28.3 Jahr 2: Nächtliches Streunern

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In den nächsten Tagen suchte Sirius nach Anzeichen, dass er sich die ganze Sache nicht eingebildet hatte

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In den nächsten Tagen suchte Sirius nach Anzeichen, dass er sich die ganze Sache nicht eingebildet hatte. Er betrachtete Alice, wenn sie am Frühstück neben Frank saß, er hielt nach seiner Cousine Ausschau, die mit gerecktem Kinn ihre Bücher trug, er versuchte sogar seinen eigenen Unterricht zu schwänzen, damit er die älteren Schüler während ihrer Freistunden beobachten konnte, allerdings hielt Remus ihn davon ab.

„Lass sie", hatte er nur gesagt. „Du hast doch gesehen, dass es gute Gründe gibt, wieso sie es geheim halten, oder nicht? Ich finde, zumindest das sollten wir respektieren." Am Ärmel hatte Remus ihn dann mit zum Zaubertrankunterricht gezogen.

Auch wenn Sirius auf ihn hören wollte, fiel es ihm schwer, sich aus den Angelegenheiten anderer rauszuhalten, besonders dann, wenn er mit ihnen verwandt war. Da er sicherlich Narzissa nicht selbst fragen konnte, was die ganze Sache denn nun wirklich bedeutete, überlegte er, ob er Andromeda einen Brief schreiben und sie fragen sollte, ob sie etwas davon wusste. Sirius musste sich allerdings nur Remus' enttäuschtes Gesicht vorstellen, um sich selbst davon abzuhalten, sich weiter in die Angelegenheit zu graben. Um seine Gedanken von Narzissa, Alice und dieser ungleichen Freundschaft zu entfernen, tat er etwas, für das James ihm fast die Füße geküsst hätte: Er trainierte vor dem letzten Spiel der Saison mit ihm, damit er es im nächsten Jahr ins Team schaffen konnte.

In der Luft war es einfach, nicht mehr daran zu denken, dass seine regelkonforme Cousine sich nachts rausschlich, um sich mit einer Gryffindor-Schülerin zu treffen und zu tratschen. Wenn er nicht von James vom Besen gestoßen werden wollte, dann musste er sich auf den Quaffel fokussieren, der immer wieder zwischen ihm und den Torstangen hin und her geworfen wurde.

Während James immer wieder versuchte, ein Tor gegen ihn zu erzielen, musste Sirius sich eingestehen, dass er seinen besten Freund ziemlich unterschätzt hatte – das, oder er war einfach nur ein miserable Hüter. Jeder zweite Versuch endete damit, dass Sirius dem Quaffel hinterherstürzen musste, während James lauthals jubelte. Es dauerte nicht lange, bis Sirius vollkommen schweißgebadet und außer Atem war.

„Ich brauch 'ne Auszeit", keuchte er.

„Merlin, du bist total außer Form", meinte James, als er mit ihm zu den Tribünen flog. „Du solltest dich meinem morgendlichen Training mal anschließen."

Sirius schnaubte, bevor er einen ganze Flasche mit Wasser leerte. Nach Atem ringend erwiderte er: „Eher werfe ich mich vom Astronomieturm. Nicht jeder ist so ein Freak wie du, Potter."

James zuckte mit den Schulter. „Ich halte eben etwas davon, mich fit zu halten."

„Du bist besessen, das bist du", entgegnete Sirius, der sich neben James wie der unsportlichste Typ der Welt hielt. Während er seinen eigenen beißenden Schweißgeruch in der Nase hatte, hatte James lediglich ein paar glänzende Tropfen auf der Stirn, die er sich mit dem Ärmel abwischte. „Außerdem glaub ich nicht, dass ich 'n guter Hüter wäre."

„Ne, wahrscheinlich nicht." James grinste. „Das war echt 'ne miese Vorstellung. Aber immerhin musst du nicht als Hüter vorspielen, dafür haben wir ja Monty. Du kannst es als Jäger versuchen, komm, wir tauschen Plätze."

Bevor Sirius hätte protestieren können, hatte James sich bereits von der Tribüne geworfen und sich kurz vor einer schmerzhaften Bekanntschaft mit dem Boden auf seinen Besen geworfen. Grinsend flog der bebrillte Junge zu den Torstangen. Schnaubend folgte Sirius ihm, den Quaffel unter einen Arm geklemmt. Selbst wenn die beiden allein waren, konnte James es manchmal nicht lassen, als zeigen zu müssen, was er konnte.

Und so ging es weiter: Sirius versuchte Tore zu erzielen, während es für James so aussah, als müsste er sich bei den meisten Versuchen nicht einmal anstrengen, um sie aufzuhalten. James driftete um die drei Ringe herum, während Sirius zu Atem kommen musste. Der Wind zog eisig über ihre Haut, während Sirius sich die klitschnassen Haare aus der Stirn wischen musste.

Wenn es nach James gegangen wäre, dann hätten sie sicherlich noch Stunden weitertrainiert, aber Sirius, der langsam das Gefühl, die Kontrolle über seine Gesäßmuskeln zu verlieren, musste sich wieder auf festen Boden stellen, oder würde in den nächsten Minuten seitlich vom Besen rutschen. Es fühlte sich an, als wären seine Beine über und über mit Blasen bedeckt und seine Finger waren mittlerweile taub vom vielen Quaffel werfen und fangen.

„Das mit dem Team", keuchte er, als er sich das schweißgetränkte Trikot vom Kopf zog, „überlege ich mir aber noch mal ganz genau."

James grinste ihn an. Er hatte die Brille zwischen den Fingern, damit er sich mit einem Handtuch übers Gesicht wischen konnte. „Du musst nur ein wenig in Form kommen, mehr nicht. Bei den meisten Versuchen hast du ja sogar die richtige Technik drauf, aber du wirst ungenauer, je frustrierter du wirst."

Sirius schnaubte, bevor er die Schuhe von den Füßen trat. Sie landeten mit dumpfen Geräuschen auf dem Boden. „Danke für die Kritik, Potter."

„Sei nicht eingeschnappt, Sirius", meinte James, ehe er ihm auf die Schulter klopfte, auch wenn Sirius sich nicht sicher war, ob er die Berührung auch spürte.

Sein ganzer Körper war ein einziger Muskelkater.

„Wenn du es schaffen solltest, in den Sommerferien nochmal zu mir zu kommen, dann kann ich mit dir trainieren, damit du auf jeden Fall ins Team kommst." James' Lippen zogen sich erneut nach oben, wodurch er seine glänzenden Zähne zeigte. „Vorausgesetzt natürlich, du kannst bis dahin wieder laufen."

„Sei froh, dass ich meine Beine grad nicht spüren kann, sonst würde ich dir das dämliche Grinsen aus dem Gesicht wischen."

„Ha! Das will ich sehen."

„Pass nur auf –", Sirius tat einen raschen Schritt nach vorne und wollte nach James' Schulter greifen, doch sein bester Freund wich ihm geschickt aus.

„Da musst du aber früher aufstehen, Sirius. Mein Angebot steht. Schließ dich gerne meinem Training morgen früh an, dann – hey!"

Während James geredet und gelacht hatte, hatte Sirius seinen Zauberstab unbeachtet aus der Halterung an seinem Arm gezogen und war drauf und dran gewesen, James einen Kitzelfluch aufzuhalsen, wenn ihm der Stab nicht aus den feuchten Fingern gerutscht wäre. „Verdammt", fluchte er, als das dünne Holz über den Boden rollte und bei seinen muffigen Schuhen liegen blieb.

„Netter Versuch", meinte James lachend, setzte sich die Brille wieder auf und hob Sirius' Zauberstab auf. Er reichte ihm ihn. „Ich meine es auch nicht böse, oder so, Sirius, weißt du, ich –"

„Merlin, ich weiß", unterbrach Sirius ihn brummend, bevor er die Augen verdrehte. „Kümmer dich nicht um mich, Potter."

James schüttelte den Kopf. „Wenn das doch nur so einfach wäre. Man kann dich ja nicht aus den Augen lassen, ohne dass du wieder etwas anstellst – ohne mich, auch noch. Da muss ich ja fast glauben, du würdest mich nicht mehr lieb haben."

Sirius ignorierte das Stechen in seiner Brust, als er zu schnell eingeatmet hatte und erwiderte: „Dich werde ich doch eh nicht mehr los. Du bist anhänglicher als Kreacher, wenn es darum geht, meiner Mutter den Tee zu servieren."

„Widerliche Vorstellung", meinte James, ehe er sich ein Handtuch über die Schulter warf. „Na los, Duschen. Danach gibt's Mittag. Du brauchst genügend Proteine, wenn du eine Chance aufs Team haben willst."

Murrend folgte Sirius James in die Duschräume. „Hoffentlich rutsch ich aus und brech mir ein Bein", murmelte er, als das Wasser ansprang und James ihn nicht mehr hören konnte.


The Marauders' TaleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt