Kapitel 28 - das Biest

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Hermione beobachtete meinen Unmut und zog mich aus meinen Erinnerungen heraus.
„Iss etwas...er wird noch kommen..." flüsterte sie und sackte mir ein wenig Essen auf den Teller.
Ich nickte, ein wenig niedergeschlagen, doch aß, was sie mir auf den Teller gelegt hatte.

Nach nicht allzu langer Zeit, öffnete sich die Tür zur großen Halle und tatsächlich...Remus kam hineingelaufen. Geradewegs zum Lehrertisch.
Die Schüler bemerkten ihn beinah gar nicht.
Doch ich schon...
„Siehst du..." murmelte Hermione und lächelte mich aufmunternd an, bevor sie von ihrer Karotte abbiss.
Dumbledore flüsterte Remus etwas zu. Ich beobachtete es.
Dieser nickte nur, erzwang sich ein Lächeln und setzte sich auf seinen Platz neben Snape.
Sie widmeten sich eines kurzen Blickkontaktes, bis Remus eine Frage zu stellen schien, welche Snape mit der Fingeranzahl von 1 beantwortete.
Eins...
Was bedeutete das?
Ich sollte aufhören, mir Gedanken zu machen.
Natürlich unterhielten sich Lehrer auch über sämtliche Dinge.

Irgendwann, es dauerte seine Zeit, trafen sich unsere Blicke endlich und dieses wohlig, warme Gefühl kam zurück in meinen Magen.
Er schenkte mir ein kleines, aber sanftes Lächeln.
Jetzt bildete sich auf meinen Lippen auch eins.

Ein Blick aus dem Fenster in unserem Schlafsaal ließ mich die Stirn runzeln. „Ist heute schon Vollmond?" fragte ich Hermione, während wir uns in bequeme Kleidung warfen.
„Nein. Morgen erst.", antwortete sie knapp und gähnte bereits. „Wirst du beim ihm vorbeigehen?"
Ich lächelte und zuckte die Schultern.
„Verdammt, Ja...Ich habe ihn so vermisst..." antwortete ich ehrlich und legte mich mit Hermione ins Bett.
Eine gute Stunde später machten wir uns auf den Weg, wie jeden Abend.
Mein Blick war auf die Karte des Rumtreibers gerichtet. Wir hatten freie Bahn.
Remus war in seinem Büro.
„Zwei Stunden?" flüsterte Hermione. „Zwei Stunden." antwortete ich und unsere Wege trennten sich.
Aufgeregt klopfte ich an seine Tür.
Er öffnete sie schnell und sah mich lächelnd an.
„Guten Abend." sagte er sanft und trat einen Schritt zurück.
Es überkam mich. Die Freude, ihn wiederzusehen, die Gefühle für ihn, einfach er...
Ich umarmte ihn.
Warf meine Arme um seinen Bauch und schloss meine Augen.
Er schloss die Tür und legte seine Arme um mich. Eine Hand lag an  meinem Kopf und die andere um meinen Rücken.
Ich atmete ihn ein.
Wie ich diesen Duft vermisst habe...
„Ich habe dich auch vermisst..." flüsterte er und lächelte sanft.
„Na komm. Ich wusste, du würdest vorbeikommen und hab dir einen Kakao gemacht." entgegnete er und deutete auf das Sofa.
„Danke..." sagte ich sanft und setzte mich.
Ich nahm die Tasse in die Hand.
Der Geruch von heißer Schokolade und Zimt stieg in meine Nase.
Und wie ich es vermisst hatte...
Er setzte sich neben mich und sah mich die ganze Zeit über an.
„Ist..alles in Ordnung?" fragte ich, sobald ich die Tasse wieder abstellte.
„Ja...tut mir leid. Ich war nur in Gedanken." antwortete er und ich meinte, etwas Sorge in seinem Gesicht erkennen zu können.
„Ich wollte dir noch etwas erzählen..." beschloss ich und verschränkte meine Hände ineinander. „Ich weiß nur nie, wann der richtige Zeitpunkt ist..."
„Den gibt es manchmal nicht, Darling..." sagte Remus sanft und legte den Kopf schief.
Ich meinte, zu erkennen, dass er wusste, worum es ging.
Sein Blick fiel auf meine Hände.
„Ich hatte...dir versprochen, dass ich es dir erzählen werde, woher die Narben kommen...Also...lass mich ausreden." begann ich und schluckte einen dicken Kloß an Unwohlsein herunter. „Ich stand...damals unter der Dusche und war allein. Ich war mit meinen Gedanken hier...bei dir..." Es fiel mir so unglaublich schwer.
Remus Blick lag die ganze Zeit voller Sorge und Verständnis auf mir. Er sah aus, als wüsste er, was ich sagen wollte...
„Ich beschreibe es immer als großes Loch in meinem Herzen. Dieses Loch ist voller Gefühle für...für..." Mein Atem zitterte.
„Ich verstehe." brachte sich Remus vorsichtig ein und legte seine Hand auf meine verschränkten Hände.
„Mein Verstand hörte nicht auf, mir zu sagen, dass es keine Lösung dafür gibt. Dass...du nicht genauso fühlen würdest. Immerhin bist du der Professor. Ich bin nur eine Schülerin. Und-..."
Hier unterbrach er mich.
„Das bist du nicht. Und das weißt du."
Mein Kiefer zitterte.
„Ich habe noch nie so sehr die Kontrolle über meinen Verstand verloren, dass ich so etwas gemacht habe...Ich verliere nie die Kontrolle. Und jetzt wird dieses Loch in meinem Herzen immer größer und größer und tiefer und tiefer. Ich komme da nie wieder raus. Und ich habe Angst, noch einmal die Kontrolle zu verlieren. Manchmal tut es weh, hier mit dir zu sitzen."
Fertig. Ich erzählte es ihm.
Und er verstand.
Doch der letzte Satz versetzte ihm einen Stich mitten ins Herz.
Langsam hob er seine Hand zu meinem Kopf, vergrub seine Finger in meinen Haaren und zog mich zu seiner Brust.
Ich kniff die Augen zusammen und legte meine Hand auf seinen Arm. Griff dort fest zu.
Ich fühlte mich sicher. Und doch wollte ich weinen.
Zärtlich und mit einem solchen starken Gefühl, berührten seine Lippen meinen Kopf und hauchten einen Kuss darauf.
Ein kleines Seufzen verließ meine Lippen.
Wir verharrten so für ein paar Minuten. Sein Griff in meinen Haaren war fest, aber er lockerte ihn, als ich mich beruhigte.
Mittlerweile kniff ich meine Augen nicht mehr zusammen, sondern ließ sie nur geschlossen.
Meine Hand ruhte jetzt auf seiner Brust.
„Ich verstehe es...", sagte er leise und blickte in die Flammen des Kamins. „Du bist schon längst nicht mehr nur eine Schülerin für mich. Ich habe...mich noch nie so wohl gefühlt, erwünscht...Dass mich jemand wirklich sieht und...will..."
Ich hob meinen Kopf und sah ihm in die Augen.
„Wieso denkst du, dass dich sonst niemand will...?" fragte ich und verzog etwas fragend das Gesicht.
Er sah mich ernst an, fast leidend.
„Was, wenn du die Schöne bist, in dieser Geschichte, aber ich das Biest..." entgegnete er leise.
„Dann würde ich dir nicht glauben...Du bist kein Biest. Du bist du. Und ich wüsste nichts, was du mir sagen könntest, was mich von dieser Meinung abbringen würde." sagte ich ernst und schüttelte den Kopf.
Ein trauriges Lächeln legte sich auf seine Lippen.
„Das hast du schön gesagt."
„Das ist die Wahrheit..." gab ich zurück und brach den Blickkontakt ab, um in den Kamin zu schauen.
Er jedoch, hörte nicht auf, mich anzusehen.

Miss Belladonna//Remus Lupin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt