Kapitel 12 - Einfach... (warnung: blut, selbstverletzung)

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Der nächste Unterrichtstag begann und dauerte eine gefühlte Ewigkeit.
Wir hatten keine Verteidigung gegen die dunklen Künste. Nur heute nicht.
Dafür aber Wahrsagen mit Professor Trelawney...
„Was soll ich da jetzt erkennen?" fragte ich Luna, da sie bereits so begeistert vom Teeblätter lesen war.
„Ähnlich wie die Teeblätter. Du siehst dir die Nebelschwaden an und versuchst, etwas darin zu erkennen." erklärte sie und warf einen Blick in meine Kristallkugel.
„Ich erkenne eine Eule...diese steht für schlechte Gesundheit. Sie fliegt über den Wolken und fällt ganz plötzlich herunter..." erklärte sie und sah mich an, als hätte sie mir nicht gerade eine negative Zukunft vorausgesagt.
„Toll...Danke Luna..." murmelte ich und wagte einen weiteren Blick in die Kristallkugel.
„Du hast aber auch ein Pech..." sagte Hermione und zog scharf die Luft ein.
Ich glaubte nicht an sowas.
Schon gar nicht, an so einen negativen Mist...

Am Nachmittag hatte ich Quidditch-Auswahlverfahren. Ich beschloss, in diesem Schuljahr auch Teil unserer Mannschaft werden.
Ich wollte ein Treiber werden. Harry war bereits ein Sucher. Das wollte ich ihm nicht wegnehmen.
„Also dann, zeigt mal, was ihr könnt." lächelte Harry uns an, welcher zudem der Kapitän war.
Er nickte mir lächelnd zu und hatte sich innerlich bereits für mich entschieden.
Wir spielten des Öfteren zum Spaß eine kleine Runde Quidditch über die Jahre verteilt.
Ich konnte fliegen und die Klatscher abwehren.
Während des Auswahlverfahrens, traf ich sogar ein paar Gegner und konnte so gut wie jeden Klatscher abwehren.

„Sehr gutes Spiel, Leute! Lara, du bist dabei als neuer Treiber, Seamus; Jäger, Ron; Hüter, Fred; Treiber, George dieses Mal als Jäger, viel Glück dabei, und Angelina Johnson auch als Jäger. Ich freue mich auf gute Trainings und faire Spiele. Geht euch duschen." verkündete Harry nach der Auswahl.
Ich klopfte ihm kurz auf die Schultern und lächelte ihn im vorbeigehen an.

Später, unter der Dusche, schloss ich meine Augen, freute mich auf kommende Spiele, die Schüler und Lehrer würden mir zujubeln... Ich konnte Malfoys große Klappe zum schweigen bringen.

(Songempfehlung: Dynasty-MIIA)
Ich spürte nur das warme Wasser meinen Körper berühren.
Die Stille war laut. Das Plätschern des Wassers konnte sie nur schwerlich ersticken.
Ich legte eine Hand auf meine Schulter und strich sie langsam da entlang, wo auch Remus Hand gestern entlang fuhr.
Meine Fingerspitzen fuhren mein Schlüsselbein nach und ich bekam Gänsehaut.
In diesem Moment wünschte ich mir nichts lieber, als dass es einfach wäre.
Einfach...
Doch ich wusste genau, ich musste mein Herz zum schweigen bringen...
Es war nicht möglich für mich, weiterhin Gefühle zu hegen...für meinen Professor...
Es war verboten. Es hatte keine Zukunft.
Und er würde nie etwas für mich empfinden.
Ich war nur seine Schülerin.
Wieso musste es nur so schwer sein?! Alle anderen hatten doch auch jemanden! Wieso mussten meine Gefühle für meinen Professor aufblühen...
Eine Träne rann meine Wange hinunter.
Nein...ich musste das stoppen...!
Ich drückte meine Fingernägel in meine Handflächen.
Lass es nicht zu...!
Ich kniff meine Augen stark zusammen und drückte meine Hände fest zu.
Meine Gedanken kreisten über mir wie Aasgeier, die nur darauf warteten, sich von einer toten Gazelle zu ernähren.
Ich fraß das alles in mich hinein. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis es mich auffressen würde.
Als ich meine Augen wieder öffnete, stand ich in einer blutigen Lache Wasser.
Woher kam das Blut?!
Ein stechender Schmerz wollte es mir beantworten. Ich zog scharf die Luft ein. „Argh..!" murmelte ich.
Als ich den Griff in meinen Händen löste, entpuppten sich die Schmerzen und ich erkannte, dass ich meine Fingernägel so tief in meine Haut drückte, dass es anfing, zu bluten.
„Was habe ich getan..." flüsterte ich wie paralysiert.
Wann hatten mich meine Gedanken so im Griff gehabt...?
Es klopfte hektisch an meiner Duschkabine.
„Lara! Blutest du?! Was ist passiert?!" Es war Hermione.
Das konnte ich nicht leugnen. Ich öffnete ihr die Tür, nachdem ich schnell ein Handtuch um mich wickelte.
„Wieso blutest du?" fragte sie und erkannte sofort das Blut an meinen Händen. „Was hast du getan...?"
Ich schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht..."
Meine Stimme klang leise, gebrochen.
So fühlte ich mich noch nie zuvor.
Was hatte ich meinem Körper angetan?
Konnte ich die Zeit noch zurückdrehen?

Hermione gab mir nicht einmal die Zeit, mich umziehen zu können und zog mich über die Flure von Hogwarts, direkt zu Madame Pomfrey, vorbei an Remus.
„Miss Granger?!" fragte dieser, als er uns verwirrt ansah. Sein Blick fiel auf die kleinen Blutstropfen, welche von meinen Händen fielen. „Was..." murmelte er und folgte uns.
Das durfte doch nicht wahr sein...
„Oh, Miss Torres...setzen Sie sich. Ich hole schnell einen Verband..." sagte Madame Pomfrey und eilte davon. Hermione legte mir ihren Umhang um die Schultern, mit welchem ich mich wenigstens bedecken konnte.
„Ist sie verletzt?" fragte Remus und stellte sich neben Hermione.
„Ich kann schon noch selber reden..." knurrte ich und hielt meine Hände nach vorn, damit diese nicht ins Bett bluteten.
„Ja, ist sie..." antwortete Hermione dennoch.
„Na danke." murmelte ich vor mich hin und schüttelte den Kopf.
„Was ist passiert?" wollte er weiterhin wissen.
Madame Pomfrey stellte sich zwischen uns und wischte mir das Blut ab. Ich zog vor Schmerzen die Luft ein.
„Remus, lass das Mädchen in Frieden. Sie ist noch ganz nass und hat Schmerzen. Sie wird schon zum Unterricht da sein, keine Sorge." verteidigte sie mich.
Ich kicherte etwas und blickte hinauf zu Remus.
Dieser sah mich mit einer hochgezogenen Augenbraue und weit offenen Augen an und schürzte die Lippen nach rechts.
„Es ist alles in Ordnung..." versprach ich nun auch und log, ohne rot zu werden.
Remus Blick fiel auf die Dämmerung und die aufziehende Dunkelheit. „Dann wünsche ich eine gute Nacht, Lara..." murmelte er und wandte den Blick nicht vom Fenster ab.
„Gute Nacht..." gab ich zurück und runzelte bei seinem Verhalten die Stirn, doch er war schneller weg, als ich „Aua!" sagen konnte.

Miss Belladonna//Remus Lupin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt