Kapitel 8 - Schneckenproblem

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„Die Schöne und das Biest?" fragte Hermione am nächsten Tag, als ich meine Augen nicht aus Lupins Buch lassen konnte, auch wenn wir mittlerweile in Verwandlung saßen.
Ich nickte nur geistesabwesend.
„Habe den Film gesehen. Richtig schön..." flüsterte sie und widmete sich wieder dem Unterricht von Professor McGonagall.
„Miss Torres? Legen Sie das Buch beiseite und nehmen sich eine Schnecke." forderte diese mich nun auf und stellte sich vor meinem Tisch hin.
Ich errötete. „Entschuldigen Sie, Professor."
Schweren Herzens schloss ich das Buch und lief nach vorn, um mir besagte Schnecke zu holen.
„Wir lassen diese Schnecke jetzt verschwinden. Und zwar von hier drinnen, nach dort draußen auf die Wiese. Ist das jedem klar? Visualisieren Sie die Wiese und Ihre Schnecke. Es klappt vielleicht nicht gleich, aber geben Sie nicht auf. Ich komme rum und schaue mir Ihre Versuche genauer an." verkündete McGonagall.
Ich sah mir meine Schnecke an und seufzte.

„Wenn dir nachher dein Haus auf dem Kopf sitzt, tut es mir furchtbar leid, hörst du? Ich mach das auch zum ersten Mal..." murmelte ich ihr zu und deutete meinen Zauberstab auf sie. „Evanesco!"
Nichts.
Evanesco!" wiederholte ich.
Jetzt verschwand die Schnecke für einen kurzen Augenblick, tauchte aber nach zwei kurzen Sekunden wieder auf. „Da bist du ja wieder..." murmelte ich.
„Sie scheinen Freundschaft geschlossen zu haben, Miss Torres." scherzte McGonagall und stellte sich vor meinen Tisch. „Denken Sie an die Wiese. Und lassen Sie diesen Gedanken nicht mehr aus Ihrem Kopf, bis die Schnecke weg ist."
Ich nickte und atmete tief durch.
„Vergiss mich nicht...Steve..." flüsterte ich der Schnecke zu und beschloss, sie Steve zu nennen.
Evanesco!" versuchte ich es ein weiteres Mal, und dieses Mal war Steve verschwunden.
„Geht doch!" lächelte McGonagall und lief zufrieden weiter.
Ob die Schnecke wirklich auf der Wiese war?
Das erfuhr ich bereits keine zwei Minuten später.

Professor Lupin kam in den Unterrichtsraum hinein und lachte.
Sofort klopfte mein Herz schneller.
„Remus?" fragte McGonagall und stellte sich in den Gang.
„Minerva, ich denke, einer Ihrer Schüler hat eine Schnecke zum Verschwinden gebracht." antwortete er und deutete auf seine Schulter.
Dort saß eine Schnecke.
Neugierig lief ich ein Stück näher an ihn heran.
War es möglich...
„Miss Torres?" rief McGonagall in den Raum und ich erstarrte auf der Stelle. „Sehen Sie...handelt es sich hierbei nicht um ihre Schnecke, Steve?"

Ich lief rot an. „Entschuldigen Sie, Professor Lupin, ich-..." begann ich, doch er unterbrach mich und hielt mir die Schnecke entgegen.
„Alles gut, Lara. Das kann passieren. Hier, nehmen Sie ihn." lächelte Lupin, als ich Steve wieder zu mir nahm.
„Nun, Miss Torres, vielleicht denken Sie dieses Mal wirklich an die Wiese und nicht an Ihren Professor." sagte McGonagall, welche ebenso das Lächeln nicht vermeiden konnte.

„Ist das peinlich..." flüsterte ich wie besessen vor mich hin, als ich zurück zu meinem Platz lief. „Ist das peinlich...ist das peinlich. Verdammter Mist, ist das peinlich!"
Hermione gluckste auf und sah mich an. „Er fand es doch nicht schlimm, Lara."
„Aber ich!" entgegnete ich aufgewühlt. Meine Wangen wurden nicht kühler. „Steve, wieso konntest du nicht einfach auf der Wiese landen..."
Die Schnecke sah mich mit ihren winzigen Augen an.
„Ich weiß, dass du nicht sprechen kannst...Versuchen wir es noch einmal..." seufzte ich und setzte Steve wieder auf meinem Platz weg.
Wiese, grünes Gras...Wiese, Wiese, Wiese!
Ich wiederholte diesen Ort bildlich in meinem Kopf und richtete meinen Zauberstab auf die kleine Schnecke vor mir.
Evanesco!" zauberte ich und Steve verschwand.
Die Finger gekreuzt, hoffte ich, Professor Lupin in den nächsten Minuten nicht noch einmal zu sehen.
„Sag mal, stehst du auf unseren Professor?" fragte Hermione leise und stieß mir vorsichtig in die Seite.
„Was?! Nein..." Ich lachte nervös. „Ich hab nur schon an nächste Stunde gedacht und dann ist mir wieder eingefallen, dass ich mit Riddiculus gar nicht dran war und das fand ich dann blöd. Und dann war meine Schnecke weg."
Ich konnte manchmal gut lügen, manchmal aber auch nicht.
Hermione kicherte. „Ich war auch nicht dran, falls dich das beruhigt."
Puuh
Sie schien mir zu glauben.

In der nächsten Stunde wollte ich am liebsten im Boden versinken. Nach dem Schneckenproblem war es mir nur unendlich peinlich, Lupin jetzt nochmal sehen zu müssen.
„Einen wunderschönen guten Tag, Schüler." verkündete er zu Beginn und sah sich in der Klasse um. „Zudem wir uns heute bereits ein zweites Mal sehen, da mir eine Schnecke gezwitschert hat, ich solle bei euch in Verwandlung vorbeischauen."
Lupin grinste erfreut und blickte mich an.
Ich konnte es nicht erwidern, ihn anzusehen und sah nur auf den Tisch vor mir.
„Peinlich!" knurrte Malfoy durch den ganzen Raum.
Lupin verengte die Augen und sah ihn an. „Wieso das? Wo ist Ihre Schnecke, Mister Malfoy?"
„Zumindest nicht irgendwo im nirgendwo! Wenn man nicht zaubern kann, sollte man es lassen!" giftete er weiter.
„Also haben Sie es komplett gelassen, oder wieso konnten Sie Ihre Schnecke nicht zum verschwinden bringen?" fragte Lupin sarkastisch.
Ich hielt den Atem an und biss mir auf die Lippen. Malfoy schwieg, peinlich berührt.
Lupin sah zu mir und zwinkerte mir aufmunternd zu.
Lassen Sie das...
„Endlich hat Malfoy mal einen Konter bekommen!" flüsterte Ron und schüttelte den Kopf.
„So ein Idiot..." fügte Hermione hinzu.
Ich saß in der Mitte der beiden. Beinah in jedem Unterricht.
„Wir lernen heute, wie wir uns gegen Hinkepanks verteidigen. Hinkepanks leben in Sumpfregionen und machen sich einen fatalen Spaß mit Menschen. Sie täuschen verirrten Wandernden in den Sümpfen mit ihren Laternen vor, wo wieder festes begehbares Gelände sei. Durch ständige gezielte Richtungsveränderungen locken sie ihre immer orientierungsloser werdenden Opfer noch tiefer in die Irre. Solange, bis der Boden unter ihren Füßen nur noch nachgibt und sie schließlich immer tiefer einsinken und letztlich im Morast stecken bleiben und nicht mehr herauskommen." erklärte Lupin und dämmte das Licht im Raum, um der Klasse etwas Angst zu machen.
„Wir treiben den Hinkepank zuerst in die Enge." erzählte er weiter und lief bedrohlich auf Neville zu, und dann in der Dunkelheit weiter, um seinen Schülern Angst zu bereiten.
Wir kicherten und genossen seine bildliche Darstellung. Dadurch ließ sich alles besser merken. „Dann zaubern wir einen Lumos Zauber!"
Während er Lumos rief, stand er plötzlich hinter mir und erschreckte mich, indem er seine Hände auf meine Schultern legte.
Ich schrie etwas auf und begann danach etwas zu lachen.
Lupin lächelte mich sanft an und zwinkerte mir erneut zu. Er zeigte mir, dass alles nur Spaß war und er es amüsant fand, wie ich reagierte.
„Der Hinkepank wird fest und solange er fest ist, lässt er sich mit einem Umstoß-Fluch drei bis fünfmal angreifen, bis er in seinem weißen Rauch verschwindet."
Lupin erzeugte einen Nebulus Zauber um sich herum und schaltete das Licht im Raum anschließend wieder an.
Die Klasse applaudierte und jubelte für seinen Auftritt.
„In der nächsten Stunde müssen wir hierzu leider einen kleinen Test schreiben..." verkündete er zum Schluss und sah uns alle mitleidig an.
Die Klasse jammerte. „Entschuldigt...Sie wissen, ich muss das tun..."

Miss Belladonna//Remus Lupin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt