38 - Fee - Liv

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- Donnerstag, 09.05.2024 - CONTIGO/KAROL G ft. Tiesto -

Ich betrat das laute, jetzt schon stickige Wohnzimmer durch die Wohnungstür, die mir von einer gestressten Katja geöffnet wurde. Ich seufzte einmal leise auf, bevor ich die kleinere Frau vor mir umarmte. Dann meinte ich gerade so laut zu ihr, dass sie mich über die laute Musik hinweg verstehen konnte: "Alles gut? Braucht ihr noch irgendwas?"

Katja grinste leicht und antwortete: "Alles gut. Komm erstmal rein, im Zweifel schick ich die Jungs nochmal los." Ich lachte leise und nickte. Wo waren die Hampelmänner denn? Ich zog die Ärmel meiner Lederjacke von meinen Armen und hängte dann die Jacke an die Garderobe, die sich direkt neben der Tür befand. Dann ließ ich einen kurzen Blick durch den Raum gleiten und suchte nach dem heutigen Geburtstagskind.

Nach einigen Sekunden erkannte ich David, der grinsend auf der Couch saß und gemeinsam mit Joel in eine ganz bestimmte Richtung schaute. Es schien, als würde er etwas beobachten. Als ich seinem Blick folgte, erkannte ich, dass er nicht etwas beobachtete, sondern eher jemanden. Denn ehe ich mich versah, kreuzte mein Blick den von Juri, der mir direkt in die Seele zu schauen schien.

Seine Augenbraue war angehoben und sein Gesichtsausdruck war, wie so oft, für mich unergründlich. Im Licht sahen seine Augen so krass aus. Ich hatte wahrscheinlich noch nie so einen Swimmingpool-blauen Farbton in echt gesehen. Für einen Moment bewunderte ich einfach seine Gene und lächelte sanft.

Doch dann kehrte die Unsicherheit in mein Gewissen zurück. Welchem Juri würde ich heute begegnen? Dem lieben, zuvorkommenden Juri, der alles stehen und liegen ließ, um seinen Freunden zu helfen? Oder doch dem dreisten, egozentrischen Juri, der erst sprach und dann dachte und damit alle vor den Kopf stieß, die ihm etwas bedeuteten? Ich wusste es nicht. Mit einem fragenden Gesichtsausdruck hielt ich also seinen Blickkontakt und versuchte, herauszulesen, in welcher Stimmungslage er sich befand. Doch Fehlanzeige. Alles, was ich erkannte, war dieses unfassbare Blau.

"Liv, lebst du noch?", holte mich Katjas Stimme in die Realität zurück und ich riss meinen Blick vom Geburtstagskind weg zu der Spielerin. Verwirrt schüttelte ich einmal meinen Kopf und antwortete: "Alles gut, bin kurz abgedriftet." Nach einem kurzen Schlucken stellte ich fest, dass ich ziemlichen Durst hatte, und so hängte ich der Aussage noch an: "Wollen wir kurz in die Küche? Ich brauch dringend was zu trinken." Katja nickte und lächelte mich sanft an. Sie hatte sofort gemerkt, dass mich etwas beschäftigte, ließ mir aber meinen Freiraum, das zu einem anderen Zeitpunkt zu erzählen, wenn ich bereit dafür war. Und dafür liebte ich sie in diesem Moment.

Mit einem Becher Fanta in der Hand lächelte ich Katja kurz zu, die sich gerade in ein Gespräch zwischen David Móré und Lion Zacharias einmischte, und machte mich auf den Weg zur Couch, wo ich die Hosts vorher erspäht hatte. Dort angekommen lächelte ich einmal charmant und beugte mich herunter zu David, um ihn zur Begrüßung zu umarmen. Er lächelte ebenfalls breit und ich drehte mich weiter zu Juri, der mich immer noch mit seinem Swimmingpool-blauen Augen fixiert hatte. Auch zu ihm beugte ich mich herunter und umarmte ihn flüchtig. Dabei flüsterte ich ihm ein schlichtes "Happy Birthday" ins Ohr, woraufhin er mich schief anlächelte und sich bei mir bedankte.

Da ich vermutete, dass ich aus ihm gerade keine weiteren Aussagen herausbekommen würde, zwinkerte ich Joel zur Begrüßung zu, den ich bereits heute Vormittag im Training gesehen und kurz zu Juri interviewt hatte. Er grinste mich breit an und richtete sich ein wenig auf dem breiten Sofa auf. Ich richtete mein Wort an David, der mich immer noch grinsend beobachtete: "Na, wie geht's? Guten Flug gehabt?"

Der Torwart lächelte und antwortete: "Kann mich nicht beschweren... achso, doch. Nächstes Mal will ich einen anderen Sitznachbarn." Das ließ Juri aus seiner beinahe schon schüchternen Starre erwachen und er beschwerte sich lautstark: "Ey! Jetzt will ich erst recht nicht mehr mit dir morgen fliegen..." Ich lachte einmal leise auf. Die zwei waren echt solche Kindsköpfe.

121 km/h /// Juri Knorr ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt