Kapitel 51 - Wind... (Warnung: Ausleben von Depressionen)

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Noch in dieser Nacht mussten wir Snape wecken.
Er händigte uns eine Flasche traumlosen Schlaf aus.

Ich starrte die purpurfarbene Flüssigkeit an, schwenkte sie in meiner zittrigen Hand hin und her.

„Na komm...es wird dir helfen..." flüsterte Sirius und nahm mir die Flasche ab, um etwas davon auf einen Löffel zu füllen.
„Ich werde aufwachen und hoffen, es war ein Traum. Und diese kurze Hoffnung, wird mich zerstören." murmelte ich heiser und versuchte, mich zu räuspern.
Doch der dicke Kloß in meinem Hals blieb stecken.
„Sie wird dich nicht zerstören...Das lasse ich nicht zu...", erklärte Sirius und hielt mir den Löffel entgegen. „Du bist müde. Genau, wie ich. Also los..."
Widerwillig nahm ich den Löffel in den Mund und schluckte den Trank.
„Bis morgen..." murmelte ich und legte mich mit dem Kopf auf mein Kissen.
Ich wünschte keine gute Nacht.
Es würde keine werden.
„Bis morgen..." erwiderte er, weil er sich dessen ebenso bewusst war.

Er wartete.
Sirius wusste genau, wie wichtig ich Remus war...
Darum tat er alles, damit es mir gut ging...

Ich schlief ein...

Nach ein paar Tagen des gleichen Prozedere, besuchte ich wieder den Unterricht.
Ich konnte gehen, wann ich wollte.
Das versprach mir jeder.
Ich begrüßte es, dass die Schüler nicht wussten, wie es zwischen mir und Remus stand.
Darum sah mich auch keiner wehleidig an.

Auch meine Freunde rissen sich zusammen.

Ich sprach kein Wort.
Nur zu Sirius.
Und nur, wenn wir allein waren.

An diesem Tag sollte ich das erste mal Verteidigung gegen die dunklen Künste besuchen.
In mir brodelte es.
Ich saß in der Klasse.
Alles sah aus, als wäre er noch da.
Sein Schallplattenspieler stand an Ort und Stelle.
Ich bildete mir sogar ein, seinen Geruch wahrzunehmen.
Doch das war natürlich völliger Unsinn.

Professor Snape betrat die Klasse.

Meine Hände begannen, wie wild zu zittern.
Ich setzte mich darauf, sobald mich die ersten Blicke trafen.
„Öffnet die Bücher auf Seite 267..." forderte Snape monoton und richtete seinen Blick in die Klasse.
„Mit Lupin haben wir nie nur mit den Büchern gelernt..." nörgelte Seamus.
„Nun, ich bin nicht Professor Lupin." gab Snape zurück.
Ich konnte nicht mehr.
Natürlich war er es nicht!
Er war fort!

Ich stand auf.
In einem Ruck.
Die Klasse, einschließlich Professor Snape, starrte mich an.

Ohne ein weiteres Wort, verließ ich den Raum.
Weit weg.
Nur weg von diesem Unterrichtsraum.

Im Gehen fummelte ich zittrig in der Innentasche meiner Robe herum und zog die Schachtel Zigaretten hinaus, welche ich versteckt hielt, seit sie mir von Malfoy gegeben wurde.
Ich hatte es Remus versprochen.
Ich weiß.
Doch würde ich das nicht tun, würde ich schlimmere Dinge machen...

Erschöpft, und dennoch mit rasendem Puls, lehnte ich mich gegen einen der Bäume in der Nähe von Hagrids Hütte.
Es war schwierig, die Zigarette mit derart zitternden Händen anzuzünden, doch irgendwann gelang es mir.

Ich schloss die Augen, atmete den Rauch tief ein, und aus...
Tränen liefen aus meinen Augen.
Sie waren heiß.
Als würden sie sich in meine Wangen brennen.

Ein kalter Wind unterbrach meine Ruhe.
Er zog genau an meiner Hand vorbei, mit welcher ich meine Zigarette hielt.
Stirnrunzelnd hob ich meine Hand und sah es mir an. Die glühende Asche wurde komplett ausgepustet. Sie war weg.
Das konnte doch nicht sein...

Ich wollte nicht weiter darüber nachdenken und zündete sie erneut an.
Mein Blick richtete sich durch den Wald.
Es war windstill.
Ein flaues Gefühl machte sich in meinem Magen breit.
Doch ich versuchte, es zu ignorieren und schloss erneut die Augen, um mich zu entspannen.

Da passierte es schon wieder.
Sofort riss ich meine Augen auf, als ich den Windstoß spürte.
Es war nichts und niemand zu sehen.

Zuerst kam mir Hagrid in den Sinn. Vielleicht hatte er ein Tierwesen adoptiert, welches sich mit mir einen Spaß erlaubte.
Ich liebte die Tiere, doch mir war nicht nach Spaß zumute.

Ich beschloss, meine Augen offen zu lassen, als ich meine Zigarette ein weiteres Mal anzündete.
Ich würde sehen, was vor sich ging.

Und wie ich das sehen würde...

Sobald ich meinen ersten Zug genommen hatte, erkannte ich einen blauen Schimmer hinter einem der Bäume vor mir.
Was war das...?
Neugierig, machte ich mich auf den Weg.

Als ich erstarrte...
Sofort wich ich zurück.
Ich war bekannt dafür, Pech zu haben. Natürlich stolperte ich...
...und schlug heftig mit meinem Hinterkopf auf einen Stein.

Ich stöhnte auf, verzog das Gesicht in Schmerz und hielt mir die Hand auf die betroffene Stelle.
Ich fühlte Feuchtigkeit.
Ein Blick auf meine Hand verriet mir, dass es Blut war.
„Fuck..." murmelte ich vor mich hin und sah erneut auf das Wesen vor mir, welches mir diesen Schrecken eingejagt hatte.

Es war ein Patronus.
Ein Wolf.

„Au..." murmelte ich schwach, bevor ich durch den Anblick meines Blutes und die Schmerzen an meinem Kopf, in Ohnmacht fiel.

Als ich nach einiger Zeit aufwachte, fand ich mich in Hagrids Hütte wieder.
„Oh...Guten Morgen, Sonnenschein. Hast uns aber nen ganz schönen Schrecken eingejagt. Hätte dich unser lieber Fang hier nich gefunden, würdest du immer noch da draußen im Kalten liegen..." erklärte Hagrid liebevoll und stellte mir eine Tasse Tee hin.
Ich hielt mir den Kopf, um welchen ein Verband gewickelt war.
„Das? Das war Sirius Black...Der Arme. Dem habe ich gleich Bescheid geben lassen. Ich weiß ja, dass du nur mit ihm redest." entgegnete Hagrid weiter und half mir, mich aufzusetzen.

Sobald ich saß, versuchte ich, einen Blick nach draußen zu erhaschen. Doch dort war nichts, als Dunkelheit.
Wie lange habe ich hier schon gelegen?

Und wo war der Patronus...?
War es Remus Patronus...?

Miss Belladonna//Remus Lupin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt