Kapitel 45 - Zerbrochene Eier

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„Wieso? Was hat er getan?“ Mit einem Schlag ist der Klumpen Angst wieder da. Bevor Sebastian mir die Geschichte von Brutus erzählen kann, kracht die Tür mit einem lauten Knall an die Wand. Wütend funkelnd stürmt Brutus herein. Vor Schreck springe ich auf und mache einen Hechtsprung vom Bett. Im Flug greife ich nach etwas, dass ich als Waffe benutzen könnte. Als sich der Boden wieder nähert und mein kostenloser Flug sich dem Ende nähert denke ich absurder Weise: Guck mal, dieses mal hast du deinen Flug ganz ohne Übergepäck-Gebühren überstanden.

Dann rolle ich mich gekonnt über den Rücken ab. Mit Schrecken muss ich allerdings feststellen, dass meine Landebahn genau vor Brutus endet. Also haue ich die Bremsen rein und strecke die eingesammelte Waffe zum Schutz vor mich. Brutus schaut zunächst verwirrt auf mich und dann auf meine Waffe. Dann brüllt er los. Ich folge seinem Blick und entdecke, dass sich in meiner Hand nichts anderes als eine Kerze befindet. Doch damit nicht genug. An der Kerze befindet sich eines meiner ältesten Unterwäschemodelle: Ein pink- gepunkteter String mit Hello Kitty vorn drauf. Hups. Ich muss ihn im Flug irgendwie vom Klamottenstapel aufgesammelt haben.  

Schnell ziehe ich das Stück Stoff von der Kerze runter und stopfe es mir in den Ausschnitt. Ein besseres Versteck habe ich so schnell nicht auftreiben können. Sebastian bleibt neben mir stehen und reicht mir die Hand zum Aufstehen. Ebenfalls belustigt grinst er: „Mit der Nummer kannst du beim Zirkus auftreten.“ Brutus brüllt noch immer vor Lachen und Sebastian kann ich ansehen, dass er sich mit Mühe das Lachen verkneifen muss. Wütend schlage ich seine Hand weg. „Danke, ich kann auch ohne dich aufstehen. Ich habe mich wirklich erschreckt. Keine Ahnung, wo diese Reaktionen meines Körpers herkommen.“ Als Brutus noch immer lacht, dass ihm die Tränen von den Wangen laufen und Sebastian krampfhaft aus dem Fenster schaut, als wäre da etwas wirklich interessantes zu sehen, stoße ich einen frustrierten Schrei aus. „Hört endlich auf! Alle beide!“ „Ich-kann-nicht!“, japst er.

Sebastian nuschelt etwas von wegen, er hätte noch etwas in der Küche zu tun. Dann ist er schon aus dem Zimmer verschwunden. Mit meinen Augen schieße ich wütende Blicke in seinen Rücken und hoffe, dass er es merkt. „Was wolltest du eigentlich mit dieser Kerze? Mich aufstechen? Oder wolltest du zusammen mit der sexy Unterwäsche, mich so richtig einheizen?“, lacht er. Ich schnaube wütend. „Nein. Ich wollte dir nur ein Vorbild geben.“ „Ein Vorbild, für was?“ Mit voller Kraft stoße ich meinen Fuß in seine Weichteile, während meine Hände die Kerze einmal in der Mitte brechen. Brutus schreit gepeinigt auf und geht zu Boden, den Kopf flach auf den Boden gelegt und den Hintern in die Höhe haltend. Seine Hände halten sein Gemächt fest. Vielleicht sucht er auch nach einem Ei. Ich weiß es nicht so genau.

Befriedigt schleudere ich die kaputte Kerze vor seinem Gesicht auf den Boden. „Da hast du dein Abbild.“ Blitzschnell renne ich in die Küche und hole mir aus dem Kühlschrank zwei Eier. Sebastian wirft mir einen fragenden Blick zu, den ich aber ignoriere. Du bekommst dein Fett auch noch ab, mein Freundchen, denke ich und lasse es dieses Mal mit voller Absicht aus meinem Kopf hinausgleiten.

Wieder im Schlafzimmer angekommen sage ich zu Brutus: „Weißt du, ich sollte ja auch realistisch bleiben.“ Teuflisch grinsend schlage ich ein Ei kaputt, sodass der Inhalt auf den Boden fließt. Die Eierschalen lasse ich achtlos daneben fallen. „Soll ja authentisch aussehen.“ Brutus hebt seinen Blick. Als er mein Werk sieht, stöhnt er noch lauter. Kurz überlege ich, auch noch das zweite Ei zu schlagen, entscheide mich aber dagegen, weil mir eine noch viel bessere Idee gekommen ist. Ich lege es unversehrt neben die kaputte Kerze und das zerschlagene Ei. Dann drehe ich das Versehrte um die eigene Achse und mache die Katze auf das sich bewegende Objekt aufmerksam. Mit Genugtuung sehe ich, wie sie mit großen Sätzen darauf zu springt. Brutus stöhnt: „Nein, nicht auch noch das andere Ei. Bitte lass mir wenigstens noch eines.“ Mit einem fröhlichen Pfeifen auf den Lippen stolziere ich zur Tür. Bevor mir die ganze Szene von der Wand versperrt wird, werfe ich noch einen Blick darauf, um es mir immer wieder vor Augen halten zu können. Brutus und die Katze kämpfen um den Besitz des übriggebliebenen und unversehrten Ei's. In Gedanken feuere ich die Katze an und tatsächlich, sie kann es sich erfolgreich erbeuten und jagt es von den eigenen Tatzenhieben angestoßen, durch das Zimmer.

The HospitalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt