„Du willst es also wirklich hören?“, fragt mich Brutus zum gefühlten tausendsten Mal. Wie schon vorhin kommt ein fauchendes Geräusch aus meiner Kehle, dass ich nicht einordnen kann. Ich kann mich nicht erinnern, je schon einmal so ein Geräusch von mir gegeben zu haben. „Also gut, beruhige dich. Ich fange ja schon an.“ Er räuspert sich noch einmal und ich höre, wie er sich umdreht um eine bequemere Position zu finden. Scheinbar will er mich jetzt auch zu Tode quatschen…
„Vor hunderten von Jahren, entstanden die ersten Vampire. Wie genau und wer der erste Vampir war, ist nicht bekannt. Es ranken sich allerlei Legenden und Geschichten um dieses Thema, aber keine davon scheint meiner Meinung nach wahr zu sein.“ „Du wolltest mir doch etwas ganz anderes erzählen! Warum bitte, fängst du jetzt beim Urschleim an?“ „Weil dieser „Urschleim“ wichtig ist, um deine Lage zu verstehen! Also halte jetzt deine Klappe und höre zu! Oder können das Ärzte etwa nicht?“ Zischend stoße ich wieder die Luft aus, reiße mich aber zusammen, ihn nicht wieder anzufauchen.
„Gut. Also vor einigen hundert Jahren gab es da also den ersten Vampir. Und dieser war genauso durstig und ungebändigt, wie auch du jetzt. Er hatte seinen Blutrausch nicht unter Kontrolle und Biss jeden, den er zu fassen bekam. Wie du dir denken kannst, gab es innerhalb kürzester Zeit viele Vampire mehr, die sich genau so wenig im Griff hatten wie ihr „Vater“. Woher sollten sie es auch anders wissen, wenn sie es nicht anders vorgelebt bekommen? Es ist, wenn man darüber nachdenkt genau dasselbe wie auch mit den Menschenkindern und ihren Eltern. Wenn du mich fragst…“ Schon wieder kann ich meine Wut nicht zurück halten und ein grollen entsteht in meinem Hals. „Ja tut mir Leid, ich schweife schon wieder ab. Aber es ist echt lang her, dass ich mich mit jemanden unterhalten konnte, der nicht von der Kälte beherrscht oder tierischen Ursprungs ist. Ihr Ärzte seid wirklich nicht von der geduldigen Sorte!“ Mein Gott, wie kann man nur so sticheln??, denke ich mir und bemühe mich krampfhaft die Wellen meiner Wut wenigstens einigermaßen im Zaum zu halten.
„Ja- wo war ich stehen geblieben? Ach ja, die Vampire zogen herum und löschten ihren Durst an jedem lebenden Geschöpf. Zumeist waren das Menschen, aber auch allerlei andere Kreaturen. Sie waren schon bald die Schreckensherrscher über ganz Europa und Asien. Man sagt, die Menschheit war nahezu ausgestorben gewesen. Es gab nur noch einige kleine Gruppen, die ihnen nicht unter die Finger gekommen sind. Viele dieser Gruppen gibt es heute nicht mehr. Andere sind in unserer Welt bekannt wie ein bunter Vogel. Aber dazu später mehr. Die wichtigste und damals auch die stärkste Gruppe von allen, die uns jetzt nur interessiert, weil du ja sonst noch Mittel und Wege findest, mich doch noch zu zerfleischen- waren die Hexen. Diese waren aber ebenfalls in zwei Gruppen zerfallen, und daher auch sehr schwach.
Viele sind den Fängen der Vampire nicht entkommen. Und so wäre es auch noch vielen weiteren ergangen, wenn nicht sogar allen und die menschliche Spezies wäre vielleicht ausgestorben.“ „Wann sagtest du noch einmal, war das? So eine Sterben kann man doch nicht vor der ganzen Welt und vor der Geschichte verheimlichen!“ „Nein, das geht wirklich nicht. Aber schon in der damaligen Zeit gab es Leute, die fantastisch darin sind, Dinge zu verdrängen, die sie nicht wahr haben wollen.“ Ich spüre, wie sich sein Blick bedeutungsschwer auf mich richtet, aber ich ignorierte es.
„Sie machten eine Krankheit für das viele Sterben und die Verwandlungen der Menschen verantwortlich: die Pest.“ „Die Pest?“, frage ich. „Aber gab es nicht die ersten Ausbrüche der Pest schon im Mittelalter, im 15. Jahrhundert?“ „Ja. Genau diese meine ich.“ „Aber das sind dann nicht nur hunderte Jahre, sondern tausende, seitdem es die Vampire gibt!“ „Ja bitte, dann sind es eben tausende. Für einen Vampir sind Jahreszahlen bedeutungslos. Wir leben um einiges länger als die Menschen, auch wenn wir nicht unsterblich sind, was wohl einige eurer Geschichten sagen… Na ja wie auch immer. Es gab also damals Menschen, die das Sterben der Pest zuschrieb. Aber bevor du jetzt wieder anfängst, ja die Pest gab es wirklich. Aber sie war nicht im Mindesten so stark, wie es uns die Geschichte verklickern will. Zumindest damals nicht.“ „Wahnsinn. Das kann man ja nicht glauben! Nein, das glaube ich dir auch nicht!“ „Glaube doch was du willst! Aber es war so. Willst du mir jetzt weiter zuhören oder lieber wie ein Kind schmollen?“
DU LIEST GERADE
The Hospital
FantasyKaum hat Keira ihre Arbeitsstelle angetreten, passen merkwürdige Dinge. Dinge, die sie schon einmal erlebt und verdrängt hat. Dinge, die sie nie wieder zu erleben gehofft hat. Dazu kommt, dass ihr erster Patient sie wie magisch anzieht und sie nich...