leben des Jungen im Schnelldurchlauf gezeigt wurde. Ich wischte mir eine Träne von der Wange und ging in die Hocke. „Der ist wunderschön, Kiko." Der Junge wurde etwas rot und gesellte sich dann schnell zu den anderen Kindern, die sich aufgeregt gegenseitig ihre Sterne zeigten. „Hana hatte uns damals gebeten, das hier möglich zu machen." Kaya schenkte mir ein Lächeln. „Dann wart ihr damals schon bei mir?" Yukiri nickte. „Vom Moment deiner Geburt an warst du nie allein, Kira. Wir waren immer da und haben auf dich aufgepasst." Das blonde Mädchen lächelte. „Du hast uns nur nicht sehen können. Doch je näher der Moment gekommen ist, umso dünner wurde Wand zwischen der Zwischenwelt und dir." Unschlüssig drehte ich mich zu Hana um. „Du bist nicht aus der Zwischenwelt?" sie schüttelte den Kopf. „Kaya und die anderen sind hier in der Zwischenwelt gefangen. Sie können nicht weiter, sie können aber auch nicht zurück. Ihr Schicksal ist mit deinem und dem von Sukuna verbunden. Weiter können sie erst, wenn seine Seele diese Welt verlassen hat."

„Aber kein Druck!" Yukiri kicherte und Kaya rollte mit den Augen, als er die Hand hob und ein weiterer Stern vom Himmel fiel. „Wir dachten, der hier würde dich vielleicht interessieren." Vorsichtig legte er mir den vibrierenden Stern in die Hände, der gleich darauf etwas anschwoll. Kurz darauf sah ich Satorus Leben in dem funkelnden Stern, seine Kindheit, seine Jugend. Ich sah unsere gemeinsame Zeit aus der Vogelperspektive. Wie ich ihn vermisste. Ich hoffe, es geht ihm gut. „In welchem Moment ist sein Stern erwacht?" auf meine Frage hin fuhr Kaya mit seiner Hand einige Male über den Stern, so, als würde er zurückspulen. Die Szene, die sich mir jetzt zeigte, war aus Satorus Jugend. Er stand einem großen muskulösen Mann gegenüber, dessen linke Hälfte nicht mehr vorhanden war, Blut lief ungebremst aus der Wunde. Anhand der kreisrunden Verletzung und dem runden Loch in der Wand hinter dem Mann wusste ich auch, was passiert war.

Hohles Purpur.

„Das war der Moment, in dem er sein volles Potential entdeckt hat. Auch damals ist er knapp dem Tod entkommen, nur das hat ihn zu dem gemacht, was er heute ist." Erklärte Kaya. „Ein sehr beeindruckender Mann, ein guter Jujuzist." „Der Stärkste!" rief jemand aus der Menge, Yukiri schlug sich kichernd die Hände vor den Mund. Kaya schickte Satorus Stern wieder ans schillernde Firmament zurück. „Was wir dir damit sagen wollen, ist, dass dem Tod ins Gesicht zu sehen Menschen drastisch verändern kann. Satoru hat sein volles Potential im Angesicht des Todes gefunden. Und das wirst du mit ihm gemeinsam haben." Hana trat an mich heran, sie hielt meinen Dolch in der Hand. Sukuna hatte ihn zerbrochen, darum war ich überhaupt erst eingeknickt. Hatte aufgegeben. Sie hauchte mir einen Kuss auf die Stirn, der Dolch löste sich in ihren Händen in Nichts auf. „Den wirst du nicht mehr brauchen." Sie gab mir einen Schubs, die Wiese hinter mir öffnete sich, als ich hindurchfiel, ihre Stimme begleitete mich.

„Ich werde immer bei dir sein, Kira. Vergiss das nicht."

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Sooo, da bin ich wieder mit einem längeren Kapitel für euch!

Ich hoffe, ihr mochtet es!

Eure Erin xx

Strings of Fate (Satoru Gojo X MC)/FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt