Kapitel 23 - hungriges Erwachen

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Schmerz. Hunger. Schreie. Stöhnen. Riesengroßer Hunger. Schwirrende Sicht. Keuchen. So großen Hunger, dass es schon schmerzt. Bebende Muskeln. Trommeln im Kopf. Hunger! Hunger! Hunger!

Was zum Teufel ist hier nur los?

Warum kann ich mich nicht bewegen, als wäre ich festgeschnallt? Warum dröhnt es so sehr in meinem Kopf, als würde jemand mit einem Hammer darauf schlagen? Warum höre ich immer wieder gepeinigte Schreie und Stöhnen, als würde gerade jemand gefoltert werden? Warum sehe ich alles nur schemenhaft, als hätte ich vier Flaschen Wodka intus? Warum zuckt mein ganzer Körper, als wäre ich an einen Stromkreis angeschlossen? Und warum- warum hab ich so einen großen Hunger?

Kurz versuche ich meine Gedanken auf diesen Hunger zu konzentrieren. Doch es bleibt etwas unspezifisches, und derart großes, wie ich es noch nie verspürt habe. Als hätte ich seit einer Woche nichts mehr gegessen. Wann habe ich das letzte Mal etwas gegessen? Kleine, verzerrte Bilder erscheinen. Bilder, die mich in der Caféteria zeigen. Ich stochere lustlos in meinem Essen herum. Bei diesem Bild dreht es mir den Magen um. Mir wird kotz übel. Als würde ich einen Teller voller Spinnen und Froschlaich vor mir haben, als mit Spaghetti.

So großen Hunger.

Kann mir nicht mal jemand helfen? E tut so weh. Ich will etwas essen. Verzweifelt versuche ich mich zu bewegen. Höre aber nur ein klappern, als wäre ich tatsächlich auf einem Bett fixiert worden. Mit ganzer Kraft versuche ich meine Fesseln zu sprengen, doch kein Erfolg. Nur ein kräftiger Stoß an etwas Hartem. Der Schmerz lässt meinen Körper zusammen krampfen. Pochende Wellen durchströmen mich. Was ist hier nur los? Ich will doch nur etwas essen, damit dieser Schmerz aufhört.

Noch einmal werfe ich mich herum, aber mit demselben bescheidenen Erfolg. Eine weitere Beule an meinem Kopf. Ich öffne den Mund, um andere auf mich aufmerksam zu machen. Irgendjemand muss doch da sein, der mir helfen kann? Es kommt nur ein heiseres krächzen heraus. Probeweise bewege ich meine Zunge und räuspere mich. Vollkommen ausgetrocknet. Ich fühle mich wie in der Wüste Sahara. Hunger, Durst! Irgendjemand, muss doch da sein um mir zu helfen? Solche Schmerzen, das man es kaum beschreiben kann. Ich wimmere.

Noch immer pocht mein Kopf und meine Sicht ist verschwommen. Sobald ich versuche etwas mit den Augen zu fokussieren, fängt mein Kopf noch mehr an zu schmerzen. Was ist da nur los? Was ist passiert? Kann mir nicht irgendjemand helfen? Ein weiteres krächzen kommt aus meinem Mund.

Stunden vergehen.

Kraftlos liege ich im Bett. Die Augen geschlossen und meine Umwelt wahrnehmend. Mit jeder Stunde nimmt mein Schmerz um ein winziges Gramm ab. Bleibt aber dennoch so heftig, dass ich Probleme habe zu atmen. Wie lang liege ich jetzt wohl schon hier? 7 Stunden und 55 Minuten, kommt die Antwort prompt und unerwartet.

Noch immer habe ich Hunger. Er ist sogar noch schlimmer geworden als vorher. Bitte, Hilfe!, versuche ich zu sagen. Es kommt aber wieder nur ein wimmern über meine Lippen.

Weitere Stunden vergehen. Das Dröhnen im Kopf nimmt ab. Dafür fängt meine Haut an zu jucken und ein seltsames Druckgefühl breitet sich hinter meinen Augen aus. Der Schmerz steigt immer mehr an, bis ich in der Dunkelheit versinke.

Mit einer seltsamen Klarheit wache ich wieder auf. Es ist dunkel im Zimmer und dennoch kann ich alles scharf sehen. Es ist wohl mittlerweile Nacht geworden. Als hätte ich ein Nachtsichtgerät auf. Aber nicht in diesem seltsamen  grünen Ton, nein! Die Nacht enthüllt die schönsten dunklen Farben, die ich je gesehen habe. Es kommt mir gleichzeitig sehr fremd und doch vertraut vor. Als hätte ich diese Schönheit schon immer vor Augen gehabt, sie aber nie richtig wahrnehmen, und sehen können. Das Kribbeln meiner Haut und das Druckgefühl hinter meinen Augen hat sich auf ein Minimum reduziert. Der Hunger hat sich verdoppelt, wenn nicht sogar verdreifacht. Wenn das überhaupt möglich ist. Unter meinen Fesseln versuche ich mich zusammenzukrümmen, um den Schmerz, der von meinem leeren Magen ausgeht, aushalten zu können. Unwillkürlich frage ich mich, wann das endlich ein Ende nimmt?

The HospitalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt