121 km/h /// Juri Knorr ff

21 - Halbrechts - Juri

- Donnerstag, 25.04.2024 - eyes don't lie/Isabel LaRosa -

Außer Atem versuchte ich, einen kurzen Moment auf der Stelle zu stehen und wieder Luft zu bekommen. Heute war wieder das erste "richtige" Training nach dem letzten Spiel und heute fokussierten wir uns bislang auf Sprints und Spielzüge. Das konnte ich auch mit "Juri läuft, bis die Mannschaft happy mit ihm ist" gleichsetzen. Auf jeden Fall war ich heute gefragt und hatte bislang keine Minute zum Verschnaufen gehabt.

"Jungs, macht mal eine kurze Pause. Ich muss kurz was klären", meinte Sebastian zu uns und ich unterdrückte ein erleichtertes Lächeln. Geschafft ließ ich mich hinter die Seitenlinie fallen und streckte mich nach hinten, um an meine Trinkflasche zu kommen. Als die ersten Tropfen des leicht salzigen Wassers meine Kehle hinunterliefen, fühlte ich mich automatisch ein klein wenig besser.

Neben mich ließ sich David Móré fallen. Er lächelte mich einmal kurz an, bevor auch er aufseufzte und sich nach seiner Flasche ausstreckte. Für einen kurzen Moment genossen wir die Stille und versuchten gleichzeitig, wieder an Atem zu kommen. Er unterbrach die Stille mit den Worten: "Alter, Juri." Fragend sah ich ihn an. "Was ist los?" Er schnaubte einmal auf. "Boah, wenn ich noch einmal für dich einlaufen muss, mach' ich dich einen Kopf kürzer." Und als ob das noch nicht genug Denkstoff gewesen wäre, fügte er noch hinzu: "Und wenn es wieder so unnötig ist, wie die letzten drei Male, dann stell ich dich nächstes Mal auf Außen."

Überrascht zog ich die Augenbrauen hoch. Mir wäre es gar nicht aufgefallen, dass ich ihn so oft hatte einlaufen lassen. Allerdings hatte ich auch in den letzten zehn Minuten nicht wirklich mehr auf irgendetwas anderes geachtet als meinen Atem und elegante Abschlüsse. Entschuldigend lächelte ich ihn an. "Sorry. Sebastian nimmt mich grad echt auseinander." Doch David lachte nur und winkte ab. "Alles gut, mich doch auch. Ich mein' nur."

Ich nickte und seufzte auf. "Hey, Juri. Chill. Mach dir nicht so 'nen Kopf." David lächelte mich von der Seite an. Ich hatte zwar eine Ahnung, worauf er abzielte, schaute ihn aber trotzdem fragend an. "Ich mein' die Jungs. Die wollen nur deine Grenzen austesten." Ich schluckte und plötzlich wirkten meine ausgelaufenen Schuhe extrem interessant. Klar, sie wollten nur testen, wie ich seit der Verkündigung im Team spielte. Aber sie hatten ja keine Ahnung.

Doch ich wollte jetzt auch nicht die Büchse der Pandora vor ihm öffnen, weshalb ich nur niedergeschlagen nickte. "Wenn sie nur sehen würden, dass es nichts daran ändert, dass ich immer noch ein Löwe bin." David lächelte mich mit seinem schiefen Grinsen an. "Ich seh's. Und bei den anderen kommt das auch noch." Dankbar lächelte ich zurück und wieder trat Stille ein. Wir beide nahmen jeweils noch einen Schluck aus unseren Flaschen und kehrten zur Ruhe zurück, ehe uns Sebastian auch schon wieder auf das Feld rief.

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Ich merkte erst nach einigen Minuten, dass eine Kamera auf mich gerichtet war. Dieses Mal war es aber nicht Cheffes professionelle Kamera, sondern Liv, die ihr Handy auf mich gerichtet hatte. Als ich es endlich aus dem Augenwinkel heraus mitbekam, warf ich ihr einen fragenden Blick zu. Sie fing meinen Blick auf und grinste breit, bevor sie mir mit einer Hand abwinkte. Das beantwortete zwar auch nicht, warum sie mich filmte, doch ich beließ es dabei und nahm mir vor, nachher nachzufragen.

Gerade waren wir dabei, die standardmäßigen Routine-Spielzüge noch einmal durchzugehen und Fehler auszubessern. Es kribbelte mir in den Fingern, doch ich hatte mir selbst versprochen, David nicht mehr unnötig einlaufen zu lassen nach seinem Kommentar eben. Das würde er noch zu Genüge beim Rückspiel gegen Lissabon machen, so, wie Lissabon ihre Abwehr stellte.

Er erkannte, dass ich ihm eine Pause gönnen wollte, und nickte mir anerkennend zu. So arbeitete ich den restlichen Nachmittag vor allem mit Niclas und Olle zusammen und versuchte, zu koordinieren und zu üben, auch von der Rückraum-rechten Position abzuschließen. Vorgestern hatte ich nämlich erkannt, dass Lissabon nach zweimaligem Kreuzen unkonzentrierter wurde und das konnte ich ausnutzen, wenn ich einmal mit Halb kreuzte und dann dort torgefährlich war.