Kapitel 3 - ein blutiges Kennenlernen

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Hallo Leser :-)

an dieser Stelle möchte ich mal die Werbetrommel für meine andere Geschichte "Das Licht in der Ferne" rühren. Sie liegt mir wirklich sehr am Herzen! Also schaut doch einfach mal vorbei. Dankeschön :-*

So, jetzt geht es aber weiter mit dem nächsten pixelfrischen Kapitel :)

Ich knallte die Toilettentür hinter mir zu. Befriedigt hörte ich den lauten Knall. Aber es half nur minimal. Kurz erwog ich die Tür noch einmal heftiger zuzuschlagen. Unterließ es dann doch aber. Ich setzte mich auf den geschlossenen Klodeckel und war froh um die Ruhe, die um mich herum herrschte. Wenn das heute noch den ganzen Tag so weiter geht, dann brauche ich heute Abend eine ganze Tafel Schokolade um mich wieder aufzumuntern- oder vielleicht auch zwei. Ich habe diesen Kerl heute das erste Mal gesehen. Aber als ich in seine Augen sah, kam es mir vor, als ob ich ihn schon ewig kennen würde, aber schon lange nicht mehr gesehen habe. Wie alte Bekannte. In Gedanken ging ich noch einmal die Zeit im Patientenzimmer durch. Wie schaffte er es nur mich so mit seinem Blick zu fixieren? Wie eine Schlange seine Beute. Denn das hatte sein Blick ausgestrahlt. Zuerst Verblüffung und dann… war da nur noch Hunger und ich wollte es mir nicht eingestehen- Begierde! Ich bin die dumme graue Maus, die sich fressen lässt. „Ach was, er ist keineswegs an die interessiert. Er ist doch - schwul.“, ein kleines Lächeln umspielte meine Lippen, als ich an mein eigenes Ablenkungsmanöver dachte. „Eigentlich Schade um diesen Prachtkerl. Da ist den Frauen ein echtes Prachtexemplar durch die Lappen gegangen.“, dachte der gierige Teil meines Körpers sarkastisch. Aber auch Schwester Glanz wird dann auf ihn verzichten müssen. Jetzt musste ich sogar wieder lachen. Erschrocken schaute ich mich um, als ich das glucksen vernahm. War ich das jetzt etwas gewesen? Klang wie eine Hexe, überlegte ich erschrocken. Tja aber wenn mir die alte Vettel hilft, mich gegen Miss Perfekt zu verteidigen, ich zuckte mit den Schultern, warum nicht. Vielleicht habe ich dann doch eine Chance bei… NEIN, nein! Schwul! Er ist schwul. Nur an Männern interessiert, kapiesche!!?

Ich versuchte krampfhaft das angenehme ziehen und krabbeln in meinem Magen zu ignorieren. Leider war mein Körper nicht derart zu überlisten. Ein bisschen kaltes Wasser wäre jetzt gut. Vielleicht hilft es mir, diese unglaublich intensiven Augen und den Rest des perfekten Körpers zu vergessen. Ich muss mir unbedingt noch ein paar Ausreden einfallen lassen, warum ich nicht mehr in sein Zimmer gehen kann. „Tut mir Leid Doktor Fischer, ich bin zu beschäftigt“, übte ich vor dem Spiegel und hatte dabei ein entschuldigendes Lächeln aufgesetzt. Ja, so geht’s, dachte ich und drehte den Wasserhahn auf. Zunächst ließ ich das kalte Wasser nur über meine Finger fließen, dann über meine Handgelenke. Das tat gut. Ich merkte schon, wie mein Kreislauf langsam etwas herunterfuhr. Jetzt gehe ich zu Doktor Fischer und frage nach dem nächsten Patient. Da fällt mir ein, ich muss noch ein MRT für den Fremdkörper in Herr Steins Brust veranlassen. Wenn er nicht allzu tief drin steckt, dürfte es kein Problem sein, ihn zu entfernen. Sollte er aber nahe an irgendwelchen herznahen Gefäßen stecken, wird das schon schwieriger. Das müsste dann der Herzchirurg am besten erledigen. Vielleicht kann ich ja bei der OP dabei sein… Schluss! Hör jetzt auf an diesen Mann zu denken! -Aber es ist doch nur etwas Medizinisches! Das wird ja wohl noch erlaubt sein, oder nicht? , grummelte meine Libido beleidigt. Ein wenig erleichtert ein Schlupfloch gefunden zu haben, um doch noch an ihn denken zu können, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, nickte ich. Dann sieh zu, dass deine Gedanken auch wirklich nur medizinischer Art sind, wenn du an ihn denkst!, herrschte ich meine sie an.

Gut, dass niemand Gedanken lesen kann, sonst wäre mir der Aufenthalt in einer weichen Zelle mit einer ärmellosen Weste sicher. Und das für die nächsten 30 Jahre! Ich schaute mich in dem Badezimmer um, in das ich geflüchtet bin. Da die Toiletten auf meinen Gang nur für Ärzte und nicht für Besucher war, wie ich bei einem kleinen Rundgang erfahren hatte, war es doch schon etwas schicker eingerichtet. Die Fließen waren dunkelblau, der Spiegel zog sich über die gesamte Wand, an der die Waschbecken befestigt waren. Als ich in den Spiegel schaute, sah ich hinter mir die abschließbaren Toilettentüren und… Stehklos? Oh nein, ich muss in die falsche Toilette gerannt sein! Schnell hier raus, bevor noch jemand rein kommt, dachte ich und strebte auf die Tür zu. Scheiße, ich habe vergessen den Wasserhahn zuzudrehen! Ich drehte mich um, um den visuellen Sinn noch einmal das bestätigen zu lassen, was der auditive schon längst klar festgestellt hatte. Das hätte ich wohl eher nicht tun sollen. Denn gerade in diesem Moment, indem ich zurück schaute, ging schwungvoll die Türe auf- und knallte mit voller Wucht gegen meinen Kopf.

Ein heftiger Schmerz schoss sofort in meine Stirn. Das gibt eine Platzwunde, dachte ich und meine Hand fuhr sofort hoch um die Blutung einzudämmen. Ein brennender Schmerz fuhr mir in die Wunde, als ich in mit meinen Fingern hinein fasste. Supe,r jetzt bin ich von der Männertoilettentür gebrandmarkt. Besser kann mein erster Tag gar nicht mehr werden! Ich kannte den Klatsch und Tratsch in Krankenhäusern. Noch schlimmer als in manchen Dörfern, verbreitete er sich wie ein Leuchtfeuer. Und jeder konnte den Beweis dafür sehen, dass ich in die auf der falschen Toilette war. Dass die Gründe für diesen Aufenthalt aufgebauscht werden würden, war mir schon klar. Nur dass es so schlimm kommen würde, hätte ich nicht gedacht. Aber später dazu mehr.

 Ich nahm gerade zwei warme braune Augen wahr, die mich besorgt musterten. „… es ihnen? Ich habe sie voll mit der Türe getroffen, was machen sie eigentlich auf der Männertoilette?“ Ich hatte wohl schon die Hälfte seiner Ansprache verpasst. Ich murmelte nur Verständnislos: „ Toilette… Tag…Wasserhahn … Stehklos …läuft…!“ und schaute zu ihm herauf. Ich bemerkte nicht, dass ich nur unzusammenhängende Sätze hervorgebracht hatte. Denn meiner Meinung nach sagte ich: „ Ich bin auf die falsche Toilette gegangen. Heute ist mein erster Tag hier. Als ich bemerkte, dass hier Stehklos sind, wollte ich gleich raus gehen, da bemerkte ich, dass der Wasserhahn noch läuft.“ Verwirrt schaute er mich an: „Sie wollten auf die Toilette gehen, weil sie ihre Tage haben-“, er zögerte kurz, bevor er weiter sprach: „und brauchen dazu ein Stehklo??“ Ich machte große Augen. Was hatte er gerade gesagt? So hatte meine Erklärung auf jeden Fall nicht geklungen. Ich schüttelte den Kopf. Auch das hätte ich lieber bleiben lassen sollen, denn mir wurde schwindlig und die Schmerzen hatten sich glatt verdreifacht.

„Fallen Sie mir jetzt ja nicht um!“ Ich spürte nur noch zwei kräftige Arme, die mich hochhoben und wegtrugen. Etwas Warmes rann durch meine Finger und über mein Gesicht. Dann tropfte es warm auf mein Dekolleté. „Da habe ich sie aber ganz schön erwischt… Frau Emmrich“ Ich spürte deutlich das vibrieren seiner Stimme an meinem Brustkorb. Er musste auf mein neues Namensschild geschaut haben, denn er nannte meinen Namen. „Schwester Glanz, würden sie bitte auf der Herrentoilette bitte noch den Wasserhahn ausdrehen?“ Na toll, kann er nicht noch ein klein wenig lauter Sprechen, dass es auch gleich der Chefarzt hört?! Und mich an meinem ersten Tag rausschmeißt? „Aber Herr Doktor…was ist denn passiert?“ hörte ich die Stimme von Miss Perfekt. „Keine Fragen jetzt Viktoria, stell einfach das Wasser ab!“. Er hatte seine Stimme erhoben, um die Entfernung die er gerade mit mir auf dem Arm schon zurückgelegt hatte, zu überbrücken. Sie stach wie ein Dolch in meinen Kopf und ich zuckte zusammen. Die Wunde schien ebenfalls zu protestieren, denn sie blutete noch mehr. Ich wurde kurz etwas verlagert. Die Bewegung tat höllisch weh. „Hier, drücken sie das auf ihre Verletzung!“, hörte ich und fühlte Stoff an meiner freien Hand. Erleichtert nahm ich es entgegen und drückte es gegen meine Wunde. Knirschend biss ich meine Zähne zusammen. „Scheiße tut das weh!“

Endlich fühlte ich etwas Weiches unter mir –wahrscheinlich die Liege- und wurde sanft in eine liegende Position gedrückt. Die warmen Arme um meinen Körper  waren verschwunden. Ich vermisste die Berührung und suchte mit einer Hand nach dem Mann, der mich eben so leicht hochgehoben hat. Als wäre ich eine Maus. Gut in gewisser Weise bin ich das, aber eigentlich dachte ich immer, das wäre nur psychisch und nicht physikalisch. Ich habe wohl wirklich ganz schön etwas abbekommen, wenn ich so einen Schwachsinn denke!

Ich versuchte mein Augen zu öffnen, doch ich konnte nicht viel sehen. Das Blut verschleierte meine Sicht. „Warten sie, ich helfe Ihnen! Halten sie nur weiter den Druck auf die Wunde!“ Ich spürte etwas Nasses an meinem Gesicht. Sanft fuhr er damit über meine Augen und entfernte damit grob das Blut. Als er es fort nahm, öffnete ich langsam meine Augen. Ich musste ein paar Mal blinzeln, bis sich meine Sicht normalisiert hatte.

 Oh man, was habe ich nur getan, dass du mir das antust, lieber Gott!?

Niesch vergesse: lockie locki at my story XD (Das Licht in der Ferne) Dankeschöööön

The HospitalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt