Kapitel 34 - Kontrolle

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Remus legte seine Arme um mich und strich zärtlich durch mein Haar.
Er hatte den Schlüssel zu den Türen.
Und er öffnete sie so schnell, wie es noch niemand konnte.

„Ich passe auf, dass die Türen offen bleiben..." flüsterte er mir zu.
Es überkam mich.
Ich schluchzte auf und versuchte, meine Luft anzuhalten, um die Tränen zu unterdrücken.
In meinem Körper brannte ein Feuer. Überall tat es weh. Es startete in meinem Magen und lief durch meine Venen. Es verteilte sich in meinem ganzen Körper.
„Halt bloß nicht die Luft an...Du kippst mir noch um." flüsterte er mir zu und lächelte sanft.
Ich schloss die Augen für einen Moment und eine Träne fand den Weg in die Freiheit.
„Du musst dich nicht mehr verstecken...Gib uns die Chance..." sagte er leise und lehnte sein Kinn auf meinen Kopf.
„Kämpfst du gerade um mich?" fragte ich wimmernd und lächelte sogar ein wenig.
Jetzt sah er mich wieder an.
Und sein Blick war voller Liebe.
„Das hätte ich schon viel eher tun sollen..." antwortete er und erwiderte mein Lächeln.

Mein Blick wurde sanfter, als ich ihn lächeln sah.
Mein Herz pumpte jetzt wieder Wärme durch meinen Körper.
„Das letzte Mal dauerte es beinah ein ganzes Jahr, bis diese schlimmen Gefühle weg waren...Wie kannst du es in drei Tagen schaffen...?" fragte ich verwundert und doch glücklich.
„Rechtzeitig. Ich habe es noch rechtzeitig geschafft. So etwas baut sich immer auf...Den Höhepunkt hatte es noch nicht erreicht.", antwortete er und runzelte jetzt die Stirn. „Wieso aber das Rauchen?"
Ich seufzte: „Andere verletzen sich selbst...Wie ich damals, unter der Dusche...Aber für mich ist es das Rauchen. Damit schade ich mir genug selbst, um die schlimmen Gefühle zu kompensieren."
„Wenn wieder etwas sein sollte...dann kommst du zu mir." befahl er und griff danach in meine Manteltasche. „Und die hier...verschwinden." Er hielt die Zigarettenpackung in der Hand.
Und das taten sie auch.
Er benutzte einen Zauberspruch, damit sie zu Staub zerfielen.
„Ja, Sir." lächelte ich und sah ihn danach einfach wieder an.
Seine blauen Augen fesselten meine immer wieder.
Langsam hob ich meine Hand und legte sie auf seine Wange. „Danke, dass du bei mir bist...Trotz meines Verhaltens..." sagte ich leise und beschämt.
„Dafür kannst du nichts. Ich hatte das auch, glaub mir. Gerade, als ich noch nicht damit umgehen konnte, was ich war. Und bedank dich nicht bei mir..." gab er zurück und zwinkerte mir zu.
„Ist das nicht...komisch, zwischen uns?" fragte ich und errötete.
„Und ob es das ist. Wäre es nicht furchtbar, wenn es langweilig wäre?" entgegnete er und lächelte mich wieder an.
„Du hast recht..." antwortete ich und erwiderte sein Lächeln.
„Das habe ich immer." flüsterte er und zog die Augenbrauen für einen Moment nach oben.
„Das wage ich zu bezweifeln." kicherte ich und schüttelte den Kopf.
„Du hast gern alles unter Kontrolle, hm?" fragte er und stellte sich mit mir wieder hin. Ich runzelte die Stirn. „Was meinst du?"
„Im Alltag. Beim Quidditch. Allgemein, was als Nächstes passiert. Du hast gern die Kontrolle über alles, was um dich herum passiert." erklärte er und knöpfte meinen Mantel zu, damit ich nicht fror.
Ich räusperte mich. „Ich...weiß eben gern, was als Nächstes passiert. Das bringt Vorteile...immer."
„Immer? Findest du nicht, manchmal sollte man die Kontrolle abgeben?" fragte er und ich merkte, worauf er hinauswollte.
Aber nein. Ich würde niemals die Kontrolle abgeben.
„Vergiss es. Ich bleibe dabei. Sonst passiert nur schlechtes." nickte ich und rieb meine Handflächen auf meinem Mantel hoch und runter.
„Das kriege ich schon noch aus dir raus." grinste er und stoppte meine Hände, indem er sie festhielt.
„Wirst du nicht." sagte ich selbstsicher und zog eine Augenbraue nach oben.
„Oh doch.", flüsterte er und trat einen Schritt näher an mich heran. „Und ich fange jetzt schon mal damit an."

Mein Blick war nach oben, zu ihm, gerichtet.
Zärtlich legte er eine Hand auf die Seite meines Halses und beugte sich zu mir hinab.
Ich lächelte und legte eine Hand auf seine Brust.
„Das will ich sehen..." hauchte ich gegen seine Lippen und erntete ein Lächeln seinerseits.
Zärtlich hauchte er mir einen Kuss auf die Lippen, bis er mir wieder in die Augen sah.
Mein Herz überschlug sich. Mir wurde ganz warm.
Seine Lippen waren weich.
Sein Oberlippenbart kitzelte ein wenig, immer, wenn er mich küsste.
Seine andere Hand fand den Weg zu meinem Hinterkopf und bevor ich einen weiteren Gedanken verschwenden konnte, legte er seine Lippen erneut auf meine.
Dieses Mal länger. Langsam und sanft bewegten sich unsere Lippen in einem, wie für uns geschaffenen, Rhythmus.
Er lief dabei einen Schritt auf mich zu.
Als ich gerade meine Augen öffnen und hinter mich sehen wollte, um nicht zu stolpern, hielt er meinen Kopf fest und ich spürte einen Baum hinter mir. Er lehnte mich dagegen.
Erleichtert lächelte ich in den Kuss.
Okay, ich verstand.
Er lenkte mich, ohne, dass ich wusste, wohin.
Mit seiner Hand auf meinem Hinterkopf stellte er sicher, dass ich mich nicht verletzte.
Allmählich wurden wir leidenschaftlicher mit unseren Bewegungen.
Ich entspannte vollkommen. Meine Hände strichen über seinen Oberkörper.
Bis er den Kuss langsam unterbrach.
„Hast du jetzt nicht Quidditch-Training?" flüsterte er und zog eine Augenbraue nach oben.
„Verdammt..." murmelte ich und legte eine Hand auf meine Stirn. „Das habe ich vergessen."
„Na dann los. Das muss ein Sieg werden." lächelte er und trat einen Schritt von mir zurück.
Ich biss mir grinsend auf die Unterlippe und zog ihn an seinem Schal noch einmal zu mir hinunter, um ihm einen Kuss zu geben.
„Danke...für alles." flüsterte ich anschließend und rannte davon, bevor er etwas darauf sagen konnte.

Ich war ihm dankbar. Mehr als das.
Er hatte meine Gefühle überlistet und wusste sofort, was er zu tun hatte.
Aber ja...wenn es ihm genauso ging...
Ich wollte mir gar nicht ausmalen, wie schlimm es war, noch dazu auf sich allein gestellt zu sein.

Miss Belladonna//Remus Lupin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt