29.2 Jahr 2: Schwerelos

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Niemand beachtete den Jungen, der sich auf dem niedrigsten Sitz der Tribünen versteckte und die fliegenden Gestalten am Himmel beobachtete

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Niemand beachtete den Jungen, der sich auf dem niedrigsten Sitz der Tribünen versteckte und die fliegenden Gestalten am Himmel beobachtete. Einer der Gestalten war ein Zweitklässler mit chaotischem schwarzen Haar und einer Brille, die bei jedem anderen sicher von der Nase gerutscht wäre, so schnell sauste er auf seinem Besen durch die Luft.

Regulus hatte die Hände im Schoß vergraben und den Blick stur auf James Potter gerichtet, der einen roten Lederball zwischen den Fingern hielt und mit seinen Teamkameraden redete. Ein älterer Schüler, wahrscheinlich sechste oder siebte Klasse, rief Anweisungen übers Feld, ehe er mit dem Finger auf Potter deutete. Über die Distanz konnte Regulus nicht ausmachen, was gerufen wurde, aber er war sich fast sicher, dass er es nicht wissen wollte. Quidditch, dachte er grimmig, war noch nie etwas gewesen, für dass er sich interessiert hatte.

Er hielt die Augen auf James Potter gerichtet, als dieser den Ball an seinen Teamkollegen weitergab und dann mit gebeugter Haltung durch die Luft sauste, als würde ihm der Himmel gehören. Regulus hatte keine Ahnung, was die Gryffindors dort trieben, aber er hatte auch nicht den Drang, es herauszufinden. Es war kaum hell genug, damit er die Gesichter der Spieler erkennen konnte, kaum hell genug, damit er sehen konnte, wie die Spitzen der Bäume im Verbotenen Wald sich voneinander unterschieden, und trotzdem waren diese sieben Schüler schon so lange auf ihren Besen unterwegs, dass man ihnen die Erschöpfung an den Bewegungen absehen konnte.

Regulus reckte das Kinn ein wenig. Er wusste nicht so recht, wieso er hier war. Vielleicht hatte er gehofft, dass er seinen Bruder sehen würde, nicht unbedingt auf dem Besen, aber zumindest auf der Tribüne. Was auch immer er sich von seinem Bruder dann erhoffen würde. Er und Sirius hatten seit Weihnachten nicht mehr miteinander geredet und es schien nicht so, als würde sein älterer Bruder darauf brennen, jetzt wieder damit anzufangen.

Es war fast April. Der Wind war angenehm kühl, die Luft roch süßlich und von allen Seiten aus konnte Regulus dutzende Vögel hören, die durch die Gegend flatterten und sangen. Eigentlich war es ein zu schöner Tag, um so früh wach zu sein und trotzdem saß er auf der Quidditchtribüne eines anderes Hauses, beobachtete ein anderes Haus beim Trainieren und hatte keine gute Ausrede, wieso er es tat. Sirius war nicht hier.

Sirius würde nicht mit ihm reden.

Regulus drückte die Hände fester in den Schoß.

„Da bist du, Reg", ertönte eine Stimme neben ihm und ließ Regulus zusammenfahren. Evans müdes Gesicht tauchte in seinem Blickwinkel auf und einen Moment später ließ der Junge sich neben ihn fallen, die dunkelblonden Haare ungekämmt, das Gesicht noch mit Falten vom Schlaf bestückt. Die meisten Knöpfe an seinem Hemd standen offen und der Kragen seines Umhangs war unsauber und schlampig, sodass Professor Slughorn sicherlich wieder mit der Zunge schnalzen würde, wenn er das sehen würde.

„Was bei Merlins Bart machst du hier?", fragte eine zweite Stimme, ehe auch dessen Sprecher sich mit einem lauten Gähnen niederließ. Bartemius Junior (der von allen nur Barty genannt wurde, weil er ihnen sonst ein paar Flüche auf den Hals hetzen würde), sah nicht weniger müde als Evan aus. Barty war blass und hatte eine ganze Menge Sommersprossen auf dem Gesicht, noch dazu war sein strähniges Haar strohblond, sodass Evan mehr als einmal gesagt hatte, Barty würde aussehen, als würde er in den Sommerferien bei den Muggeln auf dem Acker schuften. Barty hatte ihm beim ersten Mal die Zunge an den Rachen gehext. „Es ist arschkalt."

The Marauders' TaleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt