22 - Recken rocken - Liv

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- Freitag, 26.04.2024 – Falle Für Dich/Tom Twers -

„Boah, ich bin heute irgendwie richtig durch", gestand ich Cheffe. Es war gerade 10:30 Uhr und wir waren bereits mitten im Training. Heute würde ich nur halbtags arbeiten, damit ich morgen noch ‚fotografieren' beziehungsweise Juri filmen könnte. Langsam, aber sicher entstand auch eine Idee für den Kurzfilm in meinem Kopf, aber dafür brauchte ich einiges an Videomaterial, das ich verarbeiten konnte.

Mein Vorgesetzter lächelte mich an, nickte aber dann. „Ich auch. Ich hasse Morgen-Trainings." Ich nickte ebenfalls. Da würde ich ihm nicht widersprechen. Doch ich hatte heute noch einiges mit ihm zu besprechen und es war am einfachsten, wenn ich das direkt jetzt machte. So zog ich ihn ein bisschen von den Spielern weg, damit sie nicht mitbekommen würden, was ich mit David ausgeheckt hatte.

Dann fing ich an: „Ich hab' übrigens zusammen mit David eine Idee für mein Praktikumsprojekt ausgetüftelt." Wir ließen uns auf eine Bank am Rande des Spielfelds fallen und neugierig zog Cheffe seine Augenbrauen hoch: „Hau raus." So seufzte ich einmal leise und erklärte: „Ich wollte sowieso ja irgendeine Art von Kurzfilm machen, aber mir hat noch so die zündende Idee gefehlt. Und dann kam halt David um die Ecke und hat vorgeschlagen, dass ich sowas wie einen Image-Film für Juri drehe. Der hat ja gerade ziemliche Probleme mit dem Wechsel und allem und ein bisschen Aufpolierung kann da eigentlich nicht schaden."

Cheffe nickte. „Klingt logisch. Find' ich gut. Halt mich einfach auf dem Laufenden, wann du da Hilfe brauchst. Das ist ziemlich viel Filmarbeit dann, oder?" Ich nickte zur Bestätigung. „Ja, schon. Ich glaub, ich hol mir unter anderem dafür noch heute Nachmittag eine Videokamera. Dann muss ich das nicht alles mit meinem Handy machen. Mein Speicher ist eh schon voll." Cheffe lachte rau und erwiderte: „Warum wundert mich das nicht?"

Ich schüttelte grinsend den Kopf und verdrehte die Augen. Doch er ignorierte meine nicht ernst gemeinte Reaktion und führte aus: „Also ich kann dir da leider nur wenig helfen. Ich bin Fotograf, nicht Videograf. Aber, sag mal, ...", er hielt kurz Inne und ließ seinen Blick durch die Halle schweifen, ehe er fortfuhr: „... warum diese Geheimniskrämerei?" Ich zuckte niedergeschlagen mit den Schultern.

„Weißt du noch, wie er letzten Montag auf mich reagiert hat? Ich hab' einfach angenommen, dass er das jetzt nicht so gern sieht, wenn man ihn bei allem und jedem Mist filmt. Und David und meine Schwester waren eigentlich beide der Meinung, dass es vielleicht schlauer wäre, ihm nichts davon zu erzählen. Dann kann ich ihn auch damit überraschen. Auch wenn er so eine Rücksicht eigentlich nicht verdient hat...", schob ich grummelnd hinterher.

Cheffe grinste breit und fragte nach: „Was hat er denn jetzt schon wieder angestellt?" Ich stöhnte auf und verdrehte dieses Mal wirklich die Augen. „Nichts Spezielles. Sein Ego regt mich nur auf. Ich wollte ihm gestern eigentlich nur einen lieb gemeinten Rat geben und er stellt sich direkt komplett quer. Richtig nervig man." Cheffe lachte leise. „Ja, so kann er auch sein. Aber eigentlich ist er ein ganz Lieber. Glaub mir, er hat sich seit gestern sicher Gedanken über das gemacht. Auch wenn er es nach außen hin nicht zeigt, ist er eigentlich ziemlich tiefgründig."

Ich seufzte. „Tiefe Wasser sind still, ich weiß schon. Aber wenn er wenigstens dann auch ab und zu den Mund halten könnte..." Diese Aussage brachte Cheffe erneut zum Lachen und auch mir schob der schlechte Witz ein kleines Lächeln auf die Lippen. Eigentlich konnte ich Juri ganz gut leiden, wenn er nicht gerade den Egozentriker raushängen ließ. Doch, der Spitzname ‚Egozentriker' stand ihm in Situationen wie gestern eigentlich doch ganz gut, fiel mir auf und trieben ein weiteres Grinsen auf meine Lippen.

Doch da sowohl Cheffe als auch ich eigentlich nicht zum ‚Schwätzen' gekommen waren, wie es Cheffe nennen würde, erbarmten wir uns doch zu solch einer frühen Uhrzeit und fotografierten und, in meinem Fall, filmten das Training ein wenig mit. Natürlich fiel es auch heute auf, dass ich mit dem Handy unterwegs war und nicht mit meiner Spiegelreflexkamera, doch ich hatte mir zum Glück seit gestern eine Ausrede überlegt, die ich wahrscheinlich auch nachher anbringen müsste.

121 km/h /// Juri Knorr ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt