Kapitel 57 - Halluzination... (Warnung: Beschreibung von Gewalt, Blut)

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Ich musste mich erholen.
Und nahm mir dafür gute zwei Tage Zeit.

In dieser Zeit lag ich im Krankenflügel.
Remus wich mir nicht von der Seite und Dumbledore ließ den Krankenflügel für die Schülerinnen und Schüler sperren.
Nur meinen drei Freunden war es ab und an gestattet, in den Krankenflügel zu treten.

Remus sah fürchterlich aus, als er wieder nach Hogwarts kam. Seine Kleidung war zerfetzt, sein Haar zerzaust und sein Bart um einiges gewachsen.

„Doch, Remus. Geh. Ich bleibe hier und gebe auf sie Acht. Es kann ihr nichts passieren. Nimm dir die Zeit, die du brauchst..." entgegnete Sirius und zog seinen besten Freund am Arm von meinem Bett weg.
„Ich kann sie nicht wieder verlassen, Sirius..." murmelte Remus und sah die ganze Zeit über auf mich herab.
Ich schlief tief und fest.
„Du verlässt sie auch nicht. Du gehst duschen, ziehst dich um, rasierst dich und kommst sofort wieder...Sie wird noch hier sein..." erklärte Sirius vorsichtig und sah ihn aufmunternd an.
Er musste sich geschlagen geben und willigte ein.

Noch einen letzten Blick auf mich und Sirius, und er verschwand aus dem Krankenflügel.

In seinem Zimmer ging er unter die Dusche. Sein Körper war voller Wunden. Unter Schmerzen reinigte er diese unter fließendem Wasser.
Das alte, getrocknete Blut zu entfernen, nahm viel Zeit in Anspruch. Und viele Schmerzen.
Doch irgendwann, war auch er fertig geworden.
Er sah wieder aus, wie der alte, legte sich die Haare nach hinten und trug den Bart, wie er es immer tat.
Er zog sich seinen braunen Anzug an und betrachtete sich im Spiegel.
Es fragte ihn noch keiner, wo er war und wie es ihm erging.
Die Zeit gab es noch nicht.

Remus beschloss, sein Jackett in seinem Zimmer zu lassen und nur im Hemd zurück in den Krankenflügel zu gehen, als Dumbledore ihn auf halbem Wege aufhielt.
„Remus, ich freue mich, dass du wieder da bist..." entgegnete er und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
„Ich bin auch froh..." gab er zurück, starrte jedoch die ganze Zeit über auf den Boden.
Er brachte es nicht übers Herz, seinem ehemaligen Schulleiter in die Augen zu sehen. Er machte ihn dafür, was passiert war, mitverantwortlich.
Dumbledore wusste das...
Er nahm es ihm nicht übel...
„Ebenso bin ich froh darüber, dass alle zurückgekommen sind...und leben.", fuhr er fort.
Remus nickte auch hier wieder. „Dann lasse ich dich mal wieder zu ihr...Ich möchte dich nicht, länger als nötig, aufhalten."

Das ließ er sich nicht zweimal sagen und setzte seinen Weg schleunigst fort.
Noch im Gehen nervte ihn seine Krawatte.
Alles fühlte sich so eng an, als würde es ihm den Atem abschneiden.
Somit öffnete er sie im Laufen und steckte sie in seine Hosentasche.
Endlich erreichte er den Krankenflügel und eilte sofort zu meinem Bett.
„Hat sie Anstalten gemacht, aufzuwachen?" fragte er seinen besten Freund und setzte sich wieder zu mir ans Bett.
Sirius schüttelte den Kopf. „Aber ihr Atem ist ruhig und regelmäßig. Madame Pomfrey hat sie soeben untersucht. Sie hat zahlreiche blaue Flecken an Armen, Beinen und am Oberkörper. Den Schnitt an der Lippe hat sie mit Diptam-Essenz verarztet. Bei den blauen Flecken heißt es, warten...", berichtete er und stand auf. „Wie ist es dir ergangen, Remus, mein Freund...?"
Dieser blickte zu seinem Freund hinauf und schenkte ihm ein trauriges Lächeln.
„Nicht sehr gut, wenn ich ehrlich sein soll. Aber ich bin hier..." antwortete er knapp und gekränkt.
„Was hat man dir angetan...?" erkundigte sich Sirius weiter.
„Ich werde es dir erzählen, wenn die Kinder hier sind und Lara besuchen...Ich möchte unter keinen Umständen, dass sie etwas davon hört..." seufzte er und nickte seinem Freund zu.
Dieser verstand.
„Du weißt, wo du mich findest..." sagte er zum Schluss und verließ den Krankenflügel, um Remus und mir ein wenig Ruhe zu geben.

„Ich bin hier, Darling...Ich gehe nicht wieder weg. Ich passe auf dich auf..." flüsterte er sanft und hielt meine Hand.

Den ganzen Tag über saß er an meiner Seite.
Erst, als Harry, Ron und Hermione zu Besuch kamen, nahm er sich schweren Herzens eine Sekunde und ging Sirius besuchen.
Er hatte ihm noch eine Menge zu erzählen...
Und dafür brauchte man Nerven...
Doch, wenn einer diese Nerven aufbringen konnte, dann war es Sirius.

Sie setzten sich beide an einen Tisch, vor ihnen stand ein Glas Wasser.
Sirius war sichtlich nervöser gewesen, als sein Freund, doch er ließ es sich nicht anmerken.
Er musste stark für ihn sein.
„Zuerst haben sie mich mit dem Cruciatus Fluch geschwächt und eingesperrt. Damit ich mich nicht wehren konnte. Sie nahmen mir meinen Zauberstab. Aus diesem...Gefängnis, in welchem sie mich festhielten war es kalt und dunkel und nass. Jeden einzelnen Tag setzten sie mich unter einen Zauber, welcher mich halluzinieren ließ...Ich habe Dinge gesehen, Sirius...sie haben mich Dinge sehen lassen. Sie zeigten mir, wie ich Lara verletze. Tag um Tag zeigten sie mir aufs Neue, wie sie sie töten, wie ich sie töte. Sie wechselten die Szenarien ab. Keine Halluzination war wie die andere...Es wurde schlimmer und schlimmer. Ich habe mich gewehrt, sie taten mir weh, ich tat mir selbst weh...Es war, als wäre ich in meiner ganz eigenen Hölle..." erzählte Remus und starrte die ganze Zeit über in sein Glas.

Sirius fehlten die Worte. Er hatte nur Augen für seinen Freund, konnte diese auch nicht mehr von ihm abwenden.
Er war sprachlos.
„Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Remus...Es ist eine Schande...dass dir so etwas widerfahren ist...und wir werden dich rächen, glaube mir das. Es ist nicht echt gewesen und das wird es auch nie sein. Das weißt du doch..." sagte Sirius ruhig und einfühlsam.
Remus nickte: „Deswegen bin und bleibe ich bei ihr...Ihr wird nichts zustoßen. Niemals. Auch, wenn ich dafür mein eigenes Leben geben muss..."

Miss Belladonna//Remus Lupin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt