54 - heimkehren - Liv

187 12 3
                                    

- Samstag, 25.05.2024 - Unterwegs/Apache 207 -

"Und er hat dich echt einfach so umarmt. Einfach so?" Ich nickte. "Ja. Wir standen da gefühlt vor allen. Was denkt ihr, was das bedeutet?"

Gestern Abend waren Meyra, Lilly und ich gemeinsam hier hoch nach Hamburg gefahren. Da wir alle das Wochenende mehr oder weniger frei hatten, hatten wir vor einigen Wochen beschlossen, dieses Wochenende in die Heimat zu fahren und unsere Eltern besuchen zu gehen. Da meine Eltern aber gerade mitsamt meinen Schwestern im Urlaub waren, waren die Mädels kurzerhand über Nacht mit zu mir nach Hause gekommen. Der restliche Abend war in einer Karaoke-Party und ewigem Girl-Talk untergegangen.

Nun saßen wir zu dritt in unserem Lieblings-Brunchspot hier in Hamburg, im Café Brooks, und gönnten uns Bananenbrot, Matcha und in meinem Fall den besten Latte Macchiato der Stadt. Parallel erzählte ich den zwei von der gestrigen Kurzfilm-Premiere und Juris Reaktion darauf.

Lilly kaute zu Ende und schluckte dann das Stück Bananenbrot herunter, ehe sie erklärte: "Also ich glaube ja, dass er sein Revier markieren wollte mit der Aktion." Planlos sah ich sie an. Als sie meinen fragenden Blick bemerkte, führte sie aus: "Also ich bin ja schon seit Tag eins überzeugt, dass er auf dich steht. Dann würde die Aktion auch Sinn machen."

Ungewollt lachte ich auf. "Juri. Auf mich stehen. Du hast sie doch nicht alle", prustete ich los. Erst als ich merkte, wie mich meine besten Freundinnen anstarrten und es nicht ganz so witzig fanden wie ich, verstummte ich. "Wirklich, Mädels. Juri und ich sind nur Freunde. Da ist nichts. Ziemlich sicher." Meyra seufzte. "Das sagst du immer. Aber ich glaub dir das langsam wirklich nicht. Also, cool, wenn von deiner Seite aus da nichts ist. Aber von seiner Seite aus könnte da halt ernsthaft was sein, jetzt mal anhand von dem, was du uns erzählt hast."

Ich seufzte. "Ich bezweifel das wirklich stark. Wir sind halt jetzt wirklich befreundet, davor waren wir nur Bekannte." Um das 'Bekannte' zeichnete ich Gänsefüßchen in die Luft und fuhr dann fort: "Deshalb ist unser Umgang jetzt so anders als davor. Ich glaube, er ist einfach so zu Freunden." Unbeeindruckt zog Lilly ihre Augenbraue hoch. Ich seufzte und verdrehte innerlich die Augen.

"Ihr glaubt mir nicht", stellte ich stumpf fest. Die zwei nickten synchron und ich verdrehte dieses Mal wirklich die Augen. "Dann machen wir es doch so. Wir...", ich deutete mit dem Finger auf uns drei, "... gehen heute Abend mal mit den Jungs weg. Dann seht ihr auch, was ich meine." Meyra warf Lilly einen Blick zu und zuckte dann mit den Schultern. "Okay, da bin ich dabei. Dann lern' ich die Garnelen auch mal kennen." Auch Lilly nickte zustimmend. 

Doch ich warf meiner blonden Freundin noch einen warnenden Blick zu. "Bitte - kein Fangirling. Das wäre einfach maximal unangenehm für mich." Doch Lilly winkte nur ab. "Ach was. Die Garnelen sind auch nur Jungs. Wenn wir jetzt mit Uwe Gensheimer weggehen würden, wär' das was anderes. Aber so..." Sie brachte den Satz nicht zu Ende, doch ich verstand sie auch so und nickte zufrieden. Damit war ich okay.

"Aber da ist immer noch nichts von deiner Seite aus? Also Juri hatten wir ja abgehakt, aber sonst? Du bist den ganzen Tag umgeben von sportlichen, netten Jungs. Dir sind da nie irgendwelche Gedanken gekommen? Das glaub ich fast nicht." Meyra stellte schwere Fragen, das musste man ihr lassen. Ich überlegte kurz. Ich verstand mich wirklich gut mit den Jungs, keine Frage. Doch das war eigentlich immer nur auf platonischer beziehungsweise professioneller Ebene. Selbst bei den Garnelen war da von meiner Seite aus eigentlich nur Freundschaft.

So antwortete ich schlicht: "Ne, eigentlich gar nicht. Die Jungs sind meine Freunde, mehr nicht. Wenn überhaupt. Der Großteil ist eigentlich nur Arbeitskollege." Lilly nickte. "Das klingt ultra professionell." Meyra lachte leise. "Liv, unsere kleine Media-Maus." Ich grinste und legte meine Hände unter das Kinn, um so mein Gesicht gespielt eingebildet einzurahmen.

121 km/h /// Juri Knorr ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt