Kapitel 14 - Lieblingsschüler

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„Dieses Mal bleibe ich nicht lange weg...Ich möchte ihn nur kurz sehen..." flüsterte Hermione und zog mich in eine kurze Umarmung, bevor sie sich auf den Weg zu Ron machte.

Ich saß allein in der Dunkelheit und schloss einfach die Augen.
Die kalten Treppenstufen unter meinem Körper ließen mich frieren.
Doch hier konnte ich für mich allein sein. Nur ich...und ich, keiner sonst.
Tiefe Atemzüge durchzogen meine Lungen und ich entspannte bestmöglich, versuchte, mich zu beruhigen und mir einzureden, dass alles in Ordnung war.
Würde ich ihn doch nur sehen können...

Den Flur hinunter hörte ich Geräusche.
Schnell öffnete ich meine Augen und sah auf die Karte.
Remus Lupin
Konnte es möglich sein?
Ich stand auf und rannte den Flur hinunter. Mein Zauberstab leitete mich.
Ich erkannte ihn tatsächlich, wie er vor seinem Büro stand und dieses soeben aufschloss.
„Remus!" rief ich, verhielt mich dennoch so leise, wie möglich.
Seine Augen fanden mich sofort.
„Remus..." flüsterte ich nun schockiert. Er blutete an seinem Hals, tiefe Schatten unter seinen roten Augen zierten sein Gesicht.
„Geh-..." sagte er außer Atem und stützte sich kraftlos gegen seine Tür.
„Was ist passiert?" fragte ich so ruhig, wie möglich, und trat einen Schritt näher.
„Geh!" stieß er aus, dieses Mal viel lauter, als zuvor.
So laut redete er noch nie mit mir.
Ich sah ihn verletzt an, doch wollte nicht locker lassen. Auch sein Blick verriet mir Reue, weil er seine Stimme erhob. Er litt...und ich wollte wissen, wieso...
Schnell, wollte er die Tür zu seinem Büro schließen, mich also nicht heran lassen.
„Remus, ist alles-..." begann ich, doch mit einem leisen „Geh doch, bitte..." schloss er die Tür direkt vor meiner Nase.
Ich war wieder völlig allein in der Dunkelheit.

Zitternd hob ich meinen Zauberstab in mein Sichtfeld und leuchtete auf die geschlossene Tür vor meinen Augen.
Ich schluckte diese Situation schwer hinunter und nickte nur.
Er würde seine Gründe haben...Aber ich sorgte mich doch nur. Wie er aussah...
Schrecklich.

„Lara?" hörte ich eine Stimme hinter mir. Es war Hermione. Sie kam allein. Die Zeit mit Ron musste also vorbei sein.
„Was ist passiert? Ist er da?" fragte sie leise und warf einen Blick auf die Karte.
„Wir müssen los..." murmelte ich und beobachtete Filch auf uns zukommen.
Hermione ergriff meine Hand und rannte mit mir davon, zurück in unser Zimmer.

„Ich habe ihn gesehen...er hat geblutet, seine Augen waren rot und er hatte so dunkle Schatten unter den Augen, Hermione...Ich habe gefragt, habe ich wirklich...aber er hat mich weggestoßen und hat die Tür geschlossen..." erklärte ich leise und zog mir die Decke zur Nase.
Hermione sah mich mit großen Augen an. „Das klingt gar nicht gut..."
Ich sah aus dem Fenster und betrachtete den Vollmond, wie er verräterisch durch die Wolken schien. „Vielleicht kannst du ihn morgen Abend fragen...wenn er wieder da ist...oder nächste Woche...Jetzt solltest du dich erst einmal auf dein Spiel morgen konzentrieren. Das wird super. Du wirst sehen...alles wird sich klären..." flüsterte sie mir zu und nahm einen tiefen Atemzug.
„Ich hoffe, dass du recht hast..." gab ich leise zurück und schloss meine Augen. „Gute Nacht..."
„Gute Nacht..." entgegnete sie leise und sah mich noch für ein paar Sekunden lang traurig an, bevor auch sie sich dem Schlaf hingab.

Es regnete leicht.
Nebel hing über dem Quidditchfeld.
Harry widmete uns noch ein paar motivierende Worte, welche ich gern gehört hätte, wenn mein Gehirn nicht ganz andere Pläne verfolgt hätte.
„Na dann mal los!" sagte er abschließend, was ich nun wieder hörte und ihn ansah.
„Lara, ist alles in Ordnung? Kannst du spielen?" fragte er leise und kam auf mich zu, sodass es kein anderer hörte.
„Ich? Natürlich. Entschuldige, ich bin nur verschiedene Strategien in meinem Kopf durchgegangen..." antwortete ich und log auch hier wieder.
Harry jedoch, reichte das für ein Lächeln. „Na dann zeig mal, was du drauf hast. Raus mit dir!"
Ich musste jetzt doch lächeln.
Aufgeregt war ich ja schon.
Und es machte mir Spaß.

Ich setzte mich auf meinen Besen und flog aus dem Zelt hinaus und eine Runde um das ganze Stadion, vorbei an all den Rängen, und extra langsam an Gryffindor vorbei.
Sie jubelten mir zu und lächelten.
Es fühlte sich so gut an.
Ich konnte Hermione erkennen, welche mir winkte und meinen Namen rief.
Ich lachte und hielt mir die Hand auf die Stirn.
Ich hatte sie gern. Immer mehr Gründe dafür, weshalb sie meine beste Freundin war.

Auf Position, hieß es nun warten.
Und da kam der Anpfiff.
Schnell flog ich über das Spielfeld und wehrte die Klatscher von meinen Mitspielern ab.
Irgendwo weiter hinten traf ich sogar einen Gegenspieler. Die Sucherin der Ravenclaw-Mannschaft!
Es sah gut für uns aus. Wir führten mit 60:20, als sich alles wendete.
Ein Klatscher traf mich an meinem Arm, mit welchem ich den Schläger halten musste.
„Aaargh-fuck!" fluchte ich und hielt mir den Arm.
In der Zeit traf Ravenclaw den Ausgleich.
„Fred! Nach links! Lass Lara das rechte Feld übernehmen!" rief Harry Fred zu. „Alles in Ordnung?" Jetzt sah er mich an.
Ich nickte und versuchte, den Schmerz hinunterzuschlucken.
Jetzt musste ich mit links schlagen.
Wir waren verloren.
„Lara!" hörte ich jemanden rufen. Ich drehte mich in die Richtung, aus welcher die Stimme kam und erkannte Hermione, welche wie wild irgendwohin deutete.
Stirnrunzelnd blickte ich in die Richtung, in welche sie zeigte und erkannte Remus auf der Lehrerempore.
Dieser fing meinen Blickkontakt sofort auf und verschränkte die Arme, während er mir zunickte.
Ich verstand ihn nicht, doch das musste ich auch nicht. Ich erkannte, seine Mundbewegung. „Na los!"
Lächelnd nickte ich ihm zu und fand neuen Mut.
Verdammt, Ja!
Mit neugefundenem Ehrgeiz wehrte ich den nächsten Klatscher ab und traf den Jäger des Ravenclawteams, welcher soeben ein Tor werfen wollte und nun beinah von seinem Besen fiel.
Ich hatte soeben ein Tor verhindert?!
„JA!" rief Harry mir zu und holte sich ein High Five ab. „Weiter!"
Die Gryffindor-Kurve jubelte und kreischte mir zu.
Doch ich hatte nur Augen für Remus. Ich stoppte meinen Besen genau vor den Lehrern.
Ein kleines, herzliches, doch schwaches Lächeln lag auf seinen Lippen.

„Was machen Sie hier? Wollten Sie sich nicht erholen?" fragte Dumbledore und sah zu Remus.
Ich hörte nichts, sah nur, dass als er als Nächstes auf mich zeigte und Dumbledore Remus Finger folgte. „Ich wollte sie sehen. Es ist ihr erstes Spiel. Hatten Sie nicht früher auch Lieblingsschüler?"
Dumbledore lachte sanft und dennoch herzlich.
„Sie waren keiner davon."
Remus lächelte breiter. „Sie lügen, das wissen Sie selbst."

Mit meinem neuen Mut schaffte ich es, das Spiel zu einem klaren Sieg für Gryffindor zu drehen.
120:80 stand es, als Harry den Schnatz fing.
Wir landeten mit unseren Besen, jubelten und klatschten uns ab. Natürlich auch mit Ravenclaw.
Wie nach jedem Spiel gratulierten uns Dumbledore und die restlichen Lehrer, welche das Spiel gesehen hatten.
„Sehr sehr gut, Lara. Bei dir  sehe ich sehr viel Potential. Weiter so. Es macht Spaß, dir zuzusehen. Klaust unserem Harry fast noch die Show." lächelte Dumbledore und legte mir eine Hand auf die Schulter, als er die andere schüttelte.
Ich kicherte etwas und sah Harry an.
„Zudem hast du Schlamm im Gesicht." fügte Dumbledore hinzu, als er weiter zu Harry ging.
Ich öffnete meine Augen weit und rieb mir die Wange.
Doch da kam Remus bereits.
Peinlich...
„Herzlichen Glückwunsch, Lara." sagte dieser sanft und lächelte mich an, als er mit seinem Daumen den Schlamm von meiner Wange strich.
Ich sah ihn mit großen Augen an.
Das konnte ich nicht verstecken.
Ein sanftes Glucksen entwich ihm.
„Wenn...du noch möchtest, kannst du heute Abend gern vorbeikommen." sagte er so leise, dass nur ich es hören konnte.
„Lass dich überraschen..." flüsterte ich zurück und grinste breit.
Mit großen, amüsierten Augen sah er mich an. Mit der Antwort hatte er nicht gerechnet „Dann muss ich wohl warten." gab er leise zurück und zwinkerte mir noch einmal zu, bevor er weiter zu Harry lief.

Miss Belladonna//Remus Lupin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt