Kapitel 32 - verschlossene Tür

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Warnung: Beschreibung und Auslebung von Depressionen, sowie rauchen

Ich fühlte mich leer. Auf eine Art hintergangen, weil ich von ihm nicht erwartet hatte, dass er obliviate bei mir anwenden würde.
Ich dachte, wir würden zu allem stehen, was wir sagten und machten.
Meine Gefühle für ihn waren noch immer da, kein bisschen weniger geworden.
Ich bereute nichts.
Aber ich war wütend.
Er hatte mir die Erinnerungen an meinen ersten Kuss überhaupt genommen.
Ich wusste, er bereute es.
Mehr, als alles andere.
Doch ich konnte es noch nicht vergeben.

Ich erzählte es Hermione und sie freute sich, als hätte sie ein Pony zum Geburtstag bekommen.
Doch je weiter ich erzählte, desto trauriger wurde ihre Miene.
„Aber hey...er hätte es dir auch nicht sagen müssen...Er meinte es nur gut..." versuchte sie, mich zu besänftigen.
„Für sich selbst, ja. Aber weiter hat er auch nicht gedacht...Ich habe das Gefühl, ich war die einzige, die gekämpft hat. Hätte ich nicht gekämpft, wäre er weg und hätte mich verlassen...Ich kann gerade nicht klar denken, Hermione..." erklärte ich und drehte mich auf meinem Bett um, von Hermione weg.
Ich starrte in die Dunkelheit. Tränen füllten meine Augen.
Damals, ich war noch jünger...vielleicht 14, hatte ich eine ganz schwere Phase. Die Slytherin Schüler hatten es auf mich abgesehen, zogen mich und meine Familie in den Dreck. Ich fühlte mich allein. Zum ersten Mal vermisste ich meine Eltern und hatte mir gewünscht, sie waren da.
Ich hasste sie dafür, dass sie es nicht waren, um mir zu helfen.
Es war so dumm.
Doch genau dieses Gefühl, allein zu sein und nicht zu wissen, was wahr war, und was nicht, dieses, für tot geglaubte Gefühl, war wieder da.
Irgendwo in meinem Magen hatte es sich versteckt und nur auf den richtigen Moment gewartet. Der Moment kam, als die Person, die ich liebte, etwas unternahm, was ich nicht von ihm erwartet hatte.
Er konnte mir die Erinnerung einfach wieder geben. Immerhin hatte er es mir gestanden. Ich musste nicht wütend sein.
Aber ich hatte damals auch keinen Grund, wütend auf meine Eltern zu sein.
Genauso wenig, wie auf Remus.

Ich würde ganz tief abrutschen.
Das würde passieren.
Und ich würde niemanden in mein Gewissen reden lassen.
Scheiße, aber so war ich.

Und gleich am Morgen darauf, sollte es beginnen.
Ich fühlte mich...leer.
Und mein Gehirn wusste genau, Remus konnte diese Leere füllen.
Doch da war dieses riesige Ego in mir. Dieses Ego, was jegliche Türen schließen wollte.
Und fest geschlossen halten würde.

Gleich an diesem Morgen kramte ich in meinen Sachen herum...
Irgendwo mussten sie doch sein...
Da fand ich sie.
Zigaretten.
Im Bezug des Kissens, welches ich nie mit ins Bett nahm.
Schnell steckte ich sie in meine Manteltasche und band mir die Haare zu einem Pferdeschwanz.
„Hey! Kommst du mit frühstücken?" fragte Hermione lächelnd und kam aus dem Badezimmer.
Ich nickte und steckte die Hände in die Taschen.
Hermione runzelte die Stirn und musterte mich.
Sie war damals diejenige, die mich aus den Depressionen gezogen hatte.
Sie wusste, wie ich aussah, wenn es losging.

Gemeinsam liefen wir in die große Halle.
Harry, Ron und Hermione aßen gemeinschaftlich ihr Frühstück.
„Muss mal kurz raus..." sagte ich knapp und lief hinaus, hinter die Schule.
Dort verkroch ich mich früher auch, wenn ich rauchen wollte.
Damit beruhigte ich meine Gefühle.
Ich kompensierte den Schmerz in mir, mit Schmerzen, die ich meinem Körper außen zufügen konnte.

Es war windig, was das Anzünden meiner Zigarette erheblich erschwerte.
Doch es klappte. Leider.
Dann lehnte ich mich gegen die Wand hinter mir, schloss die Augen und zog einmal tief den Rauch ein.
Mein Körper entspannte.
Mein Gehirn wurde für einen Moment frei.
Oh, wie ich Remus vermisste...
Ich konnte es fühlen.
Andere verletzten sich selbst, um die Gefühle zu kompensieren. Ich rauchte.

Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, es war Zeit, der Wahrheit ins Gesicht zu blicken.
Die Wahrheit, in Form von Remus Lupin.

Vor seinem Unterricht machte ich mich auf den Weg zu Malfoy und seinen Freunden.
„Oh, schaut, wer da kommt." entgegnete dieser und verschränkte die Arme.
„Malfoy, kommst du an Zigaretten ran...?" fragte ich geradewegs.
„Wieso sollte ich dir so ein Muggelzeug geben?" gab er zurück und legte den Kopf schief.
Von der anderen Ecke des Raumes beobachtete uns Remus bereits.
„Wenn du nicht möchtest, dass ich Snape und Dumbledore erzähle, wie du Lavender hinterherspitzelst, wenn sie im Badezimmer ist, holst du mir bis übermorgen eine Packung." drohte ich und verengte die Augen.
Malfoy schluckte schwer und nickte mir nur stumm zu.
Ich wusste mittlerweile, wie man ihn nehmen musste. Wie ich mit ihm umzugehen hatte.
„Gut." murmelte ich und lief auf meinen Platz.
Sein Freund Goyle hatte Kontakte in die Muggelwelt und kam an das Zeug leicht ran.

Zurück auf meinem Platz, packte ich mein Buch aus und skizzierte auf meinem Block.
Remus eröffnete den Unterricht und erzwang sich sein schönstes Lächeln.
Wir lernten heute Cave Inimicum. Es beschwörte eine Grenze, in welcher die Anwesenheit aller, die sich innerhalb der Grenze befinden, verborgen blieb.
Für keinen Außenstehenden sichtbar.
Aber überschreitbar.
„Lara, hören Sie mir zu?" fragte mich Remus und sah mich mit einem freundlichen Gesicht an.
Langsam erhob ich meinen Blick und sah emotionslos zurück.
Er räusperte sich und schluckte schwer, als er seinen Unterricht fortsetzte, ohne weiter auf mich einzugehen.
Ein Blick genügte.

„Lara, kommen Sie bitte mal zu mir?" fragte er nach dem Unterricht und stellte sich hinter seinen Schreibtisch.
Ich nahm einen tiefen Atemzug und lief nach vorn zu ihm.
„Was hast du...?" fragte er sanft, als der Rest seiner Schüler aus dem Raum war.
„Was ich habe?!" Empörung stieg in mir hoch, doch ich überspielte sie schnell. „Nichts." antwortete ich und wollte soeben wieder gehen, als er meinen Arm griff.
„Wonach riechst du?" hakte er nach und senkte seinen Kopf zu meinem Gesicht. „Rauchst du?"
Ich schüttelte den Kopf und riss mich los.
„Nein. Kann ich jetzt gehen?" fragte ich ungeduldig und biss mir auf die Unterlippe.
„Nein? Und was ist das?" knurrte er und griff in meine Manteltasche. Er zog die Packung Zigaretten heraus und hielt sie mir vorwurfsvoll entgegen.
Ich griff sie mir schneller, als er reagieren konnte und sah ihm tief in die Augen.
„Hör zu, ich gebe dir die Erinnerung wieder...Aber hör auf mit so einem Mist! Komm zu mir, ich mach es wieder gut." erklärte er.
Für einen Moment, einen kurzen, spürte ich einen Schmerz in meinem Herzen.
Ich wollte, dass er es wieder gut machte. Ich wollte ihn, alles an ihm.
Doch mein Inneres machte zu.
Und die Türen waren verschlossen.

Miss Belladonna//Remus Lupin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt