Kapitel 50 - emptiness

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„Lass sie los!" schrie Harry und deutete auf Lucius.
Ich ließ meine Augen geschlossen, brach zusammen.
Nur Lucius hielt mich mit der anderen Hand im Stand.
„Gib mir die Prophezeiung..." wiederholte er sich ein weiteres Mal.

Ich konnte es nicht sehen.
Aber Sirius schlich sich von hinten an Lucius und mich an.
Er deutete Harry den richtigen Moment an.
Als dieser die Glaskugel nach oben hielt...
...und mit einem lauten Klirren auf den Boden warf.
Sie zerbrach in tausend Stücke...
Der darin befindliche Nebel löste sich auf...
„NEEEEIN! Du dummer Junge!" schrie Lucius und wurde von Sirius ergriffen.

Stille.

Ich atmete.

Mein Herz schlug.

Doch ich lebte nicht mehr.

So wollte ich es nicht mehr bezeichnen.

Erst, als die Todesser verschwunden waren, wurde ich an den Schultern gepackt und sanft gerüttelt.
Es war Sirius.
Das erkannte ich, als ich meine Augen öffnete.
Sie brannten.
Ich konnte nicht klar sehen...alles war verschwommen und ergab erst nach und nach ein Bild...
„Sieh mich an...", flüsterte er ein weiteres Mal und legte eine Hand auf meine Wange. Ich erkannte, dass er damit zu kämpfen hatte, stark zu bleiben.
Ich sprach es nicht aus.
Er tat es auch nicht.
Keiner traute sich, etwas dazu zu sagen, was passiert war.

Jetzt erkannte ich, dass ich auf dem Boden kniete. Meine Hände fühlten den kalten Stein unter sich.
Ich blickte auf meine Hände.
Als eine meiner Tränen auf den steinigen Boden fiel.
Mein ganzer Körper zitterte.
„Stütze sie, Harry, wirst du?" fragte Sirius und stand allmählich auf.
Ich hörte es nur dumpf. Als wäre ich beinah taub.
Er zog sich seine Jacke aus und hing sie mir über, während Harry mich vorsichtig in den Stand zog.

Ich ließ es zu.
Ich wehrte mich nicht.
Vorsichtig hob mich Sirius vom Boden auf und trug mich aus dem Ministerium.

Ich erkannte nicht, wie wir aus dem Zauberministerium heraus kamen, doch irgendwie gelang es.

Das erste, woran ich mich sicher erinnern konnte, war, dass ich im Krankenflügel lag.
Sirius unterhielt sich mit Dumbledore, genau vor meinem Bett.
Wahrscheinlich, weil ich sowieso nicht richtig hören konnte.
Es war, als hätte man meinem Körper meine Seele geraubt.
Jetzt war ich eine leere Hülle.

„Du bist wach..." stellte Sirius fest, als er seinen Blick auf mich richtete.
Hatte ich geschlafen?
Tatsächlich?
Wie lange?
Ich wollte es fragen...doch ich fühlte mich zu schwach dafür...

Jetzt liefen beide langsam auf mich zu. Dumbledore stellte sich auf die linke Seite meines Bettes, während sich Sirius auf die rechte Seite setzte und eine Hand auf meine legte.
„Es tut mir leid...was passiert ist..." erklärte er leise und strich mit seinem Daumen über meinen Handrücken.
Das machte nichts wieder gut.
Das wusste er auch.
Er erwartete auch nicht von mir, dass ich etwas dazu sagte.
Es tat ihm schon genug weh.

Mein Blick fiel gleich darauf auf Dumbledore.
Und ich war wütend.
Das war das erste, was ich wieder fühlen konnte.
Die erste Emotion, die sich den Weg zurück in meinen Körper bahnte.
Wut.

„War es das wert...?" fragte ich mit heiser Stimme und starrte Dumbledore einfach nur an.
„Vielleicht hätte es uns für schlimmerem bewahrt..." antwortete dieser und sah schuldbewusst aus.
Aber das reichte mir nicht.
Das brachte mir Remus auch nicht zurück...

Remus...

Mein Blick fiel zurück auf seinen besten Freund.
Dieser nickte mir zu.
Er verstand sofort.

„Ein Vielleicht reicht ihr nicht, Albus.", erklärte er und seufzte. „Reicht uns allen nicht..."
„Ich weiß...", entgegnete der weise Zauberer und sah mich mitfühlend an. „Ich werde nach Harry und den anderen sehen...Entschuldigt mich."
Und er ließ uns allein.
Darüber war ich froh. Ich wollte ihn nicht mehr sehen.
Er konnte nichts dafür, dass Remus fort war.
Ganz weit weg...

„Wir können ihn nicht dafür verantwortlich machen, Lara...", erklärte Sirius vorsichtig und seufzte. „Aber es wäre einfacher, wenn wir es könnten. Doch es war Voldemort...und Bellatrix."
Ich sagte nichts, starrte auf die Bettdecke vor mir und spürte, wie mein Magen schmerzte.

Dieser Schmerz zog sich durch meinen ganzen Körper, wie eine Schlange. Wie Gift.
Mein Magen zog sich zusammen, drehte sich um und wurde aus meinem Körper gerissen.
Mein Herz krampfte, setzte Schläge aus.
Mein Blutdruck sank in den Keller.
Eine kalte Welle überkam meinen Körper.
Ich wurde blass.

„Hey...sieh mich an!" entgegnete Sirius aufgeregt und legte mir eine Hand unter mein Kinn.
Er sah mich an und erkannte meinen Zustand.
Tränen brannten in meinen Augen.
„Es tut mir so leid...Er hat mir so viel von dir erzählt..." flüsterte er sanft und zog mich in eine Umarmung.
Und ab diesem Moment, konnte ich nicht mehr innehalten.

Die Tränen überkamen mich wie ein Tsunami.
Sie rannen aus meinen Augen, welche ich fest zusammengekniffen hatte.
Meine Arme schlang ich um Sirius und vergrub meine Fingernägel in seinem Anzug.
Ich schluchzte bitterlich.
Diesen Schmerz, welchen ich in diesem Moment spürte, kann man nicht in Worte fassen.
Es war, als hätte man mir von jetzt auf gleich, alles geraubt.

Alles war leer, hatte keinen Sinn mehr.
Man hatte mir meine Liebe genommen und ein Haufen Fragezeichen übrig gelassen.
Fragen, die nie geklärt werden sollten.

Der Abend kam.
Ich weigerte mich vehement dagegen, etwas zu essen.
Sirius versuchte es, Hermione und die anderen versuchten es, doch ich konnte nichts essen.
Ich hatte das Gefühl, es würde gleich retournieren und wieder hinaus wollen.
Es ging nicht.

Es wurde später und später.
Sirius wollte warten, bis ich einschlief. Sichergehen, dass ich schlafen konnte.
Doch es ging nicht.

Meine Gedanken kreisten um den Augenblick, an welchem ich Remus das letzte Mal sah...
Wie er hustete, das Blut aus seinem Mund tropfte.
Wie erschöpft er war.
Oh, wie sehr es wehtat...

Miss Belladonna//Remus Lupin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt