Kapitel 4 - Gans, Kürbis, Auge

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Später in Wahrsagen, hatte Ron sich noch immer nicht genug lustig darüber gemacht, dass ich Professor Lupin mit einem Zauber auf mich gezogen hatte.
„Sehr lustig, Ron. Hoffentlich steht in deiner Tasse gleich, dass dir das Lachen bald mal vergeht..." murmelte ich und hob meine Teetasse, um etwas darin zu lesen.

„Ich erkenne da nichts..." seufzte ich und verzweifelte ein weiteres Mal in diesem Unterrichtsfach.
„Zeig mal her..." bot Luna Lovegood an, welche einen Tisch neben uns saß und riss mir bereits die Teetasse aus den Händen.
„Ganz einfach. Das hier ist ein Auge. Das heißt, du solltest Vorsicht walten lassen...Hier ist aber auch eine Gans...die steht für eine Einladung, die du bekommen könntest. Die sitzt auf einem Kürbis...der Kürbis steht für eine kommende, warme Beziehung. Die Gans ist am äußeren Rand der Tasse zu sehen. Das heißt, du bekommst eine Einladung. Dann der Kürbis und dann das Auge. Heißt, bei einer kommenden Beziehung musst du Vorsicht walten lassen." erklärte sie mir und grinste mich unschuldig an.
„Ja...ich denke nicht. Ich und Beziehungen. Genauso unwahr wie Wahrsagen Unterricht überhaupt." nörgelte ich und errötete.
Hier gab es nie im Leben jemanden, mit dem ich mir eine Beziehung vorstellen könnte.
Um sicherzugehen, ließ ich meinen Blick noch einmal durch die Klasse schweifen, nur, um sicherzustellen, dass hier wirklich niemand dabei war.
„Miss Torres...geben Sie dem ganzen doch eine Chance." bat mich Madame Trelawey und sah mich aus keinen zehn Zentimetern Entfernung an.
„Nehmen Sie es nicht persönlich, aber ich erkenne hier einfach nichts. Für mich ist das ein Haufen Blätter in meiner Tasse." erklärte ich und stellte die Tasse wieder zurück auf den Tisch.
„Halten Sie doch die Augen nach einer Einladung offen..." schlug sie vor.
„Aber dann pass auf. Die könnte einen Haken haben, in der Beziehung, die du eingehen könntest." warf sich Ron ein.
„Es muss hier keine Liebesbeziehung sein, kann auch eine warme, wohlige Beziehung zu jemandem sein..." entgegnete nun auch Seamus.
„Super. Danke. Noch jemand einen hilfreichen Tipp?" fragte ich sarkastisch. „Nein? Prima, dann kann ich ja gehen. Die Stunde ist sowieso vorbei."

„Lara, warte doch mal. Ist alles okay?" fragte Hermione, welche sich an meine Fersen heftete.
„Ja...ich finde es nur furchtbar, wie sich hier jeder gegenseitig eine Beziehung aufdrücken will. Ist es so schlimm, dass aus dieser Klasse niemand für mich dabei ist? Meine Ansprüche sind wahrscheinlich einfach viel zu hoch..." antwortete ich und lächelte verzweifelt.
„Ach, Süße. Das kommt alles, wenn man es am wenigsten erwartet." sagte Hermione abschließend.

Am Nachmittag trafen wir uns auf dem Schulhof und spielten eine Runde Koboldstein.
Das Herbstwetter zog langsam auf.
Ein lauer Wind störte nach einer knappen Stunde unser Spiel.
„Hey, eh, Lara?" fragte Hermione auf dem Weg nach drinnen.
„Was gibt's?" antwortete ich und lief vor ihr die Treppe nach oben.
„Würdest du heute Abend mit mir...naja...Also..Ron und ich wollen uns heute Nacht treffen...unter der Treppe beim großen Badezimmer und ich dachte...vielleicht könntest du aufpassen, dass keiner kommt und..außerdem möchte ich nicht nachts allein durch die Gänge laufen..." bat sie und setzte sich auf das Bett in unserem Zimmer.
„Du?! Hermione Granger möchte absichtlich nachts gegen Regeln verstoßen, nur für einen Jungen?" Mir standen die Augen offen.
Hermione errötete.
„Komm schon. Du hast auch was gut bei mir..." bettelte sie nun und lächelte mich zu freundlich an.
„Passiert das jetzt jede Nacht?" fragte ich und verschränkte die Arme.
„Najaaaa...vielleicht schon?" antwortete sie.
Wenigstens war sie ehrlich.
„Bitte...wie du willst. Aber wir nehmen die hier mit." beschloss ich und deutete auf die Karte des Rumtreibers.
„Du bist die beste!" grinste Hermione und umarmte mich fest.
„Ich erinnere dich dran..." sagte ich lächelnd und erwiderte die Umarmung.

Es wurde später...und dunkler...
Die anderen aus unserem Schlafsaal schliefen tief und fest, als ich nach der verzauberten Karte griff und wir uns bereit machten, aufzubrechen.
Wir kommunizierten ohne Worte miteinander.
Das würde die anderen wecken.
Ein Blick auf die Karte des Rumtreibers verriet mir, dass wir allein waren und die Luft rein war.
Vorsichtig und langsam schlichen wir durch die Gänge.
„Vorsicht! Lupin!" flüsterte ich Hermione zu und zauberte schnell Nox, um mein Licht auf dem Zauberstab zu löschen.
Wir versteckten uns um die Ecke.
Mein Herzschlag beschleunigte sich, ich hielt den Atem an und kniff die Augen fest zusammen. Das Blut rauschte nur so durch meine Adern.
Hermione beobachtete, wie der Schein eines Zauberstabes an uns vorbei lief und mit ihm auch Professor Lupin.
„Das war verdammt knapp...gut, dass wir diese Karte haben..." flüsterte ich Hermione zu und atmete tief durch, um mich selbst zu beruhigen.
„Komm schnell, bevor er es sich anders überlegt..." sagte Hermione leise.
Den Blick auf die Karte des Rumtreibers gesenkt, bahnten wir uns den Weg durch die Gänge der Schule.
Ich konnte erkennen, dass Ron bereits an besagter Stelle wartete.
„Ich warte hier. Die letzten Meter gehst du allein. Ich bleibe hier und warne euch, wenn jemand kommen sollte, indem ich diesen Stein hier in eure Richtung werfe..." erklärte ich und zog einen kleinen Stein auf meiner Tasche.
„Danke...bis dann." lächelte Hermione und machte sich weiter auf den Weg zu Ron.
Ich setzte mich auf eine Treppenstufe und zog mir mein Buch aus der Manteltasche, um es zu lesen, während meine Freunde sich vergnügten.
Ich war viel zu freundlich für diese Welt...
Wieso machte ich da mit?
Es war verdammt gruselig hier allein in der Dunkelheit.
Nur mein Zauberstab leuchtete mir ein kleines Licht, damit ich wenigstens lesen konnte.

Doch durch die Ablenkung mit meinem Buch, verlor ich komplett den Überblick über die Karte des Rumtreibers.
„Schönen guten Abend, Miss Torres." meldete sich eine Stimme zu Wort.

Miss Belladonna//Remus Lupin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt