Kapitel 40 - Ich-kann-auf-mich-selbst-aufpassen!

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Sebastian steht grinsend vor mir, als wüsste er ganz genau, was er für eine Wirkung auf mich hat. Ich sehe ihn noch immer vor mir, wie er gerade den Kontrollpunkt durchschreitet. Er hat ja schon toll ausgesehen, bevor das Flimmern, das den Kontrollpunkt immer begleitet, überhaupt angefangen hat. Aber zu dem Augenblick danach, kein Vergleich mehr.

Seine Züge wirkten wie gemeißelt, die Haare glänzten und sahen aus, als wäre er bis zum Krankenhaus gerannt. Verlängerte Eckzähne wurden sichtbar und er schien von innen heraus zu leuchten. Seine gesamte Gestalt war so betörend, dass ich mich an der Wand festhalten musste, um nicht umzufallen.

Jetzt steht er vor mir und ich bin noch immer nicht fähig, auch nur einen Ton herauszubringen. Viel mehr bin ich damit beschäftigt, meine Sabber ab zu schlucken und sie nicht aus dem Mund herauslaufen zu lassen. „Das war…wow.“, sage ich und schaue ihn an. Zusammen mit den Gedanken, die er mir vorhin schickte, wird mir ziemlich heiß. Ich erschauderte unter seinem intensiven Blick.

„Ah, Sebastian. Du kennst Keira?“, fragt Reymond. „Ja. Sie ist mein Schützling.“ Überrascht zieht der Werwolf die Augenbrauen nach oben. „Na dann. Ich will nur mein Versprechen einlösen und sie zu ihrer Freundin führen, dann lasse ich euch allein.“ „Was für eine Freundin?“, fragt mich Sebastian überrascht. „Es ist eine Assistenzärztin aus dem Krankenhaus, in dem ich gearbeitet habe… Sie war sehr nett zu mir.“ „Was ist sie?“, fragt er mich vorsichtig. „Ein Werwolf?“, ich kann nicht verhindern, dass es wie eine Frage klingt.

Er seufzt. „Wie schaffst du es nur, dich immer wieder in Schwierigkeiten zu bringen. Werwölfe können ziemlich…launisch sein.“, sagt er mit einem Seitenblick auf Reymond. Dieser lacht nur leise. „Wo du recht hast… aber das weiß sie auch schon zur Genüge. Sie hat mich und meinen Bruder davor bewahrt, von ihr zerfleischt zu werden.“ Sebastian zieht zischend die Luft ein. In seinen Augen sprühen Blitze. „Das ist doch nicht dein Ernst! Da lässt man dich mal zehn Minuten aus den Augen und schon passiert etwas! Bist du verletzt, hat sie dich irgendwo erwischt?“, fragt er mich besorgt. Ich schüttele den Kopf und erst als Sebastian sich sicher ist, dass es mir wirklich gut geht, wendet er sich Reymond zu. „Wie konntest du das zulassen, dass sie sich so in Gefahr begibt? Sie hat sich noch nicht gewandelt! Das könnte ihren Tod bedeuten!“, knurrt er Raymond an und kommt ihm dabei gefährlich nahe. Doch dieser zeigte sich unbeeindruckt. „Das wusste ich nicht. Sie kam einfach zum Unfallort spaziert und als sich die Patientin dann verwandelte, hat sie sofort eingegriffen und irgendetwas mit ihrem Kopf gemacht…“

„Sebastian, bitte beruhige dich. Es ist doch nichts passiert. Ich verspreche dir, dass ich ab jetzt noch vorsichtiger bin, wenn du nicht dabei bist.“, mische ich mich ein. „Das wird demnächst nicht mehr geschehen. Ich weiche nicht mehr von deiner Seite, bis du die Verwandlung hinter dir hast. Dann können wir drüber reden. Aber bis dahin machst du keinen Schritt mehr alleine. Versprich mir das!“, sagt er zu mir und sieht mir dabei fest in die Augen.

„Du willst die ganze Zeit bei mir sein und meinen Babysitter spielen? Das ist doch nicht dein Ernst?“, begehrte ich auf. „Ich kann sehr gut auf mich allein aufpassen.“, fauche ich ihn an. „Das habe ich gesehen, wie gut du das kannst.“, knurrt er zurück.

„Leute, ich muss gleich wieder los, da meine Pause gleich zu Ende ist. Ich zeig euch noch schnell das Zimmer...“, sagt Reymond und stiefelt davon. Kurz war ich hin und her gerissen, Sebastian meine Meinung zu geigen, oder aber Reymond zu folgen, der mit raschen Schritten voran läuft. Da ich unbedingt wissen muss, ob es Kristin gut geht, entscheide ich mich dazu, lieber dem Sanitäter zu folgen. „Wir besprechen das später. Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen!“, zische ich Sebastian an und schließe zu Reymond auf. „Oh doch, das ist es!“, knurrt er zurück. Gleichzeitig legt er seine Hand beschützend auf den unteren Teil meines Rückens, knapp oberhalb meines Pos. Die Berührung schlägt in meinem Unterleib ein wie ein Blitz und aus den Augenwinkeln sehe ich sein schelmisches grinsen. Er weiß ganz genau, was er da tut! Innerlich kämpfe ich darum, meine Unzufriedenheit zu behalten und sie nicht von der heftig aufsteigenden Lust verdrängen zu lassen. Er hat es nicht verdient, dass ich ihm hinterher sabbere, wenn er mich bevormunden will wie ein zehnjähriges Mädchen.

The HospitalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt