18 - Männer-Egos - David

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- Dienstag, 23.04.2024 - Jetzt/CRO -

Mein Herz war voll mit Liebe und Freude, doch mein Kopf sprudelte über mit Sorgen. So ging es mir schon seit einer Weile. Ich hatte einfach durch Katja und meine engsten Freunde, unter anderem auch Juri, den besten Rückhalt, den man sich wünschen konnte. Und gleichzeitig machte mir mein bester Freund fast schon Bauchweh mit seinem Stapel an Sorgen. Ich wünschte niemandem die Last, die gerade auf Juris Schultern ruhen musste.

Ich hatte mich gerade abgetrocknet und eine frische Jogginghose angezogen, als mir wieder die Konversation von vorher durch den Kopf ging. Ich ließ mir einen Moment Zeit, um die Situation in der Kabine ein wenig objektiv zu beobachten. Und Juri hatte tatsächlich recht: Neben Flipse, Patrick und mir starrten alle Spieler zu einem bestimmten Zeitpunkt den Spielmacher an. Er hatte sich aktiv von uns weggedreht und packte gerade seine Trainingstasche zusammen.

Schluckend zwang ich mich dazu, mich nicht allzu sehr von der momentanen Lage um ihn beeinflussen zu lassen und mich zu beeilen. Draußen wartete wahrscheinlich schon Katja auf mein Kommen. Ich wollte sie nicht allzu lange warten lassen. Auch heute hatte ich tatsächlich vor, einige der Spieler zu uns nach Hause einzuladen, wenn auch nicht ganz so lange wie am Donnerstag.

Deshalb zog ich mich fertig an und lief dann um eine Bank in der Umkleidekabine herum, um mich zu Flipse und Juri zu stellen. "Jungs, habt ihr nachher noch Lust auf eine Runde Mario Kart?" Die Switch, die ich mir mit Katja zusammen zugelegt hatte, machte sich immer häufiger bezahlt. Und siehe da, beide Jungs nickten und sagten direkt zu. Es tat einfach gut zu sehen, wie Juris Augen leuchteten, wenn er ehrlich lächelte.

Dann begab ich mich zurück zu meiner Trainingstasche und schmiss mein Handtuch und meine Duschsachen hinein. Ich wandte mich nach links, wo gerade Joel ebenfalls seine Sachen zusammenpackte, und fragte auch ihn, ob er mitkommen wollte. Doch dieser lehnte ab: "Danke, dass du an mich gedacht hast. Aber Charlotte hat morgen Frühschicht und ich muss auf Mathilda aufpassen." Schade, aber verständlich. Ich nickte und lächelte ihn beschwichtigend an. "Dann einfach nächste Woche." Auch er nickte und lächelte zurück.

~~~

"Mein Held", grinste mir Katja entgegen. Ich machte einen Schritt auf sie zu und beugte mich zu ihr herunter, um sie auf den Mund zu küssen. Sie sah so unglaublich gut aus in meinem alten Trikot. Ihre tiefblauen Augen hielten meine fest und ich musste automatisch lächeln. Sie war einfach mein sicherer Hafen und mein Zuhause. Sofort fühlte sich mein Herz wohl.

Doch ich war nicht alleine aus der Umkleidekabine gekommen und so riss ich mich schweren Herzens von meiner umwerfenden Freundin los und hielt Ausschau nach den Jungs. Nach einem kurzen Moment sah ich, wie Juri und Philipp bei Liv angehalten hatten und mit der jungen Frau redeten. Meine Neugierde ging mit mir durch und ich schaute Katja vorsichtig an: "Lust, Liv kennenzulernen?"

Ich hatte ihr natürlich von dem neuen Gesicht bei uns Löwen erzählt und wurde auch schon zu Juri und ihr ausgefragt. So nickte meine Freundin direkt und wusste, wen ich meinte. Ich deutete mit dem Kopf auf die Jungs und Liv und Hand in Hand machten wir uns auf dem Weg über das Spielfeld zu dem Trio.

Liv erkannte uns und hielt sich grinsend die Hände an die Wangen, als wir näher kamen. Die Fotografin zückte ihre Kamera und machte schnell ein Foto von Katja und mir. Ich grinste in mich hinein, bevor sich Liv Katja vorstellte: "Oh mein Gott, ihr seid ja so süß zusammen. Du musst dann ja wohl Katja sein, richtig?" Die blonde Frau an meiner Hand grinste ebenfalls und antwortete: "Ja, genau. Und du bist sicher Liv. Ich hab' schon so viel von dir gehört!" Die zwei umarmten sich lächelnd und ich wechselte einen Blickkontakt mit Juri und Philipp.

Irgendwie hätte es mir schon vorher klar sein müssen, dass sich die zwei wie auf Anhieb verstanden. Liv war Katja in gewissen Punkten extrem ähnlich, weshalb es auch nur natürlich war, dass die zwei sofort anfingen, über Gott und die Welt zu reden und wir Jungs in den Hintergrund rückten. Da meine Trainingstasche aber dann doch zunehmend schwerer auf meiner Schulter wurde, mischte ich mich in das Gespräch über Sieben-Meter-Würfe ein: "Mädels, ich will euch ja nicht stoppen. Aber wir würden noch zu uns nach Hause und da eine Runde Mario Kart spielen. Liv, bist du dabei?"

Die Augen der Fotografin leuchteten auf und ein ehrliches Lächeln huschte über ihre Lippen, ehe sie energisch nickte und antwortete: "Super gerne! Dann hab' ich noch ein bisschen Zeit, deine liebe Katja ein bisschen besser kennenzulernen!" Erst jetzt fiel mir auf, warum ich bereits letzten Montag dachte, dass sich Liv und Juri extrem ähnlich waren. Dieses Leuchten in den Augen, wenn Liv grinste, hatte ich bislang sonst nur bei Juri so gesehen. Spannend, dass die zwei sich sowohl beim Lächeln als auch bei anderen Mimiken und Gestiken unglaublich ähnelten.

Katja grinste und meinte dann laut: "Ich kann dich jetzt schon besser leiden als den Haufen da." Sie deutete mit einem Nicken auf Juri und Philipp und kicherte in sich hinein. Juri klappte der Mund auf und gespielt beleidigt meinte er: "Ich nehm' das jetzt mal nicht persönlich." Liv grinste breit und nutzte die Steilvorlage: "Doch, doch, solltest du. Na dann, wo geht's hin? Ich hab' keine Ahnung, wo ihr wohnt..."

Meine Freundin kicherte abermals und löste sich von meiner Hand, um sich bei Liv unterzuhaken. Innerhalb von Sekunden waren die zwei auch schon voraus gelaufen und hatten uns drei Spieler zurückgelassen. Halb geschockt, halb beeindruckt schaute ich den zwei hinterher.

"Die zwei werden noch Ärger machen, oder?", murrte Juri, den es ja schließlich am härtesten bislang getroffen hatte. Ich lachte leise wegen seines verletzten Egos in mich hinein, nickte aber schließlich zur Bestätigung. Ja, die zwei waren eine gefährliche Kombination für alle Männer-Egos. Dann beeilten wir uns, den zwei Mädchen zu folgen, die uns inzwischen gute zehn Meter voraus waren.

~~~

"Boah, das kann doch nicht wahr sein! Warum ist sie so viel besser als ich?", regte sich Philipp lautstark auf. Der liebe Flipse wurde gerade hart von Katja im letzten Mario Kart-Match abgezogen. Ich lachte leise und auch Liv, die sich zu uns in die Küche gesellt hatte, grinste frech. "Tja, jetzt darfst du uns Frauen nie wieder unterschätzen. Und, wie fühlt es sich an, gleich gegen zwei Frauen an einem Abend zu verlieren?" Flipse verpasste Liv einen Todesblick und ich lachte laut. Stimmt, die letzte Runde hatte Philipp sogar auch gegen Liv verloren. Das musste doch sehr an seinem Ego kratzen.

Die ausgelassene Stimmung nach dem Spiel hatte sich noch in diesen gemeinsamen Abend gezogen und auch Juri war wieder besser drauf, nachdem er uns direkt mehrere Male in Mario Kart abgezogen hatte. Einer von uns hatte immer ausgesetzt und den anderen beim Gewinnen, oder eher beim Verlieren zugeschaut. Die letzte Runde hatte Liv ausgesetzt und die Zeit stattdessen dafür genutzt, pausenlos Fotos von uns zu machen. Irgendwann musste ich noch genau diese Fotos von ihr anfordern, versuchte ich mir noch einmal zu sagen und es mir so zu merken.

Dann schaute Liv auf ihre Armbanduhr und ihre Augenbrauen schossen in die Höhe. "Alter, wie ist es denn jetzt schon kurz vor zehn? Ich wollte eigentlich noch mit meinen Schwestern telefonieren..." Ich verzog das Gesicht. "Ouh, nicht gut. Gibt es bei euch was Wichtiges?" Sie zuckte mit den Schultern und leerte in einem Zug den Rest Wasser aus ihrem Glas. Dann antwortete sie: "Joa, eigentlich nicht. Die zwei wollten mir nur helfen, auf eine Idee für meine Projektarbeit zu kommen..."

Ich sah sie fragend an. "Projektarbeit?" Liv seufzte und holte aus: "Das Praktikum bei euch mache ich ja eigentlich von der Uni aus. Und als Nachweis dafür, dass ich auch tatsächlich was gearbeitet hab, soll ich am Ende vom Praktikum eine Projektarbeit einreichen. Das soll was sein, was meine Praktikumserfahrungen irgendwie einfängt oder einrahmt. Aber ich hab' einfach noch überhaupt keinen Plan, was ich machen soll..."

Ich legte den Kopf schief und überlegte. Das war tatsächlich gar nicht so einfach gelöst. Ich dachte an den bisherigen Verlauf ihres Praktikums zurück und an alles, was sie bislang bei uns und für uns getan hatte. Dann huschte mir eine Szene durch den Kopf und ich fing unwillkürlich an, zu grinsen. Ich hatte eine Idee. Und die war verdammt gut, wenn ich das selbst so sagen durfte.


- 1441 Wörter -

Na, was denkt ihr, was ist dem lieben David gekommen? Mehr dazu kommt morgen, hehe ;)

Die schlechtesten Tage sorgen dann doch für die besten Kapitel, nicht wahr?

Und bevor ihr fragt: Ja, ich bin genau so überrascht von der Freundschaft der zwei wie ihr, aber ich liebe die Dynamik und das gegenseitige Dissen! hihi ^^

Alles Liebe, eure Ella <3

121 km/h /// Juri Knorr ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt