25 - über den Wolken - Juri

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- Dienstag, 30.04.2024 - Regen/Fynn Kliemann -

Wir saßen bereits wieder im Flieger in Richtung Deutschland. Die Stimmung könnte nicht ausgelassener sein. Das Spiel gegen Sporting Lissabon war zwar nicht das Einfachste gewesen und entsprechend hatten wir es auch verloren, aber trotzdem standen wir wegen dem starken Hinspiel im SNP-Dome im Final4 der European League. Wir hatten es tatsächlich geschafft, dass wir nächsten Monat in Hamburg spielen würden.

Unter anderem hatten natürlich ausgerechnet meine zwei Garnelen, David und Flipse eine wahrlich krasse Leistung abgeliefert. Mein Blick glitt hinüber zu dem Zweier-Sitz rechts von mir, in welchem die zwei gerade breit grinsend über Gott und die Welt redeten. Ein kleines Lächeln huschte über meine Lippen. Ja, sie hatten gerade wirklich allen Grund, diese Nacht zu feiern.

Ich war im Gegenteil dazu nicht wirklich zum Feiern aufgelegt. Mein Spiel hatte deutlich zu wünschen übrig gelassen und gleichzeitig hatte ich mir für den Flug vorgenommen, meine Gedanken zu sortieren. Inzwischen war die Trennung von Friederike knapp einen Monat her und ich war immer noch der Meinung, dass es die richtige Entscheidung von ihr gewesen war.

Dass ich am Samstag die letzten paar meiner Sachen aus der alten Wohnung geholt hatte, hatte diese Gefühle noch einmal bestätigt. Inzwischen hatte ich einen großen Teil von dem Schmerz und dem emotionalen Chaos verarbeitet und fühlte mich irgendwie leichter. Befreiter. Und auch bereit für etwas Neues, wenn ich ganz ehrlich zu mir war. Das Flirten (ja, ich bezeichnete es inzwischen so) mit Liv war wie ein frischer Wind für mich gewesen. Es hatte unglaublich gut getan und langsam fing ich an, mich daran zu erinnern, wer ich vor Friederike war.

Mein Blick wandte sich nach links, aus dem Flugzeugfenster, wo noch schemenhaft die Wolken am Horizont zu sehen waren, ich aber sonst in den klaren Nachthimmel schaute. Die Sterne konnte ich auch von meinem Platz aus erahnen und so genoss ich die innere Ruhe, die mir dieser Ausblick schenkte.

Klar, viel hatte sich nicht geändert, als ich damals in die Beziehung gekommen war. Aber mit der vergehenden Zeit und mit dem Zusammenwohnen veränderte sich jeder Mensch, selbst so einer, der so stur war wie ich. Ich wusste, dass ich nicht perfekt bin und genau das hatte Friederike am Ende erkannt und einen finalen Schlussstrich gezogen. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich seit der Trennung einfacher wurde. Ich eckte weniger mit meinen Freunden an und ich fing an, offener gegenüber Neuem zu sein.

Generell hatte ich zumindest persönlich auch mehr Hochphasen als Tiefs. Das beobachtete ich seit einigen Wochen mit und diese Entwicklung versuchte ich, aktiv voranzutreiben. Das war ich meinen Freunden schuldig. Dafür zwang ich mich sogar, langsam ,aber stetig meine Geburtstagsparty zu planen. David hatte den Wunsch geäußert, mit Flipse und mir zusammen seinen Geburtstag zu feiern. Wir hatten alle ziemlich knapp hintereinander Geburtstag und so war es nur logisch, dass das auch so passierte.

Als Handballer hatten wir gerade nur wenig Grund, wirklich zu feiern, und mit dieser Party konnten wir endlich mal wieder gemeinsam den ganzen Druck ablassen und einfach einen gemeinsamen Abend genießen. Mein Blick huschte hinüber zu dem blonden Torwart, der gerade grinsend eine Nachricht auf seinem Handy las. Er hatte bereits gestern Geburtstag gehabt und strahlte seitdem ununterbrochen vor sich hin. Grinsend schüttelte ich den Kopf. Er war irgendwie beinahe zu meinem emotionalen Vorbild geworden - er war einfach unglaublich ausgeglichen und irgendwie immer happy mit sich und seinem Leben. Wirklich bewundernswert.

Flipse, der meine Mimik mitbekommen hatte, zog fragend eine Augenbraue hoch. Ich erwiderte seinen Blick sanft und schüttelte nur lächelnd den Kopf. Es war nichts Wichtiges, was mir gerade durch den Kopf gegangen war. Auch Flipse hatte übermorgen Geburtstag und die Geschenke für beide hatte ich bereits besorgt. Es würde mir unglaublich schwer fallen, Philipp ziehen zu lassen. Seit ein paar Wochen merkte ich, dass es immer einen unangenehmen Beigeschmack hatte, mit Flipse loszuziehen. Er würde mir einfach fehlen. Es war einfach der perfekte dritte Teil unserer Gruppe und hatte es sich eigentlich wirklich verdient, auch Nationalmannschaft zu spielen. Aber nun musste ich hoffen, dass ihm Wetzlar genauso gut tat, wie er es sich erhoffte. Dann würde es mir ein bisschen leichter fallen, ihn ziehen zu lassen.

Doch ich wollte nicht nur in Hoffnungen und Erinnerungen schwelgen und auch tatsächlich diesen kurzen Flug für etwas Produktives nutzen. Gerade wollte ich mich den zwei Jungs zuwenden, als mein Handy in meiner Hosentasche vibrierte. Ich zog es hervor und erkannte, dass ich einige WhatsApp-Nachrichten hatte. Schnell klickte ich auf die App und musste schmunzeln, als ich erkannte, dass Liv noch ein Foto in unsere gemeinsame Gruppe geschickt hatte.

 Schnell klickte ich auf die App und musste schmunzeln, als ich erkannte, dass Liv noch ein Foto in unsere gemeinsame Gruppe geschickt hatte

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Leise in mich hinein grinsend steckte ich mein Handy wieder weg. Dann wandte ich mich final zu den Jungs, die mich beide fragend anschauten. Sofort verschmälerte sich mein Grinsen und ich fragte verwirrt: "Was ist?" David, der am anderen Fenster saß, warf Flipse einen Blick zu und zuckte dann einmal mit den Augenbrauen. Er grinste breit, als er meinte: "Da lächelt jemand aber ganz schön über Nachrichten."

Etwas zurückgenommen von der Reaktion meinte ich beschwichtigend: "Ich reagier jetzt auch nicht anders als ihr. Oder?" Das tat ich doch wirklich nicht. Ziemlich sicher nicht. Oder? "Wenn du meinst", sagte Philipp nur und ich konnte aus seinem Tonfall heraushören, dass er mir das nicht abnahm. Ich verdrehte innerlich die Augen. Die zwei lasen schon wieder irgendwas aus mir heraus, was da gar nicht so war. Aber das war ich inzwischen von ihnen gewohnt.

So lenkte ich vom Thema ab und fragte die zwei: "Und, ist eigentlich seit letzter Woche irgendwas gelaufen mit der Planung für unsere Party?" Die zwei schüttelten den Kopf. Ich sah David fragend an. "Achso, doch", führte er aus, "... ich hab' Alfred geschrieben. Er hat gemeint, dass es eigentlich klar geht, solange wir beide am Freitagmittag in Dänemark sind."

Ich nickte. Wir würden nächste Woche zum Lehrgang mit der Nationalmannschaft nach Kopenhagen fliegen. Allerdings hatten wir im Vorfeld schon beschlossen, unsere Geburtstagsparty am Donnerstagabend, also am Abend meines Geburtstages, zu feiern. Es hatte sehr gut gepasst, dass wir am Donnerstag-Nachmittag sowieso trainingsfrei hatten und da sowohl David als auch ich Kopenhagen bereits kannten, hatten wir kurzerhand beschlossen, uns zwei Flüge für Donnerstagmittag nach Frankfurt zu buchen. Dann konnten wir mit Flipse gemeinsam feiern und trotzdem komplett am Lehrgang teilnehmen.

Dann antwortete ich ihm: "Na dann ist das doch super. Wir können ja nachher oder morgen mal nach Flügen zurück nach Dänemark schauen." David nickte und so beschäftigten wir uns beinahe den ganzen restlichen Rückflug damit, die Geburtstagsparty von vorne nach hinten durchzuplanen. Langsam freute ich mich wirklich darauf, eine Party zu schmeißen, obwohl ich eigentlich nie diese Partymaus war. Mit den zwei könnte das wirklich witzig werden.


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Na, ihr Süßen? Wieder ein kompaktes Kapitel als Brücke für die Geschehnisse der Woche, die chronologisch folgen wird. Ich hoffe, ich habe rübergebracht, dass Juri doch ein sehr verkopfter Mensch sein kann und das auch in Worten ausgedrückt habe.

Alles Liebe und bis morgen, eure Ella <3

P.S.: Mir ist bewusst, dass Juri im Endeffekt beim Lehrgang krankheitsbedingt gefehlt hat. Der Arme hat wahrscheinlich seinen Geburtstag im Bett verbracht. Aber trotzdem will ich ihm den Spaß vom Lehrgang und auch die Geburtstagsparty zumindest in der Geschichte nicht vorenthalten. LG <3

121 km/h /// Juri Knorr ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt