Kapitel 5 - nächtliche Begegnung

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„Professor Lupin, ich-..." stotterte ich und schlug mein Buch zu.
Sofort erhob ich mich und sah ihn schuldbewusst an.
„Was treibt Sie her?" fragte Lupin und lehnte sich an die Wand neben der Treppe, vor welcher ich stand.
„Ich habe bloß...eine ruhige Stelle gesucht, um zu lesen..." log ich.
Verdammt, was für eine schlechte Ausrede!
„Und bei Ihnen im Zimmer war dies nicht möglich?" hakte er nach und in seinen Augen erkannte ich, dass er mir kein Gramm glauben schenkte.
„Nein, war es nicht." log ich jedoch munter weiter.
„Und Miss Granger? Wollte sie auch in Ruhe lesen?" fragte er und hörte nicht auf, mich mit diesen braunen Augen zu durchbohren.
„Woher...?" begann ich und fand in diesem Moment nicht die richtigen Worte.
„Ich bitte Sie. Ich habe Sie beide vorhin gesehen. Wo ist sie jetzt? Sagen Sie es mir." erklärte er und beugte sich nach unten, um die Karte des Rumtreibers aufzuheben.
„Aaaaah...raffiniert..." ein kleines Lächeln umwarb seine Lippen.
„Bitte, Professor, sagen Sie es niemandem..." flehte ich und spürte mein Herz rasen.
„Missetat begangen..." flüsterte Lupin und schloss damit die Karte.
„Woher wissen Sie-..." murmelte ich weiter und fühlte mich von Sekunde zu Sekunde mehr fasziniert von ihm.
Immer breiter wurde dieses Grinsen in seinem Gesicht, als er mich erneut ansah.
„Ich habe zu meiner Schulzeit viel Unfug gemacht. Diese Karte hier war etwas davon...Ein paar Freunde und ich haben sie entworfen." erklärte er und sah sich die Vorderseite der Karte an.
Er hat diese Karte gemacht?!
„Aber dennoch muss ich das leider melden, Miss Torres..." sagte er und wurde wieder ernster.
„Ich bitte Sie Professor..." murmelte ich und senkte nun meinen Zauberstab, samt Licht, verzweifelt nach unten.
„Was lesen Sie da?" fragte er und deutete auf mein Buch, ohne weiter darauf einzugehen, ob er es nun melden würde oder nicht.
„Das...Bildnis des Dorian Gray..." antwortete ich und hielt ihm das Buch entgegen. „Die Literatur der Muggel ist in vierlerlei Hinsicht besser als die in der Zauberwelt, wissen Sie?"
„Da stimme ich Ihnen zu. Ebenso die Musik." sagte er und blätterte interessiert durch mein Buch.
Mein Blick fiel nur auf seine Hände...seine langen und dünnen Finger, wie sie über die Seiten des Buches glitten...
In meinem Bauch bildeten sich Schmetterlinge.
Er schlug das Buch wieder zu und hielt es mir hin.
Als ich es nehmen wollte, berührte ich dabei Lupins Finger.
Es fühlte sich an wie ein Stromschlag, welcher sich in meinem Magen entlud. Unbewusst zog ich scharf die Luft ein.
„Also passiert das jetzt öfter mit Mister Weasley und Miss Granger?" fragte er und lehnte sich erneut gegen die Wand.
„Ich denke schon...Sie wollen Zweisamkeit und Privatsphäre. Das bekommen Sie während des Schultages relativ wenig..." antwortete ich und rieb mir nervös den Arm.
„Dann bringen Sie das nächste mal wieder eine interessante Lektüre mit und wir können uns die Zeit vertreiben." schlug er vor und in seinem Mundwinkel zuckte ein Lächeln.
„Sie werden es nicht melden?!" fragte ich überrascht.
„Wir waren alle einmal jung. Manche Lehrer vergessen das leider. Und Sie sind nur hier als Rückendeckung. Alle Achtung, dass Sie das für Ihre Freunde auf sich nehmen. Es gibt auch einen anderen Professoren, welcher sich die Nachtwache mit mir teilt. Professor Snape. Wenn Sie nichts dagegen haben, unterhalten wir uns während der Zeit bei mir im Büro." antwortete er und deutete mit seinem Kopf zu einer Tür, neben welcher ich die ganze Zeit saß und wartete.
„Sie wollen mich decken?" fragte ich und spürte meinen Bauch durchdrehen.
Als würden hunderte Schmetterlinge vor Aufregung tanzen.
„Ich denke, es liegt in unser beider Interesse, wenn das unter uns bleibt..." flüsterte er und zwinkerte mir zu.
„Ja." flüsterte ich und hörte, wie meine Stimme nervös brach. Ich räusperte mich. „Entschuldigen Sie. Ja, natürlich."
„Gute Nacht, Miss Torres." sagte Lupin schlussendlich und nickte mir zu, bevor er sich auf den Weg machte, die Gänge nach Schülern zu durchforsten.
Sobald er außer Sichtweite war, lehnte ich mich mit dem Rücken gegen die Wand hinter mir und flüsterte: „Oh mein Gott..."
Ich musste solches Glück gehabt haben, dass er mich erwischte und nicht Snape.
Und dass er das Interesse an Muggel-Literatur teilte.
Ich würde also demnächst allein mit ihm sein...in seinem Büro.
Vorher musste ich meinem Bauch sagen, er solle sich beruhigen.
Lupin war mein Professor und damit absolut tabu.

„Ich schwöre feierlich, ich bin ein Tunichtgut." flüsterte ich und beobachtete, wie sich die Karte öffnete. Hermione und Ron standen noch immer am gleichen Ort.
Ich beschloss, den Stein zu werfen.
Auf der Karte beobachtete ich, wie sich Hermione mir näherte.
„Los..!" flüsterte ich und lief mit ihr leise die Flure entlang. Den Blick immer auf die Karte gerichtet.
Ich musste all das für mich behalten.
Es war ein spannendes Geheimnis.

„Nur, dass du's weißt, ich werde den Stein in Zukunft auch werfen, wenn ich nicht länger warten will." erklärte ich leise, als wir wieder im Bett lagen.
„Schon klar." nickte Hermione und lächelte. „Es war so toll."
„Dann hat es sich ja immerhin gelohnt." flüsterte ich und erwiderte das Lächeln.
Im nächsten Moment, schliefen wir ein.
Es war mittlerweile 2 Uhr morgens.

Am nächsten Morgen saßen wir im Unterricht für Zaubertränke mit Professor Snape.
„Heute brauen wir einen Wolfbanntrank..." erklärte Snape und lief durch die Gänge.
„Ihnen auch einen guten Morgen..." murmelte ich genervt.
„Wie war das, Miss Torres?" fragte er und sah mich strafend an.
„Nichts, Professor, entschuldigen Sie." antwortete ich und errötete.
Ups...
„Der Wolfsbanntrank. Miss Torres, würden Sie der Klasse bitte erklären, was dieser Trank bewirkt, wenn Sie unbedingt etwas sagen wollen..." forderte mich Snape auf und zog eine Augenbraue nach oben.
Von der anderen Ecke des Raumes hörte ich Malfoy lachen und rollte die Augen.
„Er hilft Werwölfen das menschliche Bewusstsein zu behalten. Und sich somit nicht voll und ganz in den Wolf zu verwandeln. Das menschliche Bewusstsein bleibt eingeschaltet." erklärte ich und funkelte Malfoy böse an.
Dieser drehte sich von mir weg und schwieg mich an.

Miss Belladonna//Remus Lupin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt