Keira
Reißende Schmerzen in der Kehle.
Heftige Kopfschmerzen.
Nagendes Hungergefühl in meinem Bauch.
Ich wälze mich stöhnend auf dem Bett hin und her. Keine Ahnung, wie lang diese Toutour schon anhält. Jedenfalls ist meine Kleidung und das Laken unter mir schon längst schweißgetränkt.
Eine besonders heftige Schmerzwelle krümmt meinen Körper zusammen, so weit es die Ketten zulassen.
Ich habe solchen Durst. Meine Kehle fühlt sich an wie eine Wüste. Staubtrocken.
„Durst", wispern meine Lippen. In meinem Kopf entstehen wieder und wieder Bilder, wie ich meine Eckzähne in die Hälse verschiedener Menschen schlage. Zuerst bei Dr. Klaus, bei Eric, bei Brutus, bei Sebastian und sogar bei Aurora. Ein Teil meines Kopfes weiß, dass diese Vorstellungen ganz und gar nicht gut sind. Aber ich kann sie nicht aufhalten. Ich denke gar nicht bewusst daran, und trotzdem entstehen sie.
Wild mit dem Kopf schüttelnd, versuche ich sie zu vertreiben. Die Bilder steigen dennoch ohne Unterlass vor meinem inneren Auge wieder auf.
„Hilfe.", formen meine Lippen. Selbst meine Stimme hat sich schon verflüchtigt. Ich will nur etwas trinken. Blut. Ist das denn so schwer? Warum wird es mir verweigert?
„Blut!", kommt es kratzend aus meinem Mund. Das Wort klingt nicht nach mir. Eher wie ein Raubtier, dass vor Hunger durchdreht.
Reißende Schmerzen in der Kehle.
Heftige Kopfschmerzen.
Nagendes Hungergefühl in meinem Bauch.
Ich winde mich. Brauche einen Weg, wie ich den Schmerzen entkommen kann. Ich halte es nicht mehr in meinem Körper aus. Aber es hört nicht auf. Es kommt mir vor wie Tage. Kann mich nicht jemand von meinen Schmerzen erlösen? Kann mir nicht irgendjemand helfen?
Plötzlich ein kleines Plobb und - Erleichterung. Ich fühle noch immer die Schmerzen, sie sind aber auf ein ertragbares Maß geschrumpft.
Es ist komisch, es fühlt sich so an, als wäre ich in einem anderen Teil meines Kopfes gelandet. Etwas abgeschottet von den Schmerzen und der Qual. Nur dass ich diesen Teil meines Kopfes nicht erkenne. Es ist, als gehöre er nicht zu mir. Und dann doch wieder.
Ein dunkler Raum in meinem Kopf, den ich schon vor langer Zeit mit einer dickeren Eisenkette befestigt habe, als jene, die eben an meinen Gelenken hängen. Zumindest sagt mir das mein Bauchgefühl- oder ist es eine ferne Erinnerung?
Einen Ort, den ich vor langer Zeit vor mir selbst abgeschottet habe. Ich erinnere mich nur ganz dunkel. Je näher ich darüber nachdenke, umso mehr kehren die Schmerzen zurück. Vor allem die Kopfschmerzen. Alles verschwimmt. Wo bin ich hier gelandet? Wieso habe ich einen kleinen Abstand zu den Schmerzen? Nicht, dass das schlecht wäre!
Ich versuche mich weiter auf diesen Raum zu konzentrieren, um zu ergründen, worum es sich hierbei handelt. Alles was es mir einbringt, sind heftigere Kopfschmerzen.
Ich taste mich voran, erhalte kleine Elektrostöße, wenn ich an etwas stoße. Nach einer Weile und unzähligen Elektroschocks habe ich meinen kleinen Raum erkundet. Mir kommt es vor, als stehe ich in der Mitte eines großen Zimmers. Das Bild eines Aktenraumes entsteht in meinem Kopf. Rings um mich herum sind Aktenschränke mit unzähligen Ordnern und abertausenden Blättern. Alle sorgsam eingeordnet.
Es ist beinahe schön hier. Hier kann man die Schmerzen gut aushalten. Es sei denn, ich komme an die Regale heran, dann bekomme ich sofort einen elektrischen Schlag verpasst. Mit einem mentalen Schulterzucken lasse ich mich in der Mitte des Raumes nieder.
DU LIEST GERADE
The Hospital
FantasiKaum hat Keira ihre Arbeitsstelle angetreten, passen merkwürdige Dinge. Dinge, die sie schon einmal erlebt und verdrängt hat. Dinge, die sie nie wieder zu erleben gehofft hat. Dazu kommt, dass ihr erster Patient sie wie magisch anzieht und sie nich...