39 - absolute Verzweiflung - David

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- Donnerstag, 09.05.2024 - Billiger Wein/VibeM -

Lautes Lachen hallte durch unser Wohnzimmer. Die Uhr zeigte uns inzwischen nach Null und mit der fortschreitenden Zeit hatten sich inzwischen auch die meisten Gäste bereits von uns verabschiedet. Immerhin war der Großteil der Gäste Sportler gewesen, wie wir drei auch, weshalb ich eine gesunde Zubettgeh-Zeit auch komplett unterstützte.

Da wir inzwischen nur noch zu zehnt waren, hatten wir uns darum gekümmert, dass nun unser großer Esstisch wieder in der Mitte des Raums stand. Während Liv zusammen mit David, Lion und Lucas auf der Couch darum kämpfte, wer der absolute Fifa-Champion war. Und obwohl ich eigentlich damit gerechnet hatte, dass David das Spiel Erfahrungsberichten zufolge dominieren würde, war es Lucas, der am Ende das kleine Turnier für sich gewinnen würde.

Währenddessen quatschten wir Garnelen mit Anhang und Cayus über Gott und die Welt, unter anderem Kopenhagen, und was noch die restliche Woche für uns anstand. Langsam wurde ich tatsächlich ein wenig nervös vor der großen Aufgabe am Sonntag. Es war zwar nur ein Testspiel, aber trotzdem war es ein Kräftemessen zwischen uns und der Mannschaft, die uns bei der Heim-EM um den Platz auf dem Treppchen gebracht hatte. Schweden war kein leichter Gegner, das wussten wir alle, und so merkte ich langsam, wie der Druck im gesamten Nationalteam langsam, aber sicher anstieg.

Und auch wenn er es niemals zugeben würde - ich sah auch Juri an, dass sein Puls hochging, wann immer er über das anstehende Spiel redete. Ich konnte mir gut vorstellen, dass er sich zusätzlich zum üblichen Druck auch noch Sorgen über sein Image machte. Mein Blick huschte hinüber zur lachenden Fotografin, die gerade versuchte, Lucas seinen Controller abzunehmen. Wenn Juri nur wüsste, was wir für ihn geplant hatten... Ein kleines Grinsen huschte über mein Gesicht und schnell wandte ich meinen Kopf wieder ab.

Mein Blick traf auf Katjas und sofort sah sie mich fragend an. Ich schüttelte leicht den Kopf und gab ihr so zu verstehen, dass ich es ihr gerade nicht erklären konnte. Sie folgte kurz meinem Blick hinüber zum Sofa und ihre Augenbrauen zogen sich ein wenig mehr zusammen. Was wusste sie, was ich nicht wusste?

Ein Jubeln riss mich aus meinen Gedanken. Anscheinend war das Fifa-Spiel gerade vorbei, denn Lucas hatte seine Arme in die Luft gerissen und David beschwerte sich lautstark: "Du bescheißt doch!" Ich grinste über das Verhalten meines Namensvetters. Er war schon immer einer der besten in Fifa gewesen, auch damals im Internat schon. Das David-Doppelpack hatte damals eigentlich alle Matches dominiert. Entsprechend musste Lucas also wirklich extrem gut sein. Der arme Juri hatte also damals schon übermächtige Gegner, dachte ich und grinste erneut breit.

"Was denkst du denn, David? Du bist ganz woanders, oder?", fragte mich Maya vorsichtig. Stimmt, wir waren gerade inmitten einer Konversation... Ich lachte leise und kratzte mich mit einer Hand am Hinterkopf. "Sorry... wo waren wir nochmal gerade?" Juri, der direkt neben mir saß, lachte einmal leise auf und legte mir den Arm um die Schulter. "Alles gut, man. Ist ja auch schon spät geworden."

Ich verzog das Gesicht und nickte. Auch wenn normalerweise ich derjenige war, der uns zwei in unserem Doppelzimmer wachhielt, war gerade bei mir einfach die Luft raus. "So, wie ich das sehe, haben wir jetzt zwei Optionen", meinte Flipse offen in die Runde. Fragend sah ich ihn an und er fuhr fort: "Entweder wir lassen euch zwei jetzt schlafen und ihr fliegt morgen einigermaßen ausgeschlafen zurück. Oder...", er grinste breit, "... wir machen euch jetzt noch einen Espresso und Schlaf wird heute mal überbewertet. Juri, man wird nur einmal vierundzwanzig. Finde ich zumindest." Katja nickte und kicherte leise. "Schlafen können wir auch noch, wenn wir alt sind."

Juri seufzte einmal hörbar, grinste dann aber. "Ich hasse euch." Cayus, der uns beiden gegenübersaß und gerade einen Schluck von seinem Bier genommen hatte, setzte die Flasche wieder ab und grinste breit. "Katja, ich glaub, wir brauchen zwei Kaffee. Wo finde ich die bei euch?" Mit diesen Worten erhoben sich die zwei vom Tisch und begaben sich in die Küche. Ich wechselte einen kurzen Blickkontakt mit Juri und beinahe gleichzeitig verdrehten wir die Augen. Ja, sie konnten uns manchmal echt ganz schön auf die Nerven gehen. Dafür liebten wir sie aber umso mehr.

121 km/h /// Juri Knorr ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt