Kapitel 33 - dunkler, als schwarz

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Ich ließ ihn stehen. Länger hätte ich nicht bei ihm bleiben können, denn es tat mir weh.
Der innere Kampf tat mir weh.
Der Kampf zwischen: ich falle ihm um den Hals, weine und erkläre ihm dieses Gefühl in meinem Magen und suche mir Hilfe!
Und... ich schotte mich ab, lasse niemanden heran und stoße ihn weg.

Ich schottete mich ab, ja.
Den ganzen Tag über, verlor ich kein Wort mehr, rauchte in meiner Ecke meine Zigaretten und entspannte für einen kurzen Moment.

Am Abend lag ich in meinem Bett und starrte die Decke an.
„Kommst du mit zu Ron?" flüsterte Hermione.
Ich schüttelte den Kopf.
„Ich bin müde. Ich besuche ihn nicht mehr." antwortete ich, denn es war eine indirekte Frage, ob ich Remus besuchen würde.
„Ich kenne diesen Gesichtsausdruck, Lara." sagte Hermione leise. Die anderen schliefen bereits.
Sie stützte sich auf ihren Ellenbogen und sah mich an. „Bitte, tu das nicht. Was ist passiert?"
„Meine Gefühle hatten ein Hoch. Ich dachte, ich würde alles wissen, doch das tat ich nicht. Ich weiß, es ist nicht schlimm. Er kann es jederzeit rückgängig machen. Doch in meinem Magen, Hermione. In meinem Herzen, da tut es bereits weh. Wie damals." erklärte ich und sah sie nicht einmal an.
„Dann sag es ihm. Er kann dir helfen. Wie ich damals..." versuchte sie es weiter.
„Ich würde, wenn ich könnte." sagte ich zum Schluss und drehte mich von ihr weg.
Hermione schaffte es damals, ohne, dass ich es merkte, an mich heran zu kommen.
Und dann öffnete sie die Türen einfach.

Am nächsten Morgen hatten wir Zaubertränke in der ersten Stunde.
Ich erledigte stumm meinen Arbeitsauftrag.
Snape war zufrieden.
„Heute war es angenehm mit Ihnen, Miss Torres." entgegnete er und stellte sich neben mich. Natürlich. Heute war ich nicht so fröhlich, wie sonst. Heute sah mein Gesichtsausdruck aus, wie seiner.

In Verteidigung gegen die dunklen Künste, sah ich Remus noch immer nicht an.
Heute war sein Unterricht anders, niedergeschlagener, als sonst.
Fühlte ich mich schlecht?
Ich wollte.
Ich wollte wirklich, doch ich konnte meine Gefühle nicht mehr steuern. Sie lagen hinter verschlossenen Türen und die Schlüssel dazu hatte ich nicht.
Nach dem Unterricht blieb Hermione bei Remus. Sie sagte, sie habe eine Frage zu Hinkepanks.

Es kam mir ziemlich recht.
Ich machte mich auf den Weg zum verbotenen Wald.

„Sie hatte das schon mal, Professor...Damals hat sie der Tod ihrer Eltern erreicht, verstehen Sie? Sie hatte Probleme mit Malfoy und seiner Gang. Sie war wütend, dass ihre Eltern tot sind und ihr nicht helfen konnten...Sie wusste, dass es sinnlos ist. Sie weiß auch jetzt, dass sie nicht wütend auf Sie ist. Doch...naja, sie beschreibt es mit der Metapher der ‚verschlossenen Türen' und dahinter würde sie gern zu Ihnen zurück. Ihnen alles sagen, sich bei Ihnen wohlfühlen. Das würde sie zu gern, doch...Sie kommt nicht durch die Tür zu Ihnen..." erklärte Hermione und sah Remus flehend an.
Er fragte nicht, woher sie das mit ihm und mir wusste. Es war ihm egal. Er war froh, dass sie es ihm endlich erklärte. Er konnte mit der Funkstille nicht umgehen.
„Wo finde ich sie jetzt...?" fragte er und räumte seine Sachen zusammen.
„Vermutlich im verbotenen Wald. Dort hat sie früher immer geraucht. Dort fand sie keiner." antwortete sie und nickte ihm zu. „Ich wünsche Ihnen viel Glück..."
„Das brauche ich nicht." entgegnete er knapp und lief aus dem Raum.
„Oh doch..." murmelte Hermione und seufzte.

Ich stiefelte nur durch den Rand des Waldes. Ich hatte keine Lust auf Streit mit einem Zentaur, oder dass mir ein Bowtruckle die Augen ausstechen würde.
„Lara!" hörte ich Remus Stimme rufen.
Schnell zog ich noch einmal an meiner Zigarette, bevor ich sie hinter meinem Rücken versteckte.
„Gib sie mir, los..." murmelte er, sobald er vor mir stand. Er wollte hinter mich fassen und mir die Zigarette abnehmen, als ich ihm den Rauch ins Gesicht blies.
Er hustete und trat ein Stück zurück.
„Lara. Das ist ungesund. Gib sie mir und wir reden." forderte er mich auf.
„Ja? Bist du mein Vater?" entgegnete ich und kniff die Augen zusammen, als ich ein weiteres Mal an der Zigarette zog.
Doch dann riss er sie mir aus der Hand und zog selbst daran.
„Hey, lass das!" stieß ich aus und machte große, besorgte Augen.
„Oh. Sieh sich das einer an. Was sehe ich in deinen Augen?" fragte er und ließ mit einem Zauber die Zigarette verschwinden.
Sofort räusperte ich mich und drehte mich um.
„Gesteh es dir ein. Hör auf damit. Lass mich dir helfen..." sagte er sanft und legte vorsichtig eine Hand auf meine Schulter.
Ich sah zu Boden und seufzte.
„Komm schon...Du machst dir mit diesen Zigaretten doch nur selbst etwas vor...", Er kniete sich zu Boden, um mich anzusehen. „Oder?"
„Du hast keine Ahnung..." flüsterte ich verletzt und strich mir mit der flachen Hand über mein Gesicht.
„Wovon...?" fragte er sanft und kniete noch immer.
„Früher...hatte ich diese Gefühle schon einmal. Ich hatte schwere Zeiten und brauchte meine Eltern. Jeder braucht doch Eltern. Wieso mussten meine tot sein? Ich hasste sie dafür. Und ich hatte keinen Grund gehabt. Sie waren tot. Doch diese Zeit hat Gefühle in mir ausgelöst und Gefühle vor mir versteckt. Depressionen,  hat es Hermione genannt. Sie hat darüber gelesen. Und jetzt...Ich dachte, die Gefühle sind weg, verschwunden, überwunden. Aber ich hatte so gute und so viele Gefühle für dich. Oh, man, ja! Immer noch! Dann sagtest du mir, du hättest mich obliviiert und ich war ganz plötzlich...ganz traurig. Damit hatte ich nicht gerechnet...Weil ich dich...anders einschätzte. Ich sehe doch auch, wie sehr du es bereust...Und ich habe dir doch schon längst verziehen, aber-..."
Was sagte ich?
Ich hatte ihm verziehen...?
„Und was davon verstehe ich nicht, Darling?" fragte er behutsam.
„Wie...sehr man jemanden brauchen kann..." antwortete ich und sank nun ebenso auf die Knie.
Vorsichtig stellte er sicher, dass ich mich dabei nicht verletzte.
„Das sagst du zu dem, der nie jemanden hatte, Lara?"
Ich schluckte schwer und bemerkte jetzt, wie dumm ich war.
„Es tut mir leid..." wimmerte ich und ließ mich auf ihn kippen.

Miss Belladonna//Remus Lupin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt