31 - Hitzkopf - David

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- Samstag, 04.05.2024 - Hot N Cold/Katy Perry -

"... und dann hat sie einfach geklaut. Einfach so!" Ich lachte einmal laut auf. Apfel neben mir erzählte mal wieder eine seiner Geschichten von Anna, die mich lauthals lachen ließ. Die zwei führten eine süße, aber unglaublich chaotische Beziehung. Irgendwie passte es einfach perfekt zu ihm. Ich schüttelte grinsend den Kopf und betrachtete den Handball in meinen Händen.

"Wie ist es bei euch? Streitet ihr auch über sowas?" Ich lachte etwas leiser, ehe ich antwortete: "Eigentlich nicht. Wir funktionieren einfach anders als ihr, glaube ich." Das ließ Apfel grinsen und er nahm entspannt einen Schluck aus seiner Trinkflasche. Dann meinte er diplomatisch: "Ihr seid einfach noch jung und in love. Das kommt noch." Ich schüttelte grinsend erneut den Kopf und lächelte ihn danach an.

Ich schaute einfach zu Apfel auf. Er war ein riesiges Vorbild für mich und ich konnte noch so viel von ihm lernen, sowohl professionell als auch auf persönlicher Ebene. Doch er grinste mich nur verschmitzt an und sagte einen Satz auf, den er mal in seinen Anfangszeiten hier von Uwe erklärt bekommen hatte und nun als Lebensmotto verinnerlicht hatte: "Auf geht's! Wer rastet, der rostet!" Ich lachte wieder einmal über seine Art und schickte ihn mit den Worten aufs Feld: "Ich komm gleich. Geh du schonmal vor." Er nickte und lächelte noch einmal markant, ehe er sich zurück auf den Weg ins Tor machte.

Entspannt lehnte ich mich in meinem Stuhl zurück und ließ die Konversation eben noch einmal sacken. Irgendwie schaffte es Apfel immer, mich vor einem Spiel herunterzubringen und alles relativ zu sehen. Selbst wenn wir heute nicht gewinnen würden, hatte ich trotzdem die Möglichkeit, alles zu geben und den Tag zu genießen. Es war wahrlich ein Privileg, überhaupt auf diesem Spielfeld zu stehen und das wurde mir jedes Mal aufs Neue bewusst, wenn ich mich mit ihm unterhielt.

Mein Blick schweifte über das Spielfeld und ich sah, wie die Recken gerade fertig wurden mit warmlaufen. Ich musterte die Spieler und erkannte schließlich auch die Jungs, die ich seit der EM auch als Freunde bezeichnen konnte. Auch Justus hatte mich entdeckt und winkte mir vom Spielfeld aus einmal zu. Ich grinste breit und winkte einmal zurück. Ich hatte mir fest vorgenommen, nachher einmal kurz mit ihm zu reden. Die Jungs hatten mir echt gefehlt und gerade Justus war immerhin einer meiner engsten Vertrauten während der Natio-Zeit gewesen.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als ich eine Bewegung auf dem Feld wahrnahm. Ein aufgebrachter Juri lief über das Feld und schnurstracks auf mich zu. Beim näheren Hinsehen erkannte ich, dass er sich gerade im eiligsten Tempo von einer Kleingruppe wegbewegte, ohne dass es Aufsehen erregte. Ich scannte kurz die Gruppe und sah, dass sich dort neben Jari und Liv auch Marian und Martin versammelt hatten und allesamt Juri nachstarrten. Was hatte er denn bitte jetzt schon wieder angestellt?

Bei mir angekommen ließ er sich auf den Stuhl neben mir fallen und warf achtlos seine Wasserflasche zur Seite. Ich betrachtete ihn im Profil und seufzte einmal innerlich. Dann atmete ich einmal langsam aus und versuchte, meine Emotionen zu sammeln und voreingenommen zu bleiben. Schließlich fragte ich meinen besten Freund: "Alter, Juri, chill. Was ist denn mit dir los?"

Sein Kopf rauchte immer noch förmlich und seine Augenbrauen waren stark zusammengezogen. Wütend schüttelte er den Kopf und seufzte einmal frustriert auf. Dann antwortete er: "Man... ich kann das gerade alles einfach nicht." Ich verstand nicht ganz, was sich gerade keine fünfzig Meter von mir entfernt abgespielt hatte, aber es hatte gereicht, um ihn innerhalb von Sekunden auf Hundertachtzig zu bringen, so viel war schonmal klar. Ich hakte nach: "Okay, nochmal langsam, zum Mitschreiben. Was ist passiert?"

Er spielte an dem Tape an seinem Handgelenk herum und meinte dann: "Ich... Liv ist passiert. Sie schafft es echt, mich jedes Mal auf die Palme zu bringen." Ja, das konnte sie wirklich, an dem geurteilt, wie er gerade neben mir saß. Doch ich versuchte immer noch, zu verstehen, was genau gerade passiert war. So führte ich aus: "Das sehe ich. Was hat sie gemacht?"

121 km/h /// Juri Knorr ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt