„Also", beginnt er. „Wie ich sehe, muss ich jetzt Lehrer spielen aber ich sehe nicht ein, dass ich jede Menge Fragen beantworten muss. Es wird ja sowieso vollkommen umsonst sein es dir zu sagen... aber gut. Im Gegenzug möchte ich dir auch ein paar Stellen." Sofort verengen sich meine Augen zu Schlitzen und ich erhebe mich aus meiner eigentlich bequemen Position. „Was soll dir das bringen?", frage ich ihn, was mir durch den Kopf geht. „Was ist das für eine Frage! Mir ist langweilig, schau dich doch einmal um. Hier ist nicht wirklich ein Ort, an dem Spaß hat und Vergnügen. Mir ist schon so was von stinklangweilig, dass ich mich mit jemanden wie dir abgeben muss." „Halt lieber deiner Klappe, sonst erfährst du gar nichts!", knurre ich und lasse mich mal wieder wutentbrannt von seinen Worten auf mein Bett zurück fallen. Doch leider kann ich meine bequeme Position von vorhin nicht wieder finden. Gerade will ich mir mein Kissen unter den Kopf stecken, da fällt mir auf, dass ich es nicht mehr habe. Ich habe es ja Dummerweise als Wurfgeschoss verwendet und jetzt ist es weg. -und ich liege mit dem Kopf so flach auf der Matratze, dass ich mich unwohl fühle und mich doch wieder aufsetze. Ich nutze gleich die erhöhte Position um den mir gegenüber stechende Blicke zuzuwerfen.
„Mir ist es egal. Dann bleibe halt auf deinen Fragen sitzen. Entweder du lässt mich so erzählen wie ich will, oder du lässt es bleiben. Deine Entscheidung. Ich meine ja nur, wie haben jetzt verdammt lang Zeit, wenn wir hier eingesperrt sind." In meinem Kopf explodieren schon fast die Fragen, dass ich es nicht mehr zurück halten kann, sie zu stellen. Auch mein Gegenüber scheint das zu merken. „Na komm schon, stell eine Frage. Du platzt doch sonst noch..."
„Wie heißt du?" Überrascht schaut er mich an. „Das ist deine erste Frage?" Verwirrt, was er damit schon wieder meint, nicke ich nur. Er zieht seine Mundwinkel nach unten und hebt die Augenbrauen. „Na gut. Nichts leichter als das. Meine Name ist Brutus." Jetzt bin ich an der Reihe die Brauen vor Verblüffung zu heben. Wie kann eine Mutter ihrem Sohn „Brutus" nennen? Wenn ich mich recht erinnere, ist das doch der Stiefsohn von Cesar gewesen, der ihn schlussendlich umgebracht hat. Hat sie sich solch einen Weg für ihren Sohn ausgedacht?
„Ja, mach dich nur über mich lustig." „Das habe ich keineswegs vor." „Okay, dann will ich wissen, warum du wissen willst, wie ich heiße." Ich zucke mit meinen Schultern und antworte: „Ganz einfach, du hast doch gesagt, wir werden noch sehr lange hier sein. Deswegen finde ich es nur richtig, dass ich weiß, wie du heißt." Überraschenderweise grinst mich Brutus nach dieser Antwort freundlich an. Mit diesem Gesichtsausdruck sieht er gleich noch viel jünger aus, als er wahrscheinlich überhaupt ist. Doch dann, als hätte ich etwas Falsches gemacht (was ich wirklich nicht getan habe, denn ich saß einfach nur ruhig da, Ehrenwort!) erlischt sein Lächeln und wird wieder von dem grimmigen Gesichtsausdruck abgelöst. „Das stimmt.", sagt er ganz leise „Wir werden noch sehr lange Zeit hier drin festhängen", fügte er noch etwas leiser hinzu, dass ich mich wunderte, es überhaupt gehört zu haben.
Ich räuspere mich und stelle dann gleich die nächste Frage: „Kann ich dich noch etwas fragen?" Keine Ahnung warum, aber auf einmal war meine Wut wie weggeblasen. Könnte vielleicht an dem traurigen Hundeblick gelegen haben, denn ich für eine Sekunde bei ihm habe aufblitzen sehen. Sofort wird mir klar, er ist nur deshalb so grantig und gibt sich unnahbar, um sich selbst nicht eingestehen zu müssen, dass er vielleicht traurig ist? Psychologie war noch nie mein Lieblingsfach gewesen, vielleicht weil ich schon so viele schlechte Erfahrungen mit Leuten von diesem Schlag gemacht habe. Aber trotzdem war ich mir fast 100 prozentig sicher. „Hast du jemanden verloren? Wie bist du hier her gekommen?", frage ich ihn und kann den mitleidigen Ton in meiner Stimme nicht verhindern. „Ach, was interessiert es dich denn? Weißt du überhaupt selbst, wie du hier rein gekommen bist?", fragte er mich ungewöhnlich heftig. Da habe ich wohl einen wunden Punkt getroffen. „Nein, ich weiß nicht, wie ich hier rein gekommen bin." „Na also, sag ich doch!", erwiderte er noch immer ungestüm. „Wieso fragst du mich dann so etwas? Hast du nicht eigene Probleme, mit denen du fertig werden musst?" Japp, dass ist definitiv ein wunder Punkt. Wenn nicht sogar eine riesige, eitergefüllte Wunde. Ungehindert kamen die Worte aus meinen Mund. „Weil du so traurig ausgesehen hast und ich nur nett sein wollte. Weißt du, es hilft manchmal wenn man über seine Gefühle spricht." Donnernd kracht seine Faust auf sein Bett. Dieses knirscht kurz bedrohlich, bleibt aber unverändert stehen. „Hör mir auf mit deinem Arztpallaber! Das kann ich jetzt echt nicht ertragen. Stell jetzt deine Fragen oder schweig!" „Wenn du meinst, das ist jetzt eine gute Idee, wenn du so aufgebracht bist...", sage ich auch schon mit einem leicht bissigen Unterton. „Ich bin nicht aufgebracht!", schreit er mich an und ballt seine Hände dabei so kräftig zur Faust, dass sie weiß werden und ich schon wieder sein köstliches Blut riechen kann, das sofort meine Sinne umnebelt. Ich vergesse sofort alle meine Fragen, Ängste und Sorgen. Nur ein Gedanke beherrschte mich: Ich muss dieses Blut kosten!
DU LIEST GERADE
The Hospital
FantasyKaum hat Keira ihre Arbeitsstelle angetreten, passen merkwürdige Dinge. Dinge, die sie schon einmal erlebt und verdrängt hat. Dinge, die sie nie wieder zu erleben gehofft hat. Dazu kommt, dass ihr erster Patient sie wie magisch anzieht und sie nich...