16.3 Jahr 2: Rache wird mit Tee serviert

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Lily konnte sich die nächsten Tage nicht damit abfinden, dass Remus in der Bibliothek saß und ganz normal an seinen Hausaufgaben und Aufsätzen arbeitete, als wäre nichts geschehen

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Lily konnte sich die nächsten Tage nicht damit abfinden, dass Remus in der Bibliothek saß und ganz normal an seinen Hausaufgaben und Aufsätzen arbeitete, als wäre nichts geschehen. Wie konnte er es wagen, in ihrer Bibliothek zu sitzen, wenn er noch Tage zuvor Severus gemeinsam mit seinen Freunden vor der halben Schule blamiert hatte? Lily sollte ihm hier und jetzt die Beine zusammenhexen und dann in die Große Halle rollen, damit alle über ihn lachen könnten, aber sie konnte es nicht über sich bringen. Remus war noch immer sowas wie ein Freund für sie. Außerdem sah er wirklich kränklich aus... eine unnatürliche Blässe zog sich erneut über sein Gesicht, sodass Lily die bläulichen Adern erkennen konnte, die unter seiner Haut lagen.

Lily hatte natürlich mitbekommen, dass ihr Klassenkamerad und (fast ehemaliger) Lernkumpane sehr oft krank war. Mal lag er mit einem Fieber für ein paar Tage auf der Krankenstation, dann wieder hatte er so schlimme Grippe, dass Madam Pomfrey niemanden in den Krankenflügel und seine Nähe lassen würde. Lilys Versuche, dem kranken Gryffindor ein paar Schokofrösche und die Hausaufgaben zur Aufmunterung zu bringen, wurden jedes Mal resolut von der Heilerin abgewehrt. Es waren jedes Mal dieselben, vagen Entschuldigungen gewesen. „Mr. Lupin ist nicht in der Verfassung, Besuch zu empfangen, Miss Evans", oder auch: „Wenn Sie nicht sofort verschwinden und darauf bestehen, die Ruhe meiner Patienten zu stören, dann werde ich Ihrer Hauslehrerin Bescheid geben, Miss Evans, wahre mir Merlin!"

Es war nur allzu verständlich gewesen, dass Lily nicht die einzige gewesen war, die versucht hatte, Remus im Krankenflügel zu besuchen. Lily hatte seine schrecklichen, lauten Freunde in Verdacht, die ihr die ganze Tour mal wieder vermasselt hatten. Wahrscheinlich hatten James Potter und Sirius Black die arme Heilerin so lange genervt und getriezt, bis dieser die Geduld ausgegangen war und nur deswegen hatte sie auch Lily so sehr angefahren. Eine andere Erklärung wollte Lily nicht einfallen, die nicht viel zu unsinnig war, um sie zu glauben – von Drachenpocken bis hin zur unheilbaren Schüttelkrankheit, über die Lily viel gelesen hatte. Lily musste sich einfach eingestehen, dass Remus ein zu geheimniswahrender Mensch war, um herauszufinden, was ihn wirklich plagte.

Nicht, dass es sie im Moment sonderlich interessierte. Sie würde kein Wort an den anderen Gryffindor verschwenden, selbst wenn er so aussah, als würde ihn allein das Lesen seines Buches viel zu viel Kraft fordern. Sie beendete ihre eigenen Aufgaben an einem anderen Tisch, abseits von Remus und verließ dann allein die Bibliothek. So zu lernen machte ihr zwar weniger Spaß, als wenn sie es mit ihren Freunden zusammenmachen konnte, aber es musste so sein. Sie würde nicht zulassen, dass sie Remus für sein schlechtes Verhalten belohnen würde. Niemals!

Ein eiskalter Oktoberwind zog durch die Hallen Hogwarts'. Der Herbst hatte sich das Land in wenigen Tagen angeeignet und bereits jetzt verloren die Bäume auf den Ländereien ihr Blätterkleid und Regentropfen fielen wie kleine Pistolenkugeln vom Himmel. Ein grauer Schleier lag über dem See und Lily war froh um den dicken Winterumhang, den sie an diesem Morgen angezogen hatte. Trotz der überall brennenden Fackeln war es eisig im Schloss. Überall quetschte sich der Wind durch undichte Fenster oder Risse in der Fassade und ließ die Haare an ihrem Nacken aufstehen. Sie beneidete die Slytherins überhaupt nicht – bei so einer Kälte würde sie nicht gerne in einen Gemeinschaftsraum unter dem See zurückkehren. Sev hatte ihr alles darüber erzählt und auch die unangenehmen Temperaturen nicht ausgelassen, gegen die nicht einmal die lodernden Kaminfeuer etwas ausrichten konnten.

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