Kapitel 1 - Lara

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„Wieso bringst du mich nochmal zum Gleis?!" fragte ich gestresst und versuchte, den umherlaufenden Muggeln mit meinem Wagen auszuweichen, während mein Onkel, geistesabwesend wie immer, neben mir her lief und telefonierte.
„Nicht jetzt, Lara, ja?" murmelte er und drehte sich wie wild umher auf der Suche nach Empfang.
Genervt rollte ich meine Augen und hielt nun auch mit einer Hand meine Eule fest, da diese bei dem Gedränge fast noch von meinem Wagen fiel.
Die letzten Jahre ging ich allein.
Zumindest in den Bahnhof.
„Ich bringe dich, weil es mir Albus aufgetragen hat. Nach dem, was letztes Jahr passiert ist..." antwortete Julius endlich auf meine Frage.
Ich rollte die Augen. „Das war Sarkasmus...Ich weiß, was letztes Jahr passiert ist..." murmelte ich und dachte an das letzte Jahr zurück.

Ich hatte bei Ron übernachtet, um am nächsten Tag mit ihm nach Hogwarts zu reisen. Ein Zauber hielt uns ab, das Gleis 9 3/4 zu erreichen, weshalb wir Mollys und Arthurs Auto nehmen mussten.
Vielleicht hatten uns ein paar Muggel gesehen...und vielleicht wären wir um ein Haar von der Schule geflogen. Aber hey. Aus Fehlern lernt man.

Am Gleis erkannte ich sofort Hermione und machte mich auf den Weg hinüber zu ihr.
„Okay, Julius, ab hier komme ich allein klar." beschloss ich. Wie auch die ganze Zeit schon.
„Alles klar, Lara, dann viel Spaß, stell nichts an. Wir hören uns in zwei Wochen." sagte Julius, hielt sich für eine Sekunde das Handy vom Ohr weg und legte mir eine Hand auf die Schulter, bevor er sich umdrehte und mit einem „Ja, ich bin noch dran." zurück an seinen Anrufer wandte.
Er arbeitete im Ministerium...
Und ob wir uns wirklich in zwei Wochen hören würden, glaubte ich auch erst, wenn ich es miterlebt habe.
In zwei Wochen hatte ich Geburtstag. Und mein Onkel gratulierte mir nicht ohne Grund erst spät abends, nachdem ihn wahrscheinlich eine Eule daran erinnerte, dass seine Nichte Geburtstag hatte.
Ich war mir auch ziemlich sicher, dass Dumbledore eine Eule entsandte, um Julius zu erinnern.
Er gab sich größte Mühe. Nur manchmal merkte man das eben nicht.

Hermione und ich umarmten uns zur Begrüßung. „Hey, reist du dieses Mal auch mit dem Zug, ja?" scherzte sie und musste ein wenig lachen.
Nun hatte ich auch ein Lächeln auf den Lippen und nickte. „Ja, mal sehen, ob Ron genauso denkt."
Hermione und ich suchten im Zug bereits nach einem leeren Abteil, als Ron und Harry dazukamen. Ein Blick auf meine Uhr verriet mir, dass sie es tatsächlich eine Minute vor um elf erst in den Zug schafften.
„Man. Punktlandung." lachte ich und erhob mich von meinem Platz, um Harry und Ron zur Begrüßung zu umarmen.
Während der Fahrt berichteten wir uns über die Ferien und was wir erlebt hatten.
Zumindest die anderen hatten etwas zu erzählen.
Hermione und Ron hatten die Hände auf dem Schoß des anderen liegen und lehnten die Köpfe gegeneinander.
„Ist das jetzt offiziell?" fragte ich und legte den Kopf schief.
„Ja..." antwortete Ron schüchtern und lächelte. „Während der Ferien halt..."
Er wollte absichtlich nicht so viel darüber erzählen, was er in den Ferien unternommen hatte, da er genau wusste, meine Ferien waren furchtbar langweilig.
„Na also." lachte ich. „Habe ich euch das nicht letztes Schuljahr noch gesagt? Wer hat sich endlich getraut?"
Während des letzten Schuljahres deutete sich die Beziehung der beiden bereits mehr als an. Sie gingen gemeinsam auf den Weihnachtsball, nachdem Hermione enttäuscht war, dass Ron sie nicht gefragt hatte. Anfangs sah alles ganz übel aus. Hermione ging mit einem gewissen Viktor Krum und Ron nahm sich Padma Patil aus seinem Jahrgang.
Beide waren wirklich wütend und traurig über den anderen, dass der Ball damit endete, dass sie miteinander langsam zur Musik tanzten.
„Du hattest ja recht..." gab Hermione zu und lächelte verlegen.
Harry verbrachte endlich angenehme Ferien mit seinem Paten Sirius Black.
„Aber hey, meine Ferien waren dieses Mal nicht ganz so schlimm..." warf ich ein und zog überlegend die Lippen nach unten.
„Ja? Erzähl!" grinste Hermione, ganz aufmerksam.
„Ich habe eine Freundin kennengelernt. Ihr Name ist Vanessa. Ein Muggelmädchen. Wir gingen ein paar mal zusammen etwas essen und anschließend ins Kino...Dann hat sie einen Jungen kennengelernt und naja...ihr wisst schon. Aber wir halten noch Kontakt. Die Liebe lässt sich wohl nicht länger vermeiden." erzählte ich und lächelte Ron und Hermione an.

Ich wusste nicht genau, wieso, aber wenn ich mich in meinem Jahrgang umsah, gefiel mir niemand. Auch aus dem siebten Jahr war keiner dabei, der mein Interesse geweckt hatte. Wer weiß...vielleicht war der richtige einfach noch nicht dabei. Sonderliches Interesse, jemanden kennenzulernen, brachte ich, zugegebenermaßen, auch nicht mit.

Da waren wir nun endlich wieder...in den großen, steinigen Mauern von Hogwarts...
In der großen Halle versammelten sich, wie jedes Jahr, alle Schüler und beobachteten, in welche Häuser die Erstklässler untergebracht wurden. Ich war in Gryffindor, wie auch meine Freunde.
„Liebe Schüler..." begann Dumbledore anschließend erneut mit einer Ansprache. Sofort war jeder still. Jeder hier wollte diesem Mann zuhören. „Es ist mir wie jedes Jahr eine Freude, Ihnen auch Ihre Lehrer vorstellen zu dürfen."
Er stellte jeden vor. Das war vor allem positiv für die Erstklässler, die nun wirklich keinen der Lehrer kannten.

Mein Blick schweifte den Lehrertisch entlang und verfing sich bei einem neuen Gesicht.
Ich verengte die Augen etwas, um ihn durch das Gedränge besser erkennen zu können.
Sein Haar war braun und hing ihm strähnenweise im Gesicht. Sein Blick war auf seine Hände gerichtet, welche vor ihm auf dem Tisch lagen.
Er trug einen langen, braunen Trenchcoat und darunter ein weißes Hemd mit einer schwarzen Krawatte.
„Professor Lupin ist Ihr neuer Lehrer für die Verteidigung gegen die dunklen Künste." verkündete Dumbledore, woraufhin der Mann sich erhob, die Hände noch immer verschränkt, und sich ein klein wenig nach vorn beugte.
Jetzt richtete er den Blick in die Menge.
Nur für einen kurzen Augenblick.
Aber das hatte schon gereicht, um seinen Blick für eine ganz kurze Zeit an meinen zu fesseln.

Miss Belladonna//Remus Lupin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt