Kapitel 19 - Darling?

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„Woher wusstest du, dass ich Geburtstag habe?" erkundigte ich mich und errötete umso mehr.
„Deine raffinierte Freundin Hermione Granger hat mich heute aufgesucht. Wieso hast du nichts gesagt? Ich habe dich heute Morgen nach 00:00 Uhr bereits gesehen...hätte dir gratulieren können..." fragte er und legte die Hände vor sich ineinander, während er vor mir stand.
„Ich wollte es dir nicht erzählen. Ich hasse sowas..." antwortete ich. Die Röte meiner Wangen hatte keinerlei Chance, zu verblassen.
Jetzt erst fiel mein Blick auf den Tisch vor dem Feuer.
Darauf lag ein Blumenstrauß.
In den schönsten orangenen und roten Blumen, die ich je gesehen habe.
Habichtskraut, Sonnenröschen, Strauchrosen, englische Rosen, Scheinsonnenhut, Astern.
„Wow..." flüsterte ich und nahm den Strauß in die Hand. Sie dufteten unglaublich.
„Wieso genau die Blumen?" fragte ich nun und legte ihn wieder hin, während ich Remus lächelnd ansah.
„Sie haben mich an dich erinnert..." antwortete er und fuhr mit seiner Hand durch eine Strähne meiner Haare. Ganz langsam.
Ich spürte, wie sich die Hitze in meinen Wangen um 100 Grad erhöhte.
So etwas romantisches hat noch nie jemand zu mir gesagt...geschweige denn für mich gemacht...
„Und was ist das?" fragte ich, hob eine Schallplatte hoch und drehte sie in meiner Hand, um sie von allen Seiten zu betrachten.
„Die habe ich gemacht. Ziemlich komplizierter Zauber...Ich habe verschiedene Songs drauf gemacht...besondere Songs..." erklärte er und stellte sich etwas an, mir genau zu antworten.
„Können wir sie einlegen?" fragte ich aufgeregt und wollte sie ihm gerade in die Hand drücken.
„Später...Bitte." antwortet er und nahm mir die Schallplatte aus der Hand, um sie zurück auf den Tisch zu legen.
Er hatte eine Schallplatte gemacht...nur für mich...
„Hast du...die Blumen selbst gepflückt?" wollte ich wissen und sah sie mir noch einmal an.
Sie waren so wunderschön...
„Ist es komisch, wenn ich Ja sage?" fragte er zurück und spielte verlegen mit seinen Fingern an seinem Oberlippenbart.
Wie der sich wohl beim küssen anfühlen würde...?
Was dachte ich da?! Raus aus meinem Kopf!
„Ganz und gar nicht..." antwortete ich und kam ihm ein Stück näher.
Als ich vor ihm stand, senkte ich den Kopf auf seine Schuhe, und dann hinauf zu seinem Kopf.
„Sag mal...warst du schon immer so groß?" fragte ich verblüfft und sah in seine Augen. In unangenehmen Situationen fielen mir die dümmsten Fragen ein.
„Also bestimmt schon seit meinem 18. Lebensjahr, Lara.", lachte er. „Ich denke, du bist eher ziemlich klein."
„Das stimmt nicht. Du bist 1,90m, mindestens! Dagegen ist jeder kleiner." erklärte ich mit großen Augen.
„Sehr gut geschätzt, Lara. Mit deinen 1,58m." flüsterte er und zwinkerte mir zu.
„Woher-..." begann ich.
„Woher ich das weiß? Ich habe Einblick in alle Schülerakten." gab er zu und verschränkte seine Arme.
Mein anfängliches Lachen verschwand, als ich ihn wirklich gern umarmen wollte.
„Nein, öffne sie wieder..." flüsterte ich und löste seine Arme aus der Position wieder, als ich meine Arme um seinen Hals legte und ihn zu mir, in eine Umarmung, herunter zog.
Ich schloss fest meine Augen und flüsterte: „Danke, Remus. Das ist nicht selbstverständlich..."
Seine großen Hände lagen auf meinem Rücken und strichen sanft darüber.
„Das habe ich nur zu gern getan, Darling..." gab er leise zurück.
Darling?!
Meine Gedanken verschwammen, waren nicht mehr klar.
Was sagte er zu mir?
Nicht drauf ansprechen, Lara!
Ich genoss es...
Langsam ließ ich ihn los und atmete tief durch.

„Darf ich mir noch etwas kleines wünschen?" fragte ich und sah ihn lächelnd an.
„Alles, was ich dir möglich machen kann." antwortete er und erwiderte mein Lächeln.
„Liest du mir etwas vor?" bat ich ihn und sah ihn mit dem besten Blick an, welchen ich auf Lager hatte, um zu bekommen, was ich wollte.
„Na schön..." sagte er und lachte ein wenig, als er sich das Buch von gestern nahm und auf das Sofa setzte.
Er klopfte neben sich und ließ mich Platz nehmen.
„Nur...damit du es weißt...Hermione und ich haben uns nichts ausgemacht, wann wir uns wiedersehen wollen..." fügte ich ein und sah ihn nervös an. „Was du mit der Information anstellst, ist dir überlassen, Remus..."
Er nickte nur und begann, zu lesen. Sein Gesichtsausdruck war nicht richtig zu deuten.
Er war in Gedanken.
Wenn er mich einschlafen ließ, würde er mich dennoch wecken? Würde er es dieses Mal nicht machen und den Moment länger genießen?
Er war zerrissen.
Es fühlte sich so richtig an, dass es verboten war.
Er kannte diese Art von Gefühlen nie. Geborgenheit,...dass er gewollt war.
Sein ganzes Leben lang erfuhr er nur Zurückweisung.
Wieso sollte er dem nachgeben, was für andere richtig war, aber für ihn selbst nicht?
Ein Blick zu seiner rechten Schulter reichte, um seine Gedanken noch mehr zu verwirren.
Ich war eingeschlafen.
Seine Stimme beruhigte mich so sehr. Ich fühlte mich wohl bei ihm.
Zärtlich legte er einen Arm um mich und zog mich näher zu sich, als er sich zur Seite legte. Seine Beine ließ er trotzdem von der Couch hängen.
Für ihn war kein Platz mehr. Ich hatte meine Beine bereits angezogen und auf das Sofa gelegt.
Während er mit dem Kopf auf dem Kissen lag und in die Flammen des Kamins blickte, fühlte er so viel.
Er spürte mich auf seinem Oberkörper liegen. Friedlich, sanft.
Er fühlte sein Gewissen, welches ihm so viele Argumente bot, weshalb er mich wecken, und das alles beenden sollte.
Er fühlte sein Herz...Es arbeitete gegen sein Gewissen.
Es wollte, dass dieses Gefühl nie aufhörte.

Sein Körper hob und senkte sich unter meinem Kopf. Sein Duft lag in meiner Nase. Ich schlief schon lange nicht mehr so gut, wie in dieser Nacht.

Als ich wach wurde, zeigte die Standuhr in Remus Büro fünf Uhr morgens an. In zwei Stunden würden alle auf den Beinen sein.
Mein Blick fiel auf ihn. Er schlief.
Er hatte mich bei sich schlafen lassen...und wie..
Sein Arm lag um meinen Körper geschlungen.
Es sah fast unbequem aus, wie er auf der Couch schlief und seine Beine dennoch auf dem Boden bleiben mussten. Ich hatte ihm den Platz weggenommen.
Ganz langsam erhob ich mich und achtete mit äußerster Vorsicht darauf, dass ich ihn nicht weckte. Seinen Arm legte ich zurück auf seine Brust.
Für einen kurzen Moment ließ ich meine Hand auf seiner.
In diesem Moment spürte ich ein Ziehen in den Wunden auf meiner Hand und musste meine Hand zurücknehmen.
Ich erinnerte mich daran, ihm noch eine Erklärung schuldig zu sein.
Das musste jetzt aber warten.
Mit einem Zauber hinterließ ich eine Notiz auf seinem Tisch:
Heute Abend höre ich sie mir an."
Und legte sie auf die Schallplatte.
Den Blumenstrauß nahm ich in meine Hand und lief zur Tür hinaus.
Natürlich nahm ich die Karte des Rumtreibers mit mir.
Ich war immerhin verliebt, und nicht blöd.
Verliebt?!

Miss Belladonna//Remus Lupin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt