Oft klärt die Nacht...

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Einige Minuten waren vergangen, seitdem Law aufwachte und bemerkte das Izumi wie in Trance gefangen, aus dem Fenster starrte und keine Reaktion zeigte.
Mittlerweile war es weit nach Mitternacht und Law saß noch immer neben Izumi, die sich nicht rührte. Obwohl er als Arzt schon oft von diesen Fällen gehört hatte, war es trotzdem immer schwieriger sich selbst in so einer Situation zu befinden.

Besorgt sah er zu ihr rüber und sah, wie sie endlich eine Reaktion zeigte. Auch wenn es die Tränen waren, die über ihre Wangen flossen, war dies die Bestätigung, dass sie ihre Panikattacke einigermaßen überwunden hatte.
Sie wisch sich die Tränen weg und ließ den Kopf erschöpft hängen.

„Geht's?...", fragte er sie behutsam. Müde und abgeschlagen nickte Izumi, während sie versuchte die Kontrolle über ihren Körper zurück zubekommen. Erschöpft lächelnd schaute sie in die grauen, besorgten aber mit Liebe gefüllten Augen.

Langsam hob sie ihre Hand und strich ihm sanft über seine Wange. Ihre rot angeschwollenen Augen, machten nochmal deutlich sichtbar, wie sehr sie mit sich selber zu kämpfen hatte.
„Hör auf, dir Sorgen zu machen...", flüsterte sie zu ihm, weil sie seine Angst um sie spürte.
„Ist das überhaupt möglich?", stellte er als Gegenfrage. „Seit ich dich kenne, sehe ich nur wie du leidest. Ich kann das nicht mehr mit ansehen", offenbarte er zögernd, denn er hatte immer noch Schwierigkeiten sich ganz zu öffnen. „Ich bin es gewöhnt, Law".

„Bereust du es, Izumi?", brannte ihm die Frage auf der Zunge. „Was zwischen uns passiert ist? Habe ich dir wehgetan?", erläuterte er präziser. „Nein... Ich fand es wunderschön", bestätigte sie ihm und senkte beschämt den Kopf, als sie sich daran erinnerte, was vor ein paar Stunden zwischen ihr und ihrem Kapitän geschehen war. „Bereust du es?", fragte sie mit einem Hauch von Besorgnis in ihrer Stimme. „Naja... Nein natürlich nicht, aber...", stotterte er und fuhr sich nervös durch die Haare. „Aber, was?", fragte sie angespannt, während sie merkte wie warm ihr wurde.
Bereute er es und würde sie nun wie alle anderen verlassen?

„Law...?", flüsterte sie so ängstlich, dass ihre Stimme brach. „Habe ich was falsch gemacht?", fragte sie ihn und legte sich nervös ihre Haarsträhnen hinter ihre Ohren.
„Nein, Quatsch...Nur, wir haben nicht... verhütet. Ich habe mich komplett vergessen und mich von meinen Gefühlen leiten lassen...", machte er sich Vorwürfe. Er verachtete es, nicht mehr klar denken zu können, denn für ihn war es eine Schwäche. Jede kleinste Unachtsamkeit, könnte alles zu Nichte machen.

Izumi schluckte etwas schwer. „Ich habe dir doch gesagt, dass du dir darüber keine Gedanken machen sollst", erinnerte sie ihn und versuchte ihn zu beruhigen. „Du weißt, wie Kinder entstehen, oder?", fragte er sie ironisch, denn er konnte ihre Ruhe in dem Fall nicht nachvollziehen. „Natürlich! Ich bin doch nicht auf den Kopf gefallen, Law!", gab sie leicht empört zurück und Law schmunzelte über ihre Reaktion.
„Wie kannst du so entspannt sein, Izumi?", fragte er sie und sah sie dabei an.

Izumi zog die Decke, mit der sie sich umhüllt hatte, näher an sich und vermied bewusst den Blickkontakt. Sie redete nicht gerne über ihre Vergangenheit. Izumi fürchtete sich vor den Reaktionen ihrer Mitmenschen, davor verurteilt und ausgegrenzt zu werden.
Law bemerkte, dass sie immer mehr in sich sackte und legte ihr seine warme Hand auf ihre Schulter. Damit gab er ihr das Gefühl von Geborgen- und Vertrautheit. Kaum zu Glauben, was für eine Wärme dieser Mann ausstrahlen konnte, obwohl er sonst immer so kühl, distanziert und emotionslos wirkte. Diese Charaktereigenschaft hatte er höchstwahrscheinlich ebenfalls, wie Izumi aufgrund seiner Vergangenheit entwickelt. Wie sehr Law in seiner Kindheit gelitten haben muss, konnte Izumi sich nicht vorstellen. Sie wusste, dass seine Heimat komplett vernichtet und die Menschen dort ausgelöscht wurden, aufgrund der Hakuen - Krankheit, die dort ausgebrochen war und unter der auch ihr Kapitän litt. Er war der einzige Überlebende und verlor logischerweise auch seine Familie.

Durch ihren Onkel Doflamingo, weiß sie, dass er sich den Donquixote - Piraten anschloss und er ein sehr selbstzerstörerisches Auftreten zeigte. Er hatte das Leben aufgegeben und wartete Tag für Tag auf seinen Tod.

Bis vor ein paar Wochen, war sie im Glauben, dass er ihren Vater ermordet hatte, um sich die Teufelsfrucht zu holen und sich selber zu heilen. Jedoch entpuppte sich dies als Lüge und ihr Vater, Donquixote Rosinante, rettete das Leben dieses Mannes. Den Lebensmut, den Corazon wieder in Law erweckte, erweckte der Pirat nun in Izumi. Der Mann, der von ihrem Vater gerettet wurde, ist heute ihr Retter und ihr Halt geworden. In seiner Nähe, vergaß sie die Hindernisse des Lebens und vorallem die Schwierigkeiten, die sie mit sich selber hatte.

Leicht räuspernd entspannte sie sich ein wenig und sah zu Law, der immer noch seine warme Hand auf ihrer Schulter ruhen ließ, aber trotzdem Abstand hielt. Izumi vertraute ihm und liebte ihn, fürchtete dennoch seine Reaktion, vor ihrer Vergangenheit.
Mutig raffte sie sich ein wenig auf und drehte sich zu ihm. Nervös spielte sie mit ihren Händen und spürte seinen durchbohrenden Blick.

„Als ich zehn Jahre alt war, brachte Senghok mich zu einer angehenden Psychologin. Mit acht bekam ich meine erste Panikattacke, die sich immer mehr verschlimmerte und meine Alpträume verfolgten mich. Teilweise habe ich tagelang nicht geschlafen, gegessen oder getrunken. Der Kontakt zu anderen Menschen machte mir Angst und ich zog mich komplett zurück. Ich fühlte mich einsam und egal, wo ich war, ich fühlte mich unerwünscht. Ich sprach kaum und mich überkam ständig das Gefühl, man hätte mich zurückgelassen. Aus Sorge entschied er sich, mich untersuchen zu lassen. Die Psychologin stellte meine Diagnose fest: Eine weit ausgeprägte Depression verbunden mit einer Psychose, die mit Panikattacken - zu der Zeit schon eine Panikstörung -, Alpträume und Verlustängsten verbunden war. Ich hatte regelrecht jede Nacht einen Anfall und wurde von Atemnot begleitet. Das Gefühl, jedes mal zu ersticken... ist einfach grauenvoll. Damit ich nicht komplett abstürze, setzte sie mich auf hochdosierte Antidepressiva und Beruhigungsmittel. Ganze fünf Jahre, bis ich fünfzehn wurde, hatte man mich zugedröhnt. Irgendwann fing ich an zu halluzinieren und ich entschied das erste mal für mich selber. Ich habe die Behandlung abgebrochen und alle Medikamente entsorgt. Es ist natürlich besser geworden, aber dennoch verfolgt es mich heute noch sehr. Der Entzug war auch so eine Sache... Ich weiß, dass man sowas langsam absetzen sollte, aber ich habe es nicht mehr ertragen. Senghok macht sich heute noch Vorwürfe, dass er damals eingewilligt hatte. Allerdings kann ich ihn so gut verstehen. Er hatte keine Wahl...", öffnete sich Izumi und sah Law dabei kein einziges mal an.

Es kostete sie enorm viel Überwindung, gleichzeitig fühlte sie sich etwas befreit. Trotzdem hatte sie Angst vor seiner Reaktion.
Wahrscheinlich würde er gleich weglaufen und sie aus seiner Crew werfen.

„Er ging dabei ein Risiko ein. Das es Nebenwirkungen gibt, ist klar. Ich litt unter Übelkeit, Schweißausbrüche, Herzklopfen... Und dazu ging diese Medikation... auf meine... Fruchtbarkeit", offenbarte sie zögernd und Law staunte.

Deshalb blieb sie also während ihrer Intimität ruhig und ließ ihn weitermachen. Izumi wirkte gekränkt und betroffen davon. Es war immer ihr Wunsch, eines Tages eine Familie zu gründen.
„ ...Und das alles nur, wegen eines Traumas", ergänzte sie bestürzt und hielt ihre Tränen zurück.

Obwohl es ihr so gut tat, darüber zu sprechen, blieb sie nervös und ängstlich vor Law's Reaktion, der sich bis jetzt noch gar nicht geäußert hatte. Sie sah ihn langsam an und sah, dass sich sein Blick ... gar nicht verändert hatte.
Er sah sie immer noch so an, wie vorher.

Ihre Anspannung nahm etwas ab.
Hielt er sie etwa nicht für eine psychisch kranke Frau ? „Was muss dir denn alles widerfahren sein, dass du so erschöpft bist?", fragte er sie und Izumi's Tränen schossen ihr in die Augen.
„Ich bin kein Psychologe, aber ich habe schon viel davon gehört. Dass du hier sitzt und mir das alles erzählst, ist nicht selbstverständlich. Du vertraust mir, das schätze ich sehr. Normalerweise sprechen depressive Menschen nicht über ihr Leid und ihre Gedanken. Sie fressen alles in sich rein und gehen daran zugrunde", erklärte er ihr, wie ein Arzt nunmal aufklärt und nahm Izumi's Blick wahr, der ihm verriet, dass sie eine ganz andere Reaktion erwartet hatte.

Law X Izumi ~ Schicksalhafte BegegnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt