19 - gebrochene Arme und andere Sorgen - Liv

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 -Dienstag, 23.04.2024 - AUSMACHT/Emilio -

Philipp machte sich mit der Flasche Cola, die er gerade aus dem Kühlschrank geholt hatte, zurück auf den Weg ins Wohnzimmer und sah tatsächlich ein wenig geknickt aus, was ich wahrscheinlich ein bisschen zu sehr genoss. Dann wandte ich mich wieder David zu. "Liv, ich hab' da eine Idee." Fragend schaute ich den blonden Torwart vor mir an. Er fuhr fort: "Aber ich weiß nicht, ob das so geil für dich ist." Nun war ich wirklich interessiert. "Hau raus." Er seufzte und ich erkannte, dass er versuchte, die richtigen Worte zu finden.

"Ich hab' ja vorher mit Juri gesprochen." Ich nickte. So weit kam ich auch noch. "Und er hat da was angesprochen. Er macht sich Sorgen wegen seinem Image. Durch den ganzen Wechsel undso... die Stimmung um ihn ist einfach gerade nicht die beste. Sowohl im Team als auch natürlich in den Medien." Ich zog die Augenbrauen zusammen. "Das hab' ich mitbekommen. Aber was hat das jetzt mit mir zu tun?"

David grinste. "Jetzt lass mich halt mal ausreden. Du musst ja wahrscheinlich irgendein größeres Projekt angehen. Also eine Datenbank, ein Video oder ein Kurzfilm oder so. Und Juri braucht ein aufpoliertes Image. Alsoooo..." Er machte kreisende Bewegungen mit den Händen, um mir zu deuten, dass ich jetzt A mit B kombinieren müsste. Ich überlegte.

Achso. "Also soll ich einen Image-Film über Juri machen. Das ist dein Vorschlag?" Davids Grinsen verbreiterte sich noch und er nickte aufgeregt. "Also ich fänd's geil. Und es würde beide eure Probleme lösen." Wieder einmal wurde ich stumm und dachte nach. An sich hatte er schon recht mit seiner Aussage, dass es mir ein Thema geben würde, über das ich filmen könnte. Und ich hatte ja sowieso an einen Kurzfilm gedacht. Und Juri würde es auf jeden Fall nicht schaden, wenn ich da ein bisschen mitmischte.

Aber würde er nicht eher allergisch darauf reagieren, wenn ein Reporter in seinem Privatleben herumwühlte, so wie er an meinem ersten Arbeitstag auf mich reagiert hatte? Ich schluckte und fragte vorsichtig nach: "Aber denkst du nicht, dass es Juri nicht so geil finden würde, wenn ich jedes einzelne Detail von ihm in einem Film offenbare?" Davids Mundwinkel zuckte und ich erkannte daran, dass ihm das bislang nicht durch den Kopf gegangen war.

"Ja, schon...", meinte er, "... aber du brauchst ja auch nicht alles von ihm zeigen. Nur die guten Seiten." Ouh ja, polarisierende Medienarbeit. Das liebte ich ja. Nicht. Kritisch sah ich ihn an. Als er meinen Blick deutete, ruderte er schnell zurück: "Also klar, du kannst auch andere Seiten darstellen. Aber ich glaube einfach, dass in den Medien gerade nur seine schlechte Seite dargestellt wird." Um die Aussage 'schlechte Seite' zeichnete er Anführungszeichen in die Luft. Er beendete seinen Gedankengang mit den Worten: "Wenn es was in den Medien geben würde, das ihn ein bisschen besser als Menschen darstellt... das könnte ihm echt gut tun gerade." Da hatte er aber auch Recht.

Ich seufzte. "Okay, ich denk darüber mal nach. Aber keine Versprechen." Ein zufriedenes Lächeln breitete sich auf Davids Gesicht aus. "Mehr wollte ich gar nicht hören." Ich pikste ihm grinsend in die Seite und meinte dann noch: "Du kannst ganz schön nervig sein, wenn du willst, weißt du das?" Er lachte. "Danke für das Kompliment."

Die letzten Minuten des Abends nutzte ich, um Philipp auszulachen, der es einfach nicht auf sich sitzen lassen konnte und Katja zu einem eins-gegen-eins-Duell herausgefordert hatte. Ich hatte lautstark auf Katja gewettet, Juri hatte dagegen gehalten. Und so, wie der Spaß aussah, sollte ich die Kugel Eis tatsächlich gewinnen. Als Katja schließlich als erste die Ziellinie überquerte, grinste ich Juri siegessicher an, der nur in sich hineingrummelte.

"Ja ja. Aber das war ja keine richtige Wette." Ich wollte mir schon auf die Zunge beißen, aber dafür war mein Mundwerk dann doch zu lose und mein Moralverständnis zu prägnant: "Nix, da, mein Lieber. Du schuldest mir eine Kugel Eis. Um mich herum werden Wetten und Versprechen gehalten." Der Spielmacher, der neben mir auf der Couch saß, verdrehte die Augen und nickte dann schließlich geknickt.

121 km/h /// Juri Knorr ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt