121 km/h /// Juri Knorr ff

59 - geehrt - Liv

A/N: Zu diesem Kapitel gibt es sozusagen wieder "Begleitmaterial". Falls ihr wissen wollt, worüber ich hier gerade schreibe, checkt die Instagram-Seite der Löwen (rnloewen) aus und scrollt runter bis zu dem Video, das am 30.05.24 in dem Kontext gepostet wurde. Über das Video schreibe ich. (und @ Mia, ja, ich konnte Liv da auch seeehr gut als Kamerafrau sehen, hihi ;) )

- Mittwoch, 29.05.2024 - My Blood/Ellie Goulding -

Ich müsste eigentlich Luftsprünge machen. Cheffe hatte mir die letzten zwei Tage zur Aufgabe gegeben, ein Video zum Abschied von Uwe Gensheimer morgen zu drehen. Ja, richtig, DER Uwe Gensheimer. Ich hatte mich richtig zusammenreißen müssen, als ich das gehört hatte. Für mich war er noch einmal anders einzuordnen als alle anderen Löwen-Spieler. Uwe war über meine gesamte Handball-Karriere hinweg mein Vorbild gewesen, auch wenn er natürlich auf einer ganz anderen Position gespielt hatte. Einfach sein Charisma und sein Talent hatten mich schon als jungen Hüpfer eingefangen und so konnte ich heute mit Stolz sagen, dass ich ein großer Fan war.

Doch diese Fansache hatte ich gestern und auch heute zur Seite legen müssen, denn es war jetzt speziell meine Professionalität gefragt. Uwe war auch nur ein Mensch, dem der Abschied von seinem Verein und seiner Spielerkarriere schwer fiel und das konnte ich so gut nachvollziehen wie jeder Löwe diese Woche auch.

Wie gestern fuhr ich also auch heute ins Training, um die Jungs zu begleiten - nur, dass Uwe heute mit dabei sein würde. Ich wusste bereits gestern irgendwie instinktiv, dass ich knapp 3 Minuten Zeit mit Videomaterial füllen müsste und da es ab einem gewissen Punkt einfach nur noch unfair den Jungs gegenüber wäre, komplett fertige und verschwitzte Spieler am Ende des Trainings zu filmen, hatte ich mir von den ersten zwanzig Minuten des Trainings einige Clips gemacht, die ich zur Not auch noch einstreuen könnte.

Unter anderem war ein Clip dabei, in dem ich die Jungs bei einer Koordinationsübung gefilmt hatte. David war natürlich nach 3 Reps aufgefallen, dass ich ihn gefilmt hatte und hatte ein aggressiv witziges Peace-Zeichen in die Kamera gemacht. Und ich hatte mir geschworen, dass ich versuchen würde, diesen Clip irgendwie mit einzubauen. Ich hatte danach einen riesigen Lachkick gehabt und das wollte ich den Fans auch nicht ersparen.

Breit grinsend wartete ich vor der Halle auf den legendären Spieler. Cheffe war heute nicht dabei, er würde für den Karlsruher SC (also Fußball) ein Training covern. Ich hatte keine fünf Minuten gewartet, als ich auch schon den großgewachsenen Linksaußen auf mich zulaufen sah.

"Hallo, Liv! Ich habe gehört, du hast heute einiges mit mir vor?" Ich lachte und nickte. "Hey, Uwe. Ja, genau, das hab' ich. Aber ich würde sowieso erstmal anfangen, ein paar Teile von deinem Training mitzufilmen. Also verhalt dich am besten ganz normal." Er grinste und nickte. "Das bekomm ich hin. Und danach?" Ich grinste verschwörerisch. "Danach würde ich mit dir zusammen in die SAP-Arena fahren, um da noch ein klitzekleines Interview mit dir zu führen." Er nickte. "Okay, ich verlass mich mal auf dich da." Ich lachte. "Vertrau mir, die Bilder in der SAP-Arena sind irgendwie nochmal anders eindrucksvoll. Deshalb will ich auch mit dir da hin."

Mit diesen Worten betraten wir gleichzeitig das Trainingszentrum und ich begleitete ihn noch die Treppen herunter bis zu den Umkleiden. "Was für Fragen willst du denn nachher stellen?", fragte er vorsichtig. Ich lächelte sanft. "Eigentlich ist das ja Interviewer-Geheimnis. Warum willst du das wissen?" Er seufzte und erklärte, fast schon schüchtern: "Ich will nur wissen, worauf ich mich einstellen muss." Das war fair, er kannte mich und meinen Interview-Stil ja schließlich noch nicht wirklich. Also erklärte ich ihm schlicht: "Mach dir keine Sorgen. Ich stell keine fiesen Fragen. Ich hab' das Gefühl, dass ich dich auch nicht aus der Reserve locken muss wie bestimmte andere Spieler. Also werden die Fragen wirklich simpel sein." Ein kleines Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. "Danke." Ich lachte: "Dafür nicht."