Kapitel 56 - Die Masken (Warnung: Blut, Gewalt)

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Wir mussten unbemerkt bleiben.
„Oh Gott..." wisperte ich und kniete mich zu den anderen auf den Boden.
Harry blickte besorgt auf Sirius.
Hermione legte eine Hand auf meine.
„Wir müssen hier unten bleiben...Wie gehen wir vor?" flüsterte Ron und sah uns drei an.
Ich schloss meine Augen und versuchte, in mich zu gehen.
„Vielleicht eine Explosion?" fragte Harry und widmete sich wieder uns zu.
„Nein.", antwortete ich kurz. „Zu viel Staub. Zu viel Verwirrung. Jeder würde durcheinander laufen. Wir hätten keine Chance."
Harry seufzte.
Er musste mir recht geben.

Ich schloss meine Augen, hielt meinen Zauberstab fest in der Hand und dachte an Sirius.
Ich erinnerte mich an seine Gesichtszüge, vor allem aber daran, wie er mich ansah.
Das, was ich mir am Abend zuvor fest in mein Gehirn brannte.
Ganz fest klammerte, ich meine Gedanken daran.
Ich musste es mir genau vorstellen.
„Sirius..." flüsterte ich schlussendlich, als ich sicher war, es würde klappen.
Mein Plan war es, Sirius dazu zu bringen, mich anzusehen.
Ich wusste natürlich nicht, ob das funktionieren würde.
Als ich meine Augen öffnete und in seine Richtung sah, erkannte ich es.
Er sah mich direkt an.
Es hatte funktioniert.
„Ich hab's im Griff..." nickte ich, fester Überzeugung, und stand auf.
Ich verließ unser Versteck hinter dem Grabstein.

Expelliarmus!" rief ich und entwaffnete den Todesser, welcher Sirius festhielt.
Dadurch, dass ich vorher mit ihm Blickkontakt hatte, wusste Sirius, er musste schnell handeln.
Es war soweit.
Hermione, Ron und Harry verließen das Versteck ebenso, knöpften sich jeder einen Todesser vor und entwaffneten diesen.
Die Mitglieder des Ordens verstanden sofort und begannen, zu kämpfen.
Ich wollte zu gern erkennen, wer unter diesen Masken steckte.
Wer waren die Todesser, welche dafür verantwortlich waren, dass Remus fort war?

Sectum Sempra!" zauberte ich und deutete auf den Todesser vor mir.
Dieser stöhnte auf und hielt sich die Seite, in welcher ich ihn getroffen hatte.
„Nimm die Maske ab, Feigling! Zeig dich!" ging ich ihn an. Der Todesser ging zu Boden.
Da er keine Anstalten unternahm, die Maske abzunehmen, trat ich ihm mit voller Wucht gegen die Maske, sodass diese zu Boden fiel.
Barty Crouch Junior...
„Du elendiger-..." murmelte ich, als ich von hinten gefasst wurde.
Ein Arm legte sich um meinen Hals.
Der andere hielt mir den Mund zu.

Anhand des Griffes erkannte ich bereits, wer hinter mir stand.
Auch ohne, dass ich seine Maske abnehmen musste.
Schnell biss ich ihm in die Hand, sodass er sie von meinem Mund entfernte, und mich fest umgriff, damit ich nicht fortrennen konnte.
„Guten Abend, Lucius..." grinste ich und trat hinter mich aus, gegen sein Knie, sodass dieses für einen Moment aus seiner normalen Position ausbrach und zurück sprang.
Das lies ihn laut jammern und taumeln.
Ich deutete meinen Zauberstab auf ihn.
„Wo ist er?" fragte ich.
Mein Brustkorb bebte.
Ich war völlig abgelenkt, verlor jeden Fokus darüber, was um mich herum passierte.
Meine Augen waren einzig und allein auf Lucius gerichtet.
Das war ein leichtes Spiel für Barty Crouchs Sohn...

Dieser erhob sich langsam, hielt sich die klaffende Wunde und verengte die Augen.
Crucio!" zauberte er und zwang mich in die Knie.

In diesem Moment durchfuhren mich Schmerzen, wie ich sie noch nie zuvor erlebt hatte.
Es war, als würde man mir jeden Knochen in meinem Körper brechen.
Als würden mir meine Organe durch ein kleines Loch in meinem Körper gerissen werden.
Als würden tausende Felsen nur auf mich hinab stürzen und mich unter sich begraben.

Ich schrie.
Ich schrie lauthals.
Doch meine Schreie machten die Schmerzen nicht aushaltbarer.
Mein Rachen wurde nur in wenigen Sekunden wund. Ich ächzte und hustete Blut.

„Nein..." murmelte Sirius und rannte sofort zu mir.
Barty Crouch Jr. verschwand, versteckte sich, damit ihn keiner abhalten konnte, mich weiterhin zu quälen.
Sirius war bei mir, hielt mich fest und versuchte, mich anzusehen.
Ich erkannte ihn nicht. Tränen ließen mein Augenlicht verschwimmen.
Aber ich wusste, dass er es war.
„Sie ist ein Kind! Lass sie gehen!" rief Alastor und verfrachtete soeben einen Todesser ins Jenseits, bevor er sich uns zuwandte.
„Wo ist diese Kröte..." knurrte Arthur Weasley und suchte ebenfalls nach dem Folterer.
Die meisten Todesser waren fort.

Es hätte Stille einkehren müssen, doch diese wurde durch meine Schreie besiegt.
Ich wimmerte, weinte bitterlich und fühlte mich immer mehr, als würde mein Körper in Flammen aufgehen...

...und ich wünschte mir, dass er das machen würde.
Dass mich der Tod endlich befreien würde...

Doch das tat bereits jemand anders.

Plötzlich waren die Schmerzen vorbei...
...zumindest weniger...

Ich fühlte mich schwach, ausgelaugt. Die Ohnmacht wartete bereits auf mich.
Doch sie ließ mir noch ein paar Sekunden, um zu sehen, wem ich zu verdanken hatte, dass die Schmerzen aufhörten.

Barty Crouch Junior wurde uns vor die Füße geworfen. Und mit ihm tauchte Remus auf...
Er atmete schwer, als wäre er beinah tausend Kilometer gerannt. Doch er hatte nur mit meinem Folterer gekämpft.
Und gewonnen.
Avada Kedavra..." sprach Alastor aus und nahm Barty Crouch Junior das Leben...
Er war einer der treusten Anhänger Voldemorts.
Auch, wenn es momentan nicht so aussah, da ich beinah regungslos am Boden lag, war dieser Tag ein Sieg für uns...

Jetzt richteten sich meine Augen, wie von allein, auf Remus. Trotz all der Schwäche und der Schmerzen, spürte ich ein warmes Gefühl in meinem Bauch. Nun brannten sich nur Tränen der Freude und Erleichterung in meine Augen.

„Darling..." flüsterte Remus und fiel zu mir auf die Knie.
Und das war das letzte, was ich sah, für eine lange Zeit...

Remus bestand darauf, mich zu tragen, während wir gemeinsam den Rückweg antraten.
Er hielt mich fest im Arm, wollte sich nicht einmal die Zeit nehmen, seine Freunde zu begrüßen.
Das musste alles warten.
Vorerst musste er mich in Sicherheit bringen...

Miss Belladonna//Remus Lupin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt