Kapitel 49 - you're gonna make me cry

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Es war dunkel.
Hier und da zog ein kurzer Wind auf und pfiff durch die alten Regale.

Lumos..." zauberte Hermione leise und erkannte die alten, verstaubten Glaskugeln auf den Regalen.
Lumos Maxima!" gab Harry zum Besten und ließ die große Kugel Sonnenlicht in den Raum aufsteigen.
Es offenbarten sich Reihen um Reihen an Regalen.
„Wie willst du hier etwas finden?" fragte Ron leise und nahm sich langsam die Hand seiner Freundin.
„Die Prophezeiung findet dich." antwortete Remus für ihn und rieb sich einmal mit der Handfläche über sein Gesicht.
Hermione meinte, eine Träne erkannt zu haben.
Doch es war wirklich nicht die Zeit dafür, es anzusprechen...

Es fiel ihm schwer. Er kannte die Prophezeiung. Es würde nicht er sein, der mich findet. Harry, Hermione und Ron würden es sein.
Irgendetwas musste also noch passieren, was Remus von dem Rest der Gruppe trennte.
Somit wollte er dem auch nichts in den Weg stellen. Dumbledore sagte, die Vision musste genau so eintreten, wie sie uns gezeigt wurde.

Somit entfernte er sich von der Gruppe, suchte allein, unbemerkt von den anderen.

„Remus?" fragte Hermione nach einer kurzen Weile und drehte sich um.
Doch er war nicht zu finden.
„Es stand in der Vision...Wir drei sind allein. Bald treffen wir auf Lucius und Lara..." erklärte Harry und sah sich in den Regalen weiter um.

Kalter Wind wehte an Harry vorbei.
„Achtung!" schallte es aus einer ganz anderen Richtung.
Hektisch suchte er nach der Person, die ihm etwas zurief.
Das musste Remus gewesen sein! Jetzt machte alles einen Sinn.

„Harry! Das muss sie sein!" entgegnete Ron.
Er deutete mit dem Finger auf eine leuchtende Kugel.
Darin befand sich hellblauer Nebel.
„Was ist das?" fragte Hermione, welche sich neben Ron stellte.
Harry benutzte einen Zauberspruch, um die leuchtende Kugel zu sich zu ziehen.
Darin war die Prophezeiung.

Der Nebel verdichtete sich.
Unter diesen schwierigen Umständen war es den dreien nicht einfach, etwas zu erkennen.
Doch lange mussten sie es nicht versuchen...

„Sehr gut. Und jetzt gib sie mir..." sagte eine bedrohliche Stimme.
Lucius Malfoy tauchte auf.
Gemeinsam mit mir...
Er hatte seinen Arm fest um meinen Hals geschlungen und hielt seinen Zauberstab in der anderen Hand.
Ich bekam nur schwerlich Luft...
„Lass sie los!" rief Harry zu ihm hinüber.
„Dann gib mir die Kugel!", befahl er und deutete seinen Zauberstab auf mich. „Oder ich töte sie."

„Harry...tu, was er sagt..." murmelte Ron und umfasste ängstlich Hermiones Hand.
Nein!
Er durfte sie auf keinen Fall bekommen!
Schnell schüttelte ich den Kopf und sah die drei panisch an.

„Nebulus..." flüsterte Hermione und erzeugte einen großen Schwall Nebel.
Sie wollte mir helfen!
Natürlich!
Ich musste den Moment nutzen. Und das tat ich auch.
Ohne groß darüber nachzudenken, biss ich Lucius  in die Hand, mit welcher er mich umgriff.
Dieser stöhnte auf und zog seine Hand von mir weg.
„Du Miststück!" schrie er und wollte mich gerade noch ergreifen, als ich im Nebel verschwand.

Mein Atem bebte, ich schwitzte.
Ich hatte Angst.
Harry ergriff meine Hand und rannte mit mir Hermione und Ron hinterher.
Ich konnte nicht mehr.
Meine Lunge brannte durch die Anstrengung.
Mein Herz überschlug sich und meine Beine schmerzten.
Doch ich konnte nicht aufhören, zu rennen.

Wir erreichten ein offenes Feld.
In der Mitte stand ein großer Stein, in dessen Mitte ein weißer Schleier schimmerte.
„Was ist das...?", fragte ich und rang nach Luft. „Wo sind wir?"
Harry sah sich um und schluckte schwer.
„Das ist der zweite Teil...meiner Vision...Das dort ist der Vorhang in das Reich der Toten..." keuchte er und schluckte schwer.
Gänsehaut überkam mich.
„Das heißt...wer dadurch geht, stirbt...?" erkundigte sich Hermione und rieb sich ihre zitternden Hände.

„So ist es...also seid vorsichtig!" entgegnete eine fremde, tiefe Stimme.
„Alastor!" stieß Harry aus und lächelte breit.
Mein Blick fiel nun auch auf diesen großen Mann.
Er trug blondes, schulterlanges Haar. Doch was wirklich herausstach, war sein Auge...
Eines war ganz normal, während das andere mechanisch aussah und wie verrückt hin und her zuckte.
„Das ist Alastor Moody. Mitglied des Orden des Phönix...", erklärte Harry und begrüßte seinen alten Freund mit einem Händedruck. „Wie auch Remus, übrigens..."
Jetzt sah er mich an.
Remus war Teil eines Ordens?
Wieso wusste ich davon nichts?
Wovor hatte er mich bewahren wollen?

„Besser, ihr verteilt euch...es wird nicht lange dauern, bis die Todesser auftauchen..." Eine weitere Stimme kam hinzu.
Dieser Mann trug schulterlanges, gewelltes Haar und einen Schnauzbart.
„Sirius Black." stellte er sich selbst vor und hielt uns die Hand hin.
Nur mich sah er etwas länger an, als nötig gewesen wäre.
Doch auch ich sah ihn gern an.
Das musste dann also der beste Freund von Remus gewesen sein...
„Du musst Lara sein...", entgegnete er zu mir und lächelte sanft. „Es freut mich riesig."
„M..mich auch..." murmelte ich zurück und lächelte ihn schüchtern an.

„Wo ist Remus..?", warf Alastor ein und lief umher. „Verteilt euch."
Ich hatte keine Zeit mehr, auf seine Frage einzugehen.
Schwarzer Nebel zog überall auf.
Es waren Todesser.
Ich wusste das genau.
Sie nutzten den Obscurus, um sich fortzubewegen.
Einer nach dem anderen erschien.
Zittrig hielt ich meinen Zauberstab in den Händen.
Ich war dagegen nicht stark genug...

Panik erschwerte mir die Sicht. Schwarze Punkte entstanden auf meinem Sichtfeld. Sie pulsierten.
Meine Unterlippe zitterte.
Ich spürte, wie das Blut in meinen Adern durch meinen Körper rauschte und sich um 20 Grad abkühlte.

„Sieh mich an!" rief mir Sirius zu.
Ich versuchte, die Tränen in meinen Augen, wegzublinzeln und ihn zu erkennen.
Er stand weiter weg von mir. Doch jetzt erkannte ich ihn.
„Sieh mich an...", wiederholte er und deutete mir mit seinen Händen, mich zu beruhigen. „Es wird alles gut. Das verspreche ich. Du kannst das. Atme durch. Konzentriere dich..."

Es wirkte.
Ich nahm zahlreiche tiefe Atemzüge und sah mich nun um.

Ich erkannte Bellatrix Lestrange, Lucius Malfoy und ein paar weitere Todesser.

„Harry...gib mir die Prophezeiung..." befahl Lucius und umfasste seinen Gehstock.
„Nein!" jammerte er und umgriff die Glaskugel fest.
„Dann muss ich sie mir wohl selbst nehmen..." knurrte Lucius und trat einen Schritt vor.
Er deutete seinen Zauberstab auf Harry.
Expelliarmus!" rief ich dazwischen und erwischte Lucius noch bevor er Harry treffen konnte.
Jetzt traf mich sein Blick.
Und der tat weh.

Es geschah viel zu viel. Alles durcheinander.
Meine Blicke rauschten durch den Raum.
Bis sie etwas fanden, was mich gefrieren ließ.

Remus.

Bellatrix hatte ihn auf die Knie gezwungen. Er kniete genau vor dem Vorhang.
Er keuchte, hustete.
Wann war er dazugekommen?!

„Remus!" schrie ich, als Bellatrix ein weiteres Mal ausholen wollte.
Durch meine Unaufmerksamkeit war es Lucius ein leichtes, mich erneut zu packen.
„Du bist jetzt endlich ruhig!" knurrte er mich an und hielt mir den Mund zu.
Ich jammerte, wimmerte und griff fest in Lucius Arm.
Doch ich war zu schwach.

Remus kniete vor dem Vorhang, keuchte auf seinen Knien.
Hustete Blut.

Ich konnte nur erkennen, wie Bellatrix ausholte, als ich meine Augen zusammen kniff.
Ich wollte es nicht sehen.
Ich konnte es nicht sehen.

Fest kniff ich die Augen zu. Immer fester und fester und fester...
Eine Träne verließ mich...

Miss Belladonna//Remus Lupin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt