Kapitel 74 - Fortgeschickt

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Hallöchen, hier das nächste Kapitel:


Keira

Stöhnend öffne ich meine Augen. Als ich mich bewegen will, schaffe ich es nicht. Ich kann nicht eine Muskefaser rühren. Schlagartig bin ich wach.

Wieso bin ich wach? Wieso kann ich mit meinen Augen das vermaledeite Gefängnis sehen, in dem ich die letzten Tage verbracht habe?

Kann ich nicht mal im Tod hieraus befreit sein?

In Gedanken taste ich nach dem Band, dass mich und Sebastian verbunden hat. Ein Zauber, den ich selbst gewoben habe als Kind. „Das Band ist nicht das, was wir gedacht haben." So oder so ähnlich hatte ich es meinem Lieblingsvampir erklärt. Es ist schon merkwürdig, welch starken Zauber ich als Kind einem erwachsenen Mann anhängen konnte.

„Gut, du bist wach!", höre ich eine bekannte Stimme unzufrieden knurren. Der Schwertmeister erkenne ich sofort. Meine Augen wandern zu der Stelle, aus der die Worte vor wenigen Sekunden erklungen sind. „Lebe ich noch?", frage ich ihn verblüfft mit Hilfe der Flüsterstimme, die ich nun mit Leichtigkeit beherrsche. Es kommt mir vor, als herrsche endlich Ordnung in meinem Kopf. Nichts steht mehr herum und blockiert meine Gedanken, wie die vergessenen Erinnerungen es die ganze Zeit über getan haben.

„Ja, du lebst noch. Sehr zu meinem Missfallen! Das war waghalsig und dumm von dir, dich einfach auf den Doktor zu werfen! Aurora hätte verletzt werden können! Mit dem Blutdurst kannst du dich nicht kontrollieren!", poltert er mich feindselig an.

Trotz seines aggressiven Tons mit gegenüber entnehme ich seinen Worten, dass es Aurora gut geht und ich ihr nichts angetan habe. Erleichterung macht sich in mir breit.

Die Wut, die von dem Schwertmeister ausgeht, schlägt in heftigen Wellen über mich herein und lässt mich wie eine Schwerverbrecherin fühlen.

„Es geht also allen gut?", frage ich noch einmal versichernd nach. „Ja, aber das ist nicht dein Verdienst!", brüllt er mich weiter an. Zufrieden bemerke ich, dass ich ein wenig meinen Kopf bewegen kann als ich leicht zur Antwort nicke.

„Jetzt brüll sie nicht so an! Sie hätte nicht anders handeln können!", verteidigt mich Apurva, die ebenfalls in meinem Blickfeld erscheint. Ich blinzele ihr dankbar zu.

„Wieso lebe ich noch?", frage ich sie. „Der Doktor hat kurz vor deinem Angriff es noch geschafft, dir das Serum zu injizieren, dass die Verwandlung beenden sollte. Er war damit eine Millisekunde schneller als du mit deinen Zähnen. Dadurch bist du mit dem Leben davon gekommen!", erklärt sie mir. Ich nicke, obwohl ich mich nicht mal annähernd an einen stechenden Schmerz erinnern kann, der eine Spritze verursacht hätte. Der Blutdurst wird mich voll eingenommen haben, sodass ich es nicht wahrnehmen konnte. „Und jetzt?", frage ich völlig ratlos darüber, dass ich überlebt habe. Ich hatte mich schon innerlich mit meinem Tod abgefunden. Was gibt es auch noch für mich zu leben? Sebastian wird jetzt seine wahren Gefühle wieder haben und mich dafür hassen, dass ich durch einen Zauber seine Emotionen verfälscht habe. Er wird mich nicht mal mehr ansehen wollen. So würde es mir zumindest gehen, wäre ich an seiner Stelle. Außerdem bin ich jetzt eine Hüterin und somit eine unmittelbare Gefahr, für alle in meinem Umkreis.

„Jetzt will ich, dass du aus unserem Leben verschwindest!", knurrt mich der Schwertmeister an. „Du hast unser aller Leben schon genug in Gefahr gebracht!" Niedergeschlage gebe ich ihm nickend Recht. „Ich weiß. Aber wo soll ich hin?", spreche ich meine ersten Worte aus. Die Lähmung die mich befallen hat, lässt endlich ein wenig nach. „Du kommst mit zu mir. Ich werde dir beibringen was es heißt, eine Hüterin zu sein!", sagt Apurva mit sanfter Stimme zu mir und reicht mir die Hand, um mir beim Aufstehen zu helfen. Nur langsam richte ich mich auf.

The HospitalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt