14.1 Jahr 2: Narben

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Remus konnte sich an keine Verwandlung erinnern, die schlimmer war

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Remus konnte sich an keine Verwandlung erinnern, die schlimmer war. Seine Gedanken waren ein einziges Chaos, er fühlte sich schwach und ausgelaugt, sein Körper war geschunden und übersäht mit neuen Wunden und Verletzungen. War es der Wolf, der seine menschlichen Gedanken gespürt hatte, oder war es der Mensch in ihm gewesen, der den Wolf dazu gebracht, so zerstörerisch zu sein?

Madam Pomfrey brauchte an diesem Morgen länger als üblich, um seine vielen Verletzungen zu heilen. Sie tat ihr Bestes, damit Remus halbwegs gesund aussah, aber auch ihre Kräfte hatten ihre Grenzen. Eine neue, feingliedrige, rote Narbe zog sich über seinen Hals bis zur seiner Brust, ein Mark des Wolfs. Die Klaue hatte seine Haut tief eingerissen. Blut klebte am Boden und an den Wänden. Die Heilerin hatte mehrere Zauber anwenden müssen, damit der widerlich metallische Geruch aus der Luft verschwunden war, bevor sie Remus einen Blutbildungstrank eingeflößt und seine Wunden behandelt hatte. „Nichts, was ich nicht schon gesehen hätte", hatte sie gemurmelt, als Remus die Verletzung bedecke wollte.

Reden war zu anstrengend. Er hatte lediglich gegrunzt oder genickt, wenn sie Fragen gestellt hatte. War es auch der Wolf, der seine Gedanken übernahm, oder war Remus nur zu schwach? Er fühlte sich wie ein Besucher in seinem eigenem Körper. Vor der Verwandlung hatte Remus es akzeptiert, dass nichts mehr so sein würde, wie er es gewohnt hat und als sie endlich wieder im Krankenflügel waren und er sich in eines der Betten legen konnte, war er der festen Überzeugung, dass es das letzte Mal sein würde, dass er dazu die Chance hatte.

„Du musst dir keine Sorgen machen", hatte Madam Pomfrey gesagt. „Der Schulleiter hätte deine Freunde nicht gehen lassen, wenn er nicht glauben würde, dass sie ein Geheimnis für sich bewahren können." Sie hatte ihm einen Schlaftrank gereicht und Remus hatte nicht die Kraft gehabt, ihr zu sagen, dass das nicht der Grund für seine Sorge war.

Ein paar ruhige, traumlose Stunden später fühlte sich der Junge zwar besser und hatte endlich wieder genug Kraft zum Sprechen, aber seine Gedanken waren noch immer dieselben. Wie sollte er seinen Freunden jemals wieder in die Augen sehen können, jetzt wo er wusste, dass sie wussten, was er war? Remus war ein Monster, eine Bestie in Menschengestalt. Er würde jeden von ihnen reißen und töten und fressen, wenn sie ihm in seiner wahren Form begegnen würden. Er wusste, es war eine schlechte Idee gewesen, Hogwarts zu besuchen. Sein Vater hatte nicht umsonst gesagt, es würde nicht sicher genug sein.

Remus hatte lang genug versucht, mit der Lüge zu leben, dass er so war, wie alle anderen, aber nichts konnte ihn davon überzeugen, dass das tatsächlich stimmte. Ein Monster wie er war nicht dazu geschaffen, inmitten von hundert anderen Kindern zu leben und zu lernen. Die kurze Zeit, die er Freunde gehabt hatte, drei wunderbare Freunde, die ihn als einen der ihren akzeptiert hatten, war wunderbar gewesen, wie ein wahrgewordener Traum. Remus hätte sich nicht einmal träumen lassen können, jemals solch wunderbare Freunde zu haben, aber jeder Traum musste irgendwann ein Ende finden. Wenn dieser doch nur etwas länger hätte anhalten können.

„Remus, Schatz, bist du schon wach?", flog die sanfte Stimme Madam Pomfreys durch den Saal. Ihre leisen Schritte näherten sich seinem Bett, welches noch immer hinter den Vorhängen verdeckt war.

The Marauders' TaleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt