Kapitel 22- "Nummer drei"

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Ja ich weiß, ich habe euch länger warten lassen als geplant. Aber ich habe es ehrlich nicht geschafft. Hoffe ich kann euch mit dem Kapitel etwas versöhnlich stimmen:

„Schatz, dein Papa schläft. Er hat sich ziemlich wehgetan, aber wenn er aufwacht, dann ist er bestimmt wieder ganz der Alte.“ Bei diesen Worten verzieht Sebastian das Gesicht. Ich weiß genau was er meint. Wenn es so weit ist, und Aurora's Vater aufwacht, sollten wir schleunigst über alle Berge sein. Verdammt ich arbeite hier. –oh verdammt. Ich werde nicht ganz weit weg sein können, wenn Erik Bremström aufwacht.

„Ja- wie auch immer, Kleines. So ist das Leben. Es passiert schneller als man denkt, dass Menschen sterben. Daran kannst du dich gleich mal gewöhnen.“, sagt Schwester Glanz und schaut mir dabei unverwandt in die Augen. Soll das etwa eine Drohung sein?? Meine Güte, diese Frau hat doch echt nicht mehr alle Tassen im Schrank!

Entrüstet ziehe ich die Augenbrauen nach oben und will etwas sagen, doch ich entscheide mich dagegen. Was soll es jetzt bringen, diese unbelehrbare Schwester anzubrüllen. Auch wenn sie es verdient hat?! Aurora braucht meine Fürsorge jetzt viel mehr. Ein Blick zu ihr bestätigt, dass ich Recht habe. Ihre kleinen Augen schauen ängstlich zu uns nach oben. Tränen sammeln sich und drohen sturzbachähnlich über ihre Wange zu laufen. „Wow, sie haben echt so viel Gefühl wie ein Holzklotz.“, sagt Sebastian und spricht mir damit aus der Seele. Dabei hebt er Aurora hoch und drückt sie an sich. Ihre Armen schlingen sich sogleich um seinen Hals und ihr Mund nähert sich seinem Ohr. Ich kann nicht verstehen, was sie ihm zuflüstert, aber ich kann es mir vorstellen. „Stimmt das, was die Krankenschwester sagt? Muss mein Papa sterben?“

Wie kann man nur so… so sein! Kleinen Kindern zu ängstigen, nur um damit einen Triumph über einen anderen Menschen zu haben. Wie sie dabei ans Ziel kommt, ist ihr völlig egal. Schrecklich!

„Komm Aurora, wir schauen Mal nach deinem Papa, ich bin sicher, er liegt gerade gemütlich in seinem Bett und träumt von dir.“, sage ich liebevoll und streichel ihren Rücken. Ich weiß auch nicht genau, warum und wie ich folgendes tat, aber es geschah. Ich richtete meine volle Konzentration auf das kleine Mädchen und schickte ihr Zuversicht und Wärme. Alles Dinge, die sie in diesem Moment dringend benötigt. Plus mindestens einen Kilometer Abstand von dieser Frau. Und genau das, werde ich als nächstes tun. Ich kann es gleichzeitig sehen und vielen, wie meine Gefühle bei Aurora ankommen. Ein Lächeln breitet sich auf ihrem Gesicht aus. Ihre Augen sprechen Bände. Danke, ich habe dich sehr lieb! Bleib doch bitte immer bei uns. Onkel Sebastian kann keine bessere Frau finden! Ich zucke leicht zusammen als ich ihre Worte in meinem Kopf höre. Kann aber nicht weiter darüber nachdenken, weil der Giftdrache wieder seinen Senf (oder Galle!?) dazu geben muss.

„So eine süße Familie. Sind sie sicher, dass sie kein Baby erwarten, Dr. Emmrich?“ „Ja ganz sicher. Kommt, lasst uns gehen.“ Gleichzeitig drehen wir uns um und lassen sie stehen. Ihren verdutzten Gesichtsausdruck kann ich mir ebenfalls sehr gut vorstellen- und es rettet meinen Tag. Ich hatte ja keine Ahnung, was noch kommen sollte.

Schweigend laufen wir den Gang entlang zum Treppenhaus. „Wieso hast du eigentlich deine Sachen an? Müsstest du nicht eigentlich ebenfalls in irgendeinem Bett liegen und dich ausruhen? Was war das vorhin? Hast du dich nicht verletzt?“, sprudelt es aus mir heraus. Jetzt, da ich die Situation mit Schwester Glanz halbwegs glimpflich überstanden habe, außer, dass ich jetzt einen heißen Freund habe, gut es gibt Schlimmeres! (bei diesem Gedanke rieselt mir erneut ein wohliger Schauer über den Rücken und mein Herz macht einen kleinen Hüpfer) Doch der  nächste Gedanke wirft im Gleichtakt weitere Fragen auf. Als würde man einen kleinen Bierdeckel aus dem Sand ziehen wollen um dann zu bemerken, dass noch mehr daran hängt als nur der eine. So erging es mir jetzt. Es tauchten immer mehr Bierdeckel (Fragen) an einer Schnur aus dem Sand (Gedächtnis) auf und ich konnte gar nicht mehr aufhören zu ziehen (zu fragen). Es ging endlos weiter.

The HospitalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt