„James", sagte Mary und verkniff sich das Lachen. „James, du hast nach Sirius gezogen, oder?"
Es war James' Zug zu erröten. „Kann sein", murmelte er. Durch seine braune Haut bekam man es kaum mit, dass er peinlich berührt war, aber sein Stammeln und die nervös zuckenden Augenbrauen verrieten selbst ihn.
Mary kannte ihn nicht gut genug, um zu wissen, wann seine Cooler-Typ-Fassade bröckelte, aber selbst ohne dieses Wissen konnte sie erkennen, wie er mit schwächlich wackelnden Fingern nach einem sorgfältig eingepackten Geschenk griff. Die Farbkombination dunkelrot und grün verriet nur noch mehr, für wen das Päckchen war.
„Frohe Weihnachten, Evans", sagte James Potter, ohne Lily dabei in die Augen zu sehen und schob ihr das Geschenk in die Hand.
„Oh." Für jemand so Intelligenten wie Lily, hatte sie eine erschreckend geringe Auffassungsgabe. „Äh, danke, Potter." Vorsichtig, als hätte sie Angst, das Päckchen würde jeden Moment zwischen ihren Fingern explodieren, entfernte sie die roten und grünen Papierschichten, bis eine schmale, kleine Box übrigblieb, ungefähr so groß wie eine geballte Faust. Lily bedachte James mit einem kalkulierten, nachdenklichen Blick, dann holte sie tief Luft und öffnete die Box. „Oh, lieber Gott..."
Mary, Marlene und Dorcas beugten sich erwartungsvoll vor, während Lily das Gesicht in den Händen vergrub und James die Lippen so fest zusammenpresste, dass seine Mundwinkel weiß wurden.
In der Box lag eine, wenn Marys krude Pflanzenkenntnis sie nicht täuschte, Lilie mit weiß-rosanen Blüten, platt gedrückt und getrocknet. Kaum hatte Lily sie enthüllt, strömte ein süßlicher Geruch von der Blume aus.
„Das", sagte Marlene langsam, die Augen misstrauisch verengt, „ist überraschend süß. Nicht nur der Geruch."
„Es sind nur ein paar einfache Zauber", murmelte James verlegen. „Ich dachte, es würde dir vielleicht gefallen."
„Das ist", Lily stockte. Sie berührte die eingelegte Blume mit einem Zeigefinger, als müsste sie sichergehen, dass sie echt war. „Ich bin nicht sicher, was ich sagen soll, Potter."
„Ein Danke würde reichen", schnaubte Sirius, woraufhin Lily, Mary und Marlene ihm giftige Blicke zuwarfen. Der Junge zuckte mit den Schultern.
„Danke", knirschte Lily. „Ich weiß nicht, was ich sonst sagen soll. Wirklich, danke."
James' Lippen zierte ein schmales Lächeln, keine Spur des arroganten Grinsen war zu sehen und er neigte den Kopf ein wenig an, als würde er sich verbeugen und antwortete: „Ist mir eine Ehre, Evans."
Nur ein Dummkopf würde den liebeskranken Blick in James Potters Augen nicht bemerken und Mary schätzte, Lily war der einzige Dummkopf in diesem Raum.
Unangenehme Stille legte sich über ihren Tisch; James nahm die Augen nicht von Lily, die überall aber in seine Richtung blickte. Eine unmögliche Sehnsucht lag in seinem Blick, lag in der Art, wie er Lilys gesamtes Gesicht musterte und nicht einmal blinzelte, wenn sie sich eine verirrte Strähne hinters Ohr schob. James war ein liebeskranker Volltrottel, Lily war ignorant und Mary seufzte. Sie riss die Augen von James Potters unmöglich chaotischen Haaren und den haselnussbraunen Augen, die nur für Lily bestimmt waren.
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The Marauders' Tale
Fanfiction1971 ist das Jahr der Anfänge - es ist das Jahr, das den Anfang der Freundschaft ankündigt, die die Welt für immer verändern wird. Vier ungleiche Jungen nehmen den Hogwarts-Express, um ihr erstes Jahr am magischen Internat zu beginnen, unwissend, da...