Kapitel 36 - Fokus

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Ich entschied mich dagegen. Meine Angst war zu groß.
Er erzählte stattdessen über Dumbledore, wie er ihm und den anderen Rumtreibern zu ihrer Schulzeit schon sehr oft beistand, weil sie sich nie an Regeln hielten.
Und jetzt wollte er tatsächlich, dass er hier Professor wurde.
Ich hörte ihm zu und ich genoss es.
Seine Stimme, sein Akzent, alles war wunderschön.
Ich liebte es, wie er manchmal das „R" rollte.

„Ich muss los, Remus..." flüsterte ich allmählich und sah auf die Uhr. Es war beinah zwei Uhr morgens.
„Denk dran, was du mir versprochen hast..." sagte er zum Abschied, nahm meinen Kopf zärtlich in seine Hände und sah mich durchdringend an.
Ich nickte und rollte spielerisch die Augen.
„Ich weiß..." entgegnete ich und lächelte ihn an.
Einen letzten, sanften Kuss hauchte er auf meine Lippen und jedes Mal aufs Neue wurde mir warm.
Als würde mein Herz extra heißes Blut durch meine Adern pumpen.
„Gute Nacht..." flüsterte ich und öffnete die Tür dieses Mal selbst.
Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und lächelte mich sanft an, hielt aber solange die Tür offen für mich.
„Gute Nacht..." gab er leise zurück und wartete, bis ich mich auf den Weg machte, bevor er die Tür wieder schloss.

Am nächsten Morgen stand ich extra früh auf, schlich mich heraus und übte bestimmte Flugtechniken auf dem Quidditch-Feld.
Ich schwitzte und doch fror ich, aufgrund der frischen Temperaturen.
Müde, und doch hoch motiviert, machte ich mich auf den Weg unter die Dusche.
Ich hatte in dieser Nacht vielleicht zwei Stunden Schlaf...
Aber ich musste besser werden, auf alles vorbereitet sein.
Ich hatte nur noch zwei Tage Zeit, zu üben.

„Hey...so früh unter der Dusche?", fragte Hermione und gähnte. „Du hast doch nicht Quidditch gespielt, oder?"
Sofort sah sie weniger müde aus.
Ich hielt die Luft an und schüttelte den Kopf.
„Nein..." murmelte ich, doch immer, wenn ich log, färbte sich meine Stimme extrem hoch.
Hermione öffnete ungläubig den Mund.
„Das meinst du doch nicht ernst..." knurrte sie und stemmte die Hände in die Hüfte.
„Doch. Ich habe Remus versprochen, heute mit euch in Butterbier trinken zu gehen. Das nimmt mir alles Zeit für mein Training...also habe ich es vorgezogen." erklärte ich und zog mir meine Schuluniform an.
„Ja, vielleicht sollte ich mal mit ihm reden." sagte Hermione trocken und sah mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an.
„Tu, was du nicht lassen kannst, Hermione. Er ist nicht mein Vater." entgegnete ich schlussendlich, steckte mir eine schwarze Schleife ins Haar und verließ das Badezimmer.
„Sicher?" rief sie mir provokant hinterher und rollte die Augen.

Ich reagierte nicht mehr darauf und setzte mich in den Unterricht für Zaubertränke.
„Ich bitte Sie heute, noch einmal Wolfsbanntrank herzustellen. Ich werde diesen Vorgang heute bewerten." verkündete Snape am Anfang der Stunde und war für den Rest ruhig.
Ich konzentrierte mich.
Es war für Remus. Das wusste ich.
Somit musste es klappen.
Und das tat es auch.
„Sehr gut, Miss Torres..." murmelte Snape am Ende der Stunde und sammelte den Trank ein.
Hermione gelang es ebenso.
„Magst du mich wieder?" fragte sie, gespielt traurig, nach dem Unterricht.
„Natürlich nicht." antwortete ich und stieß sie spielerisch an der Schulter von mir weg.

Gemeinsam aßen wir in der Pause Frühstück.
Es war später, als die anderen Schüler, aber es stand noch etwas da.
Außerdem hatte ich davor sowieso keine Zeit.
„Guten Morgen, ihr beiden...Heute so spät?" fragte eine bekannte Stimme und stellte sich hinter uns.
Sofort hörte ich auf zu essen.
„Gut, dass Sie da sind. Ich muss Ihnen noch etwas erzählen." entgegnete Hermione und funkelte mich hinterlistig an.
Es war Remus.
Natürlich war er es.
Ich hörte auf, zu essen und stand auf, stand nun also neben ihm.
„Dann gehen Sie doch schon einmal vor, Miss Torres...wir sehen uns gleich..." sagte er sanft und sah zu mir hinab.
Ich musste mir ein noch breiteres Lächeln verkneifen. Es würde auffallen.
„Bis gleich...Professor..." gab ich zurück und biss mir auf die Unterlippe, während ich zu ihm hinauf sah.
Ein kurzes Zucken in seiner Augenbraue verriet mir, dass er gern mehr dazu gesagt hätte, doch er tat es mit einem Nicken ab.

Ich wusste zwar nicht, was Hermione ihm erzählen wollte, doch ich konnte es mir mit Sicherheit denken.
Der Unterricht mit Remus verlief, wie gewohnt.
Wir verhielten uns unauffällig, doch ab und zu konnten wir unsere Blicke nicht voneinander lassen.
Wenn es nicht einer von uns, jedes Mal, unterbrach, hätte es schlimm geendet.
„Achso, Miss Torres! Würden Sie für einen Moment zu mir kommen? Es geht um Ihre Note bei Professor Snape." erklärte Remus und deutete mit seinem Kopf zu mir.
Ich runzelte die Stirn, doch lief zu seinem Schreibtisch.
„Was ist mit Snapes Note?" fragte ich und hielt mein Buch umklammert.
Er drehte sich um und stellte fest, dass kein Schüler mehr da war.
„Hör auf damit, Lara...Du trainierst dich kaputt und fällst von deinem Besen, wenn du nicht ordentlich schläfst, oder es übertreibst mit dem Training. Und dann verliert ihr erst recht gegen Slytherin." entgegnete er und verschränkte die Arme.
Ich rollte die Augen. „Hermione übertreibt."
„Ich habe es heute Morgen selbst gesehen, Lara. Ich kann das Quidditch-Feld von meinem Schlafzimmer aus sehen. Somit habe ich dich natürlich gesehen. Ich hätte dich auch ohne Hermione jetzt angesprochen." erklärte er und setzte sich auf seinen Schreibtisch.
„Was genau kannst du noch alles von deinem Schlafzimmer aus sehen?" wollte ich wissen und runzelte die Stirn.
„Darling...Ich meine es ernst." seufzte er und legte eine Hand an meine Hüfte, sah mich besorgt an. „Ich weiß, du musst Erfahrungen sammeln. Aber ich kann dich nicht davor bewahren. Ich kann dich nur warnen."
„Ich merke doch, wenn es meinem Körper schlecht geht. Dann lasse ich es..." sagte ich und legte eine Hand auf seine Wange.
„Versprich es mir..." forderte er sanft.
Ich seufzte: „Ich wusste, dass du das von mir willst. Ich möchte es dir nicht versprechen...falls ich es nicht halten kann..."
„Du musst die Kontrolle auch mal abgeben, Darling...Irgendwann wird es dir zum Verhängnis..."
„Und wenn es soweit ist, hoffe ich, dass du da sein wirst..." sagte ich sanft und gab ihm einen schnellen Kuss auf die Wange, bevor ich aus dem Klassenraum rannte.

Miss Belladonna//Remus Lupin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt