Kapitel 29 - Im Mondlicht

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„Schöner Pullover." Mit diesen Worten unterbrach er die Stille und ich merkte, dass er über etwas anderes reden wollte.
Ich ließ ihn.
Ein flüchtiges Lächeln entkam mir. „Den habe ich von Molly Weasley. Der Mutter von Ron." erklärte ich und sah auf den Pullover hinab.
Remus lächelte.
„Warst du in den Ferien dort?" wollte er wissen lenkte mich immer mehr ab.
Das war sein Ziel.
Und er wusste genau, was er zu tun hatte, um meine Gedanken auf etwas anderes zu steuern.
„Ja. Zuerst war ich bei meinem Onkel, Julius. Er ist für mich verantwortlich, seit meine Eltern starben. Da war ich vielleicht ein Jahr alt. Wir sind gemeinsam in einen Freizeitpark gegangen und..." Ich erzählte ihm alles.
Und er hörte zu.
Jedes Mal, wenn er mir zuhörte, lag da dieses väterliche Lächeln auf seinen Lippen.

Nach zwei Stunden stand ich auf. „Ich muss mich mit Hermione treffen." erklärte ich und sah zu ihm hinauf, als er sich ebenso hinstellte.
„Ich bringe dich zur Tür." beschloss er und wurde nervöser. „Morgen...kann ich nicht hier sein."
„Morgen? Wieso nicht?" fragte ich und stellte mich vor die Tür, um diese geschlossen zu halten.
„Es...geht einfach nicht. Ich versuche übermorgen wieder hier zu sein, okay?"
War nicht morgen schon wieder Vollmond? Das letzte Mal fehlte er auch zu einer Vollmondnacht.
Ich musste darüber mit Hermione sprechen.
„Okay..." sagte ich also kurz und knapp und wollte ihn in dem Glauben lassen, ich würde es akzeptieren. „Gute Nacht."
„Gute Nacht, Lara..." gab er zurück und sah mir nach.
Daran, dass ich so schnell weggelaufen war und plötzlich nicht mehr nachgefragt hatte, bemerkte er bereits, dass die Nacht kommen würde, in welcher ich hinter sein Geheimnis kam.
Er stand vor dem Kamin und sah hinein.
Die Hände in den Hosentaschen.

Ich erzählte Hermione, dass er zu einer weiteren Vollmondnacht nicht da sein würde und fragte sie, nach ihrer Meinung.
„Das würde auch erklären, wieso wir Werwölfe behandelten...mit Professor Snape. Als Lupin nicht da war, erinnerst du dich?" entgegnete sie und sah mich gequält an. „Scheiße, Lara..."
Ich massierte mir die Schläfen an meinem Kopf und schloss die Augen.
Das konnte nicht wahr sein.
Ich würde es herausfinden.
Gleich morgen Abend.
„Also haben wir morgen Abend ein Date?" fragte ich Hermione und sah sie nun wieder an.
Mein Herz schlug mir jetzt schon bis zum Hals.
„Okay." antwortete sie und seufzte.

Am nächsten Tag hatten wir keinen Unterricht mit Remus. Wieder ersetzte Snapes trockene Stunde seinen anschaulichen, spaßigen Unterricht.
Und wieder blieb uns nichts andere übrig, als es zu ertragen.
Ich, für meinen Teil, war nur körperlich anwesend. In meinem Kopf war ich bei heute Abend.
Ich hatte Angst, wahnsinnige Angst.
Angst...dass es alles zerstören könnte.

Der Abend rückte näher.
Hermione und ich zogen uns eine dicke Jacke an und warfen uns Mütze und Schal über.
Ich zog sogar Handschuhe an.
„Die Karte..." flüsterte ich und schnappte sie mir.
Wir versteckten uns bei den großen Steinen mit gutem Blick auf den verbotenen Wald.
„Ich möchte doch nicht..." murmelte ich und schüttelte meinen Kopf.
Hermione legte eine Hand auf meine Schulter.
„Du hast es verdient, die Wahrheit zu erfahren, Lara...Vielleicht wartet er darauf, dass du es heute sehen wirst. Er weiß immerhin, wie neugierig du bist..." entgegnete sie und versuchte, mich zu beruhigen.
Das gelang ihr nicht.
Nichts hätte mich beruhigen können.
„Da!" stieß sie plötzlich aus und deutete auf die Karte.
Remus Name bewegte sich aus dem Schulgebäude heraus.
„Bitte nicht...Dreh um..." wimmerte ich und erstickte beinah an meinem eigenen Atem.
Die Nacht war eiskalt.
Wie man es von Mitte Januar gewohnt war.
Aber ich zitterte nicht deswegen.
Ich hatte Angst.
So viel Angst, wie seit langem nicht mehr.

Wir beobachteten, wie sein Name sich dem verbotenen Wald näherte.
„Ich sehe ihn..." murmelte Hermione und starrte in die Dunkelheit.
Im Licht des Mondes erkannte ich eine Person.
Es war Remus. Ich erkannte ihn an seinem Gang und seiner Größe.
Ich musste raus, mich zeigen.
„Was hast du vor?!" fragte Hermione angestrengt und wollte nach mir greifen, doch ich war zu schnell.

„Remus!" rief ich und rannte durch das nasse Gras.
Sofort drehte er sich zu mir.
„Lara, nein!" schrie er mir mit letzter Kraft zu und atmete bereits schwer.
„Bitte sag, dass das nicht wahr ist..." murmelte ich in mich hinein und blieb in etwas Entfernung stehen.
„Geh! Lauf weg! Sei nicht dumm!" rief er mir zu und zuckte bereits. Seine Augen liefen rot an.
Er schrie schmerzhaft auf.
„Remus!" Etwas in mir wollte ihm helfen. Er hatte Schmerzen!
Doch ich wusste, ich konnte ihm nicht helfen.
Tränen schossen in meine Augen.
Er tat mir so leid...
Er war ein Werwolf.
Das Biest, von dem er sprach, war er selbst...

Seine Zähne blitzten im Mondlicht und ich musste mich zurückziehen, bevor er zu spät war.
Schnell drehte ich mich um und rannte zurück zu den Steinen, als ich stolperte.
Ich atmete schnell, zu schnell, aufgeregt, konnte keinen klaren Gedanken fassen.
Ein Blick zurück zu ihm versicherte mir, dass er in den Wald laufen würde.
Schnell war ich wieder auf den Beinen und rannte mit Hermione zurück in die Schule.

„Nein, nein, nein, nein! Nein!" jammerte ich und setzte mich auf den steinigen Boden im großen Badezimmer.
Ich krallte meine Hände in meine Haare und zog die Beine an meinen Körper.
Das konnte nicht wahr sein!
Es konnte nicht stimmen!
„Lara..." sagte Hermione mitleidig und kniete sich zu mir. „Das ändert nichts an seiner Person...Er ist immer noch der, in den du dich verliebt hast..."
„Er hätte es mir sagen können! Ich habe ihm alles gesagt! Alles! Selbst meine Gefühle..." jammerte ich und zitterte am ganzen Körper. „Im nächsten Moment sehe ich, wie er sich in einen scheiß Werwolf verwandelt!"
Hermione seufzte und nickte.
Sie konnte nichts schön daran reden.

Jetzt wusste ich, wieso er sein Leben lang verstoßen wurde...
Ich wollte nicht so sein. So viel wusste ich.

Miss Belladonna//Remus Lupin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt