Kapitel 50 - Ketten

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Wieder dieses Klirren in meinem Traum. Ich kann einfach nicht zuordnen, warum in meinem Traum Ketten klirren sollten. Vor allem, da es ein ziemlich ruhiger und entspannter Traum ist. Ich liege in einem ziemlich weichen Bett, das noch leicht Sebastians Geruch verströmt. Da passt das Klirren der Ketten nicht einmal ansatzweise dazu. Habe ich jetzt etwa einen Poltergeist im Zimmer, der so lang mit den eisernen Gliedern herum wedelt, bis ich endlich aufwache und er mit seiner Show beginnen kann? Ich versuche, das unliebsame Geräusch zu ignorieren. Und tatsächlich, es wird still und langsam schlafe ich wieder ein. Als ich mich das nächste mal zur Seite drehe, klirrt es wieder. Wütend will ich den Poltergeist anfahren, dass er gefälligst seine Ketten zur Seite legen soll, weil ich ihn ansonsten damit erwürge. Aufmerksam sehe ich mich im Zimmer um, nur dass da kein Poltergeist ist. Wenn ich mir das Zimmer so ansehe, dann denke ich eher, dass hier die kleinen Heinzelmännchen am Werk gewesen waren. Verwirrt reibe ich mir die Augen und setze mich auf die Bettkante. Dabei klirrt es wieder. Ich verfolge das Geräusch bis zum Ursprung zurück und erschrecke. Am Kopfteil des riesigen Bettes, in dem ich heute die Nacht verbracht hatte, sind zwei eiserne Ketten angebracht worden. Versuchsweise nehme ich sie in die Hand und zerre daran. Keine Chance. Wer daran gefesselt ist, der bleibt es auch, bis man ihn befreit. Sämtliches Blut sackt mir in die Füße. Ach du Schande. Steht Sebastian etwa auf Fesselspiele? Wieso habe ich die Kette noch nicht eher bemerkt? Waren an eben diesem Bett schon Frauen gekettet gewesen, während er sich an der Macht erfreut hatte, alles mit ihnen tun zu können was er will? Sofort entsteht eine Szene in meinem Kopf. Eine sehr hübsche Frau - festgekettet, wobei ihre Arme weit auseinander zu den jeweiligen Pfosten des Bettes wandern. In ihren Augen glitzert die Lust und sie räkelt sich vor Erwartung auf den Laken. Oh Gott! Und ich habe in diesem Bett geschlafen!! Der Gedanke, Sebastian hat sich hier schon mit anderen Frauen vergnügt, tut unendlich weh. Andererseits rügt mich ein anderer Teil als naive Göre. Sebastian ist ohne Frage ein gutaussehender Mann. Wenn er nicht regelmäßig Gespielinnen für seine … Bedürfnisse finden würde, dann fresse ich einen Besen. Und jetzt ist er auch noch an eine geraten, die ihn nicht befriedigen kann, weil sie ansonsten in den Blutrausch fallen, ihn beißen und tot umfallen würde. Reizend.

Ich zwinge mich zur Ruhe. Denk nach, Keira. Du hast gestern schon hier geschlafen. Hast du da die Ketten gehört? Ich stoße erleichtert die Luft aus. Nein, das habe ich nicht. Er muss sie also gestern angebracht haben. Mir fällt ein, dass er gestern mit einer großen schwarzen Tasche wieder her gekommen ist. Warum hat er die Ketten jetzt erst angebracht? Eine Mischung aus Erregung und Angst ballt sich zu einem dicken Klumpen in meinem Bauch. In Gedanken schiebt sich mir wieder die Szene von vorhin vor die Augen. Nur dass es dieses mal keine hübsche, fremde Frau ist, die auf dem Bett angekettet ist. Sondern ich. Panik schießt in mir hoch. Sind die Ketten etwa dazu da, dass ich ihn nicht beißen kann, während… Um Himmels willen. Ich hatte nie über so eine Art des Sexspiels nachgedacht. Wollte mit so etwas nie in Kontakt kommen, um ehrlich zu sein. Mit Erstaunen und einer kleinen Portion Widerwillen stelle ich fest, dass mich dieser Gedanke erregt. Angekettet. Sebastian ausgeliefert zu sein. Ich schnappe nach Luft. Das ist eine Portion zu groß für mich. Das würde ich nicht schaffen. Für so etwas bin ich noch nicht bereit. Kalter Schweiß bricht mir aus.

Die Tür zum Schlafzimmer wird aufgerissen. Sämtliche seiner Muskeln sind angespannt. Er schaut sich systematisch im Zimmer um. Nachdem er niemanden entdecken kann, entspannt er sich und kommt langsam auf mich zu. „Was ist los, Keira? Ich hatte so ein seltsames Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt.“ „A-alles okay.“, stottere ich. Seine Nasenflügel blähen sich, als würde er etwas riechen. Schlagartig verdunkeln sich seine Augen und sein Blick richtet sich zuerst auf meine wie wild sich hebende und senkende Brust. Sofort stellen sich meine Brustwarzen auf. Damit nicht genug. Sein Blick wandert nach unten, seine Nasenflügel bewegen sie wieder so, als würde er etwas wittern. Dummerweise habe ich eine gewisse Ahnung, was er da wahrnimmt, denn ich rieche es auch. Meine Erregung. Die Bilder in meinem Kopf wollen sich einfach nicht vertreiben lassen. Ich presse krampfhaft meine Beine zusammen. In seinen Augen flackert etwas auf, während er auf mich zu läuft.

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