Kapitel 46 - Lauf weg...

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Wie ein FBI Agent, schlich ich mich davon und zog mich in meinem Zimmer um.
Hermione war bereits aus dem Zimmer gegangen.
Ich war spät dran.
Aber das störte mich nicht.
Ich hatte nur Angst, es würde andere stören.

Unten, im Gang vor der großen Halle, war Tumult.
Eine Gruppe Schüler hatte sich versammelt.
Ich hörte, wie ein paar von ihnen „Harry" wisperten.
Sofort vergrößerten sich meine Augen und ich stieß die Schüler von mir weg, um mir einen Weg zu bahnen.
„Weg! Aus dem Weg, verdammt!" knurrte ich und erkannte, wie Dumbledore vor Harry stand.
Dieser saß auf dem Boden, die Beine an seinen Körper gezogen.
Hermione stand aufgewühlt daneben und wippte mit ihrem Fuß.

Mein Blick schweifte durch die Menge.
Oh, und ich wurde wütend.
So verdammt wütend.
„Und was ist mit euch?! Hm?! Haut ab! Macht doch am besten noch ein Foto, dann könnt ihr später noch doof glotzen! Verschwindet!" ging ich die Schüler an.
Schockierte Blicke trafen mich.
Einer nach dem anderen verließ den Flur.
Nur Colin Creevey blieb stehen und zückte seinen Fotoapparat.
„Das ist ein Scherz, Colin, oder?" fragte ich und presste die Zähne aufeinander.
„Aber du hast doch gesagt..." begann er, doch ich drehte ihn einfach zur Seite und schob ihn davon.
„Na komm...hau ab..." murmelte ich.

Ihm konnte ich nicht wirklich böse sein. Ich mochte ihn sehr.

Gleich darauf konnte ich mich endlich Harry zuwenden.
„Wo ist Ron?" fragte ich sofort und blickte in verweinte Augen von Hermione.
Sie sagte nichts, biss nervös auf ihrem Daumen herum und versuchte, ihre Atmung zu kontrollieren.
„Wo ist RON?!" fragte ich deutlicher und sah nun auch Dumbledore und Harry an.
„Wir wissen es nicht..." murmelte Dumbledore und wollte mir eine Hand auf die Schulter legen.
„Ihr wisst es nicht? Was soll das heißen, ihr wisst es nicht?!" fragte ich aufgewühlter und trat einen Schritt nach hinten.
„Dass wir es nicht wissen!" ging mich Hermione an und ließ mich sie überrascht ansehen.

Ich hätte zurück antworten können, wütend sein können, wieso sie mich so anging. Doch es war ihr Freund.
Ich wäre schlimmer gewesen, ginge es um Remus. Hogwarts hätte nicht mehr gestanden, wo es jetzt steht.
Ratlos lief ich auf und ab und spürte, wie es in meinen Ohren pulsierte.
Das Blut rauschte laut.

Ja, es war dumm und unüberlegt.
Aber so war ich nun mal einfach.
Also verließ ich kurzerhand den Schulhof, warf mir noch im Laufen meinen Mantel und meinen Schal über und lief...und lief...und lief...

Hermione rannte mir hinterher. „Bleib stehen! Was hast du vor?! Das ist gefährlich!"
„Es ist Voldemort!" hing sich Harry in die Konversation und stellte sich neben Hermione.

Für einen Moment blieb ich stehen und hielt inne.
Ich blickte in den Wald, der vor mir lag, fühlte in meine Manteltasche und nahm meinen Zauberstab in die Hand.
Voldemort.
Ja, es machte mir Angst.
Doch was sollte es? Ron war weg.
Molly würde außer sich sein, sich selbst in Gefahr bringen.
Ich konnte das schaffen. Irgendwie wusste ich das.

Somit ging ich weiter.
„Lara!" rief mir Hermione hinterher, doch Dumbledore hielt meine beiden Freunde an der Schulter fest.
Er stoppte sie.
„Was machen Sie da? Sie bringt sich in Gefahr...!" stieß Hermione aus.
Doch Dumbledore sah nur nach vorn.
Zu mir.
Und er beobachtete, wie ich im Wald verschwand.
„Ich bringe euch in eure Klasse..." murmelte er trocken.

Während Dumbledore Harry und Hermione in die Klasse brachte, jammerte Hermione die ganze Zeit über, dass man mich nicht allein da raus gehen lassen konnte.
Doch Dumbledore ignorierte sie.
Er war in Gedanken.

Erst, als er vor Remus stand, kam er wieder zu sich.
Er platzte mitten in die Stunde.
Remus übte mit den Schülern bereits fleißig an einem weiteren Zauber.
„Ah, da sind Sie ja.", lächelte er und kam durch den Gang, hervor gelaufen. „Wo ist....?"
Hermiones Blick fiel strafend auf den Schulleiter.
„Ja. Ich will sehen, wie Sie ihm das jetzt erklären, Professor..." murmelte Hermione, riss sich los und stellte sich neben Remus.
„Was erklären...?" fragte dieser und sah schlecht aus. Von einem Moment auf den nächsten, verlor er sein Lächeln, seine Augen leuchteten nicht mehr.

Dumbledore schien erst jetzt zu realisieren, dass es Remus war, vor welchem er stand.
Und dass dessen Schülerin gerade nicht hier bei ihm stand.
„Remus, lass es mich erklären..." begann Dumbledore langsam und hob die Hände.
„Erklären?!" knurrte er und biss die Zähne fest aufeinander, damit er nicht völlig aus der Haut fuhr, vor den anderen Schülern.
Hermione erkannte Harrys fragende Blicke.
Gemeinsam mit den Professoren lief sie aus dem Unterrichtsraum hinaus, in den Flur.

Remus Hand zitterte. Das erkannte Hermione an seinem Zauberstab, welchen er fest umgriffen hielt.
Die weiße Farbe seiner Knöchel stach hervor.
„Wo ist sie?!" fragte er aufgebracht.
Dumbledore warf einen helfenden Blick auf Hermione.
Diese seufzte und begann, zu erzählen: „Harry hatte Visionen. Es ist der, dessen Namen man nicht erwähnen darf-..."
Harry unterbrach sie. „Voldemort."
„Harry!" mahnte Dumbledore dazwischen.
„Jedenfalls...", setzte Hermione fort. „Er wird kommen. Er sendet Lucius Malfoy und andere Todesser aus, um an eine Prophezeiung zu kommen, die nur Harry bekommen kann."
„Das weiß ich doch, Albus. Wieso siehst du aus, wie du aussiehst? Was weißt du?!" Remus war die Höflichkeit egal.
Dumbledore machte das nichts aus.
Er kannte  sich mit Gefühlen aus...
Es war etwas anderes, was er wusste, doch Remus nicht mitteilte.

„Was meint er?" wollte nun auch Hermione wissen.
Harry wusste es ganz genau. Er hatte es immerhin selbst gesehen.
„Das lassen Sie doch nicht geschehen...Haben Sie sie deshalb gehen lassen...?" fragte Hermione und trat sofort zwei Schritte zurück. Ihr Gesichtsausdruck verriet tiefe Besorgnis, Enttäuschung und Angst.
Alles in einem.

Doch Remus Gesichtsausdruck war alles auf einmal.
Er wollte auf der Stelle zu Staub zerfallen...

Miss Belladonna//Remus Lupin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt